Sommernächte sind Polizei-Nächte

Wie Sommernächte bunt, laut und wild bleiben – ohne Gewalt

Einsatzkräfte der Luzerner Polizei am Bahnhof. (Bild: zvg)

Die Menge an Polizeimeldungen übers vergangene Wochenende spricht Bände: Wenn die Nächte warm sind und junge Menschen die Plätze fluten, ist die Polizei im Dauereinsatz. Warum Orte wie rund ums KKL für die Jugend trotzdem wichtig sind, erklärt der Luzerner Stadtrat.

Die Nächte im Sommer sind lang und belebt – das Treiben auf den Strassen euphorisiert die einen und erschreckt die anderen. Selten sind der Europaplatz, das Vögeligärtli, das Inseli so voll, dynamisch, wild und unkontrolliert wie in den Sommermonaten. An schönen Wochenenden halten sich nach Schätzungen der Stadt rund 3000 junge Menschen an Plätzen vom Inseli bis zum Richard-Wagner-Museum auf.

Die Luzerner Polizei berichtet am Sonntag, ausserhalb des Stadtfestes «viele Einsätze» gehabt zu haben, besonders wegen Streitigkeiten und Ruhestörungen. Doch Feiern kann auch in Gewalt umschlagen. Wie etwa am Sonntagmorgen, als ein 47-Jähriger zwei Sicherheitsmitarbeiter des Burger King mit einem Messer schwer verletzte (zentralplus berichtete). War das ein Nebeneffekt des Grossanlasses?

Die Brennpunkte in Luzern sind bekannt

Urs Wigger, Mediensprecher der Polizei, betont auf Anfrage von zentralplus, die Attacke im Fast-Food-Restaurant habe nichts mit dem Stadtfest zu tun. «Der Vorfall im Burger King hat keinen Zusammenhang mit dem Luzerner Fest.» Denn der Angriff habe ausserhalb des Festgeländes stattgefunden. Auf dem Gelände selbst habe es nur «kleinere Auseinandersetzungen» gegeben.

Gleichzeitig bestätigt der Mediensprecher die vielen Einsätze im ganzen Kantonsgebiet und erklärt: «Das hat auch mit der Jahreszeit und den Temperaturen zu tun.» Besonders an den Wochenenden herrsche an Brennpunkten wie rund ums KKL ein «grosses Personenaufkommen».

«Viele unterschiedliche Gruppierungen auf engem Raum, das birgt ein gewisses Konfliktpotential.»

Luzerner Stadtrat

Hier würden sich vor allem «Jugendliche und junge Erwachsene» versammeln sowie «Randständige und Asylsuchende», schreibt Urs Wigger. «Viele unterschiedliche Gruppierungen auf engem Raum, das birgt ein gewisses Konfliktpotential.»

Luzern ist ein wichtiger Ort für die Zentralschweizer Jugend

Die Situation ist dem Stadtrat bekannt. Erst kürzlich schrieb er in seiner Antwort auf eine Interpellation, die noch diese Woche im Grossen Stadtrat behandelt wird: «Die Nutzung des öffentlichen Raums hat sich über die letzten zwanzig Jahre stark verändert.»

«Im Zentrum treffen sich Jugendliche und junge Erwachsene aus der ganzen Zentralschweiz oder aus einem noch weiteren Einzugsgebiet.»

Luzerner Stadtrat

«Kommerzialisierung, Eventisierung, Mediterranisierung sowie 24-Stunden-Gesellschaft» beobachtet die Luzerner Regierung auf den öffentlichen Flächen der Stadt. Das bedeutet: Die jungen Menschen gehen gerne nächtelang in die Parks, tanzen, trinken, hören Musik – das Feiern auf den Strassen ist in Mode. Und für Minderjährige oft die einzige Option.

Dabei sei Luzern mit seinen Plätzen für junge Menschen aus dem ganzen Landesteil ein wichtiger Ort, findet der Stadtrat. «Im Zentrum treffen sich Jugendliche und junge Erwachsene aus der ganzen Zentralschweiz oder aus einem noch weiteren Einzugsgebiet.» Orte «ohne Konsumzwang» seien besonders für die Jugend von «hoher Bedeutung».

Eine Analyse ist in Arbeit

Für die Stadt ist klar, dass diese Plätze für junge Menschen erhalten bleiben müssen. Ebenfalls sei aber bekannt, dass die «starke Nutzung» auch zu Konflikten führen könne. Wie etwa in den Corona-Jahren 2020 und 2021, als sich die Nutzung der öffentlichen Flächen «akzentuierte», schreibt der Stadtrat. «Spannungen, Unzufriedenheit und Frustration entluden sich früher oder später.»

Um einen Eindruck über das gesamte Thema zu erhalten, hat die Stadt Luzern jetzt beim Luzerner Forschungsinstitut Interface eine Analyse in Auftrag gegeben. In der Untersuchung geht es um den «bedarfsgerechten Zugang zu Ansprech- und Vertrauenspersonen bei Jugendlichen, die sich oft im öffentlichen Raum aufhalten». Schon im Herbst rechnet der Stadtrat mit den ersten Ergebnissen.

Die Analyse soll «allfällige Lücken» zeigen und «Massnahmen zuhanden der zuständigen Instanz» vorschlagen. So können die Sommernächte für die Jugend in Luzern hoffentlich weiter bunt, laut und wild bleiben – dafür ohne Gewalt und Aggression.

Verwendete Quellen
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