Hochdosiertes Ecstasy und Fake-Cannabis

Was in Luzerns illegalen Drogen drinsteckt

LSD, MDMA oder Koks: Für manche Partygängerinnen gehören Drogen zum Feiern dazu. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

In Luzern können Konsumenten bei der Drogeninformation Luzern ihre Drogen testen lassen. Die Laboranalysen zeigen: Das Kokain ist sehr rein – MDMA-Tabletten sind oft hochdosiert.

Wer Drogen kauft, kann kaum wissen, ob die Angaben der Dealerin stimmen – und was wirklich in den Substanzen enthalten ist.

Wer sicher konsumieren will, lässt seine Drogen daher auf gefährliche Substanzen testen. In Luzern kann man das in der Drogeninformation Luzern (Dilu) an der Murbacherstrasse tun (zentralplus berichtete). Neueste Zahlen der Dilu zeigen jetzt, wie oft und welche Drogen getestet werden – und verraten spannende Fakten aus den Laboranalysen.

1. Warum überhaupt zum Drug-Checking?

Die Dilu findet: Der Konsum von psychoaktiven Substanzen ist eine Realität, das Drug-Checking eine Reaktion darauf. Die Fachstelle ist ein Angebot des Vereins kirchliche Gassenarbeit Luzern und soll die Schäden durch Drogenkonsum mildern.

Denn das Risiko ist hoch, sagt Betriebsleiterin Olivia Allemann gegenüber zentralplus: «Mit jedem Konsum einer psychoaktiven Substanz gehen Konsumierende ein unkalkulierbares Risiko ein. Wer zu uns ins Drug-Checking kommt, macht dieses Risiko für sich selber kalkulierbarer. Der Konsum wird sicherer.»

Denn, anders als bei einer Flasche Wein gibt’s kein Etikett, das verrät, was in der Line Koks oder der MDMA-Pille enthalten ist – und in welcher Menge. Auch wenn die Dealerin auf der Gasse oder im Darknet die Drogen anpreist und Angaben dazu macht: Ob das alles stimmt? Wer seine Drogen testen lässt, weiss, was und wie viel drinsteckt.

2. Diese Drogen wurden getestet – und so oft wurde gewarnt

Insgesamt wurden in der Dilu im letzten Jahr 244 Substanzen abgegeben. Die am häufigsten getesteten Drogen waren LSD, Amphetamin, Cannabis, MDMA und Kokain.

Die Dilu hat bei 25 Proben eine Warnung veröffentlicht. Das heisst, bei einer von zehn abgegebenen Drogenproben spricht die Fachstelle eine Warnung aus. Alle Warnungen von Schweizer Drug-Checkings werden auch im nationalen Warnungstool aufgeführt.

In den meisten Fällen warnte die Dilu vor hochdosierten MDMA-Tabletten. In dieser Kategorie musste die Stelle insgesamt 15-mal eine Warnung aussprechen. Gefolgt von synthetischen Cannabinoiden. Gemeint ist CBD-Hanf, das mit synthetischen Cannabinoiden besprayt wird und hochgefährlich ist. 

3. Wer testet

Das Angebot der Dilu richtet sich an Leute, die in ihrer Freizeit Drogen konsumieren. Das Durchschnittsalter lag gemäss Angaben der Stelle bei 34 Jahren. Insgesamt nutzten viel mehr Männer das Drug-Checking: 195 Männer waren es und nur 30 Frauen.

Hier kannst du Drogen auf gefährliche Substanzen testen lassen

Jeden Montagabend hat die Dilu – Drogeninformation Luzern von 17.30 bis 19.30 Uhr geöffnet. Mehr Infos findest du hier. Die Abgabe einer Substanz ist jeweils mit einem Beratungsgespräch verbunden. Alles kostenlos und anonym.

Hier findest du alle aktuellen Substanzwarnungen des nationalen Warnungstools. Und auf know-drugs.ch findest du Infos zu allen Substanzen, Risiken, Nebenwirkungen und Safer Use.

4. Woher die Drogen kommen – und wie teuer sie sind

Die meisten Konsumentinnen treiben illegale Substanzen privat auf – nämlich 76 Prozent. 17 Prozent kauften Drogen im Internet. Auf Telegram gibt es Dutzende Gruppen, die auf einer Art Menükarte Koks, Ketamin, LSD oder Zauberpilze anbieten. Fünf Prozent besorgten sich die Drogen an einer Party, nur zwei Prozent auf der Gasse.

Die Käufer gaben der Dilu an, im Schnitt 80 Franken für ein Gramm Kokain bezahlt zu haben. Amphetamine sind mit 17 Franken pro Gramm deutlich günstiger. Ein LSD-Filz kostete durchschnittlich 12 Franken. Eine MDMA-Pille ist durchschnittlich für 10 Franken erhältlich, Cannabis/Hasch für neun Franken pro Gramm.

5. So rein ist das Kokain

Insgesamt gaben Nutzerinnen 31 Kokainproben in der Fachstelle ab. Die Erkenntnis: Die Droge war extrem oft rein. Mehr als die Hälfte aller Proben enthielten 95 bis 100 Prozent reines Kokain. Bei über 20 Prozent der Proben lag der Reinheitsgrad bei 90 bis 94 Prozent.

Wird Kokain gestreckt, so nutzen Dealer Streckmittel wie Koffein, Procain (ein Mittel zur örtlichen Betäubung), Paracetamol und Phenacetin (wirken beide gegen Schmerzen und Fieber), Levamisol (Mittel gegen Fadenwürmer, wird von Tierärzten angewendet) und MDMA.

6. So hochdosiert ist MDMA

Letztes Jahr brachten Freizeitkonsumenten 19 MDMA-Pillen zum Testen. Die Dilu hat bei 16 Tabletten in den sozialen Medien und auf der Website des nationalen Warnungtools andere Konsumentinnen gewarnt, weil sie stark dosiert waren. Einmal hat das Drug-Checking wegen zusätzlicher Inhaltsstoffe gewarnt.

Erst kürzlich hat die Dilu vor dieser MDMA-Tablette gewarnt, wie der Instagram-Post zeigt. Konsumentinnen, die eine Tablette mit der gleichen Form, Farbe und Logo besitzen, können mit dem Hinweis abschätzen, wie viel Milligramm MDMA in ihrer Pille ungefähr enthalten ist. Wobei auch da Vorsicht geboten ist: Denn gleiches Logo heisst nicht zwingend, dass der Inhalt gleich ist.

7. So gefährlich ist Gras

Im letzten Jahr musste die Dilu gleich viermal vor synthetischen Cannabinoiden warnen. Dies bei insgesamt 39 analysierten Cannabisproben. Wer das Fake-Gras raucht, dem drohen riskante Überdosierungen. Die Folgen: Ohnmacht, Herzrasen, Krampfanfälle, Übelkeit und Erbrechen – bis hin zum Herzinfarkt. Die Dilu rät bei solchem Gras dringend vom Konsum ab (zentralplus berichtete).

Das Gemeine: Synthetische Cannabinoide sehen aus wie normales Gras. Deswegen: Lieber testen lassen – oder zuerst zur zwei bis drei Züge rauchen, dann den Joint für 20 Minuten auf die Seite legen und abwarten. Wirkt der Joint ungewöhnlich, dann die Finger davonlassen.

8. So rein ist das Amphetamin

Amphetamin wird auch «Speed» oder «Pep» genannt. Es sieht aus wie Kokain – das Pulver ist weiss bis gelblich. Speed wirkt aufputschend. In der Fachstelle wurden letztes Jahr 41 Proben abgegeben. Die meisten waren mit Koffein gestreckt. Der Reinheitsgrad schwankt enorm – zwischen weniger als zehn Prozent bis 100 Prozent war alles dabei.

9. Das steckt im LSD drin

Im Luzerner Drug-Checking gaben Freizeitkonsumenten 55 LSD-Proben ab. Bei den meisten Proben – 92 Prozent – war das LSD rein oder die Laborantinnen haben iso-LSD nachgewiesen. Iso-LSD entsteht bei der Herstellung oder bei der Zersetzung von LSD, wirkt jedoch gemäss Angaben der Dilu genauso wie normales LSD. Andere Quellen vermuten einen Zusammenhang mit einer unsauberen Herstellung.

Verwendete Quellen
  • Faltenblatt der Drogeninformation Luzern (Dilu)
  • Instagram-Account der Dilu
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