Von Ferraris und Steuerberatern

Tiktok präsentiert den Kanton Zug im Zerrbild

Einen Ferrari fahren und Steuern sparen: der «typische» Zuger. (Bild: Tiktok)

Zug hätte vieles zu bieten. Doch auf der Social-Media-Plattform Tiktok ist davon nur wenig zu sehen. Viel lieber rücken Tiktoker den Kanton in ein klischiertes Licht.

Im «Autokanton» fährt jeder Zweite einen Porsche, während in seiner Garage weitere Luxuskarossen verstauben. Und natürlich wimmelt es im Kanton Zug von Briefkastenfirmen, Expats und reichen Menschen.

So jedenfalls lauten die gängigen Klischees. Und dieser bedienen sich auch Tiktoker, wie ein Scrollen durch die Social-Media-Plattform zeigt.

In Zug gibt’s 365 Tage im Jahr die «Luxus-Auto-Show»

So etwa Mike Casa, ein Stand-up-Komödiant. In einem Video gibt er seine Tipps zum Besten, was man bei einem Abstecher nach Zug unbedingt auf seine To-do-Liste schreiben muss. So rät er, morgens «die Luxus-Auto-Show» zu besuchen. Diese finde jedes Jahr vom 1. Januar bis am 31. Dezember statt. «In jeder Strasse der Stadt!»

Hinter dem Mann mit schwarzem Haar und Bart wird ein Bild einer Skulptur eingeblendet. Die Zugerin weiss: Es ist die Bronze-Skulptur «The knife edge» von Henry Moore, die beim Seebad Seeliken in die Höhe ragt. Der Tiktoker gibt dieser aber einen anderen Namen: das «Steuer-Monument». «Dieses gedenkt all der Millionäre, die ungerechtfertigterweise Steuern bezahlen müssten, bevor die Stadt Zug gegründet wurde», so Mike Casa.

Zugerinnen gehen lieber nach Zürich

Eine andere Tiktokerin postet unter den Worten «Rich girls lifestyle – Zug Edition» ein Video, in dem sie preisgibt, wie reiche Mädchen im Kanton Zug aufwachsen. Diese besuchten das Institut Montana, nippten üblicherweise in der Sky Lounge an einem Glas Prosecco und besässen drei Pferde, um nur einige der aufgezählten Klischees zu nennen. Und: «Du verbringst die meiste Zeit in Zürich – da in Zug absolut nichts los ist», sagt die Tiktokerin. Sinnbildlich verdreht sie dazu ihre Augen.

Die Tiktokerin ist bekannt dafür, die Klischees anderer reicher Frauen in Städten wie Amsterdam, Kopenhagen oder Miami zu thematisieren – stets mit einem Zwinkern. Die meisten Social-Media-Nutzerinnen feiern das Video in den Kommentaren ab. «Ich lebe in Zug – es ist so wahr», schreibt jemand. Eine andere schreibt: «Ich lebe in Zug – jetzt brauche ich nur noch diesen Lifestyle.»

Auch Steuerberater nutzen Tiktok

Weiterscrollen ist angesagt: Auf dem Bildschirm erscheint ein Mann in einem blau-weiss gestreiften Anzug, mit Krawatte und dicker Uhr am Handgelenk. Er ist Treuhänder – und nutzt die Social-Media-Plattform, um seinen Followerinnen die unterschiedlichen Gewinnsteuersätze in den Kantonen zu erklären. Und ob sich ein Firmensitz im Kanton Zug überhaupt lohnt – und das in nur 34 Sekunden.

In anderen Tiktoks sind Ferraris mit Zuger Autonummernschildern zu sehen, die gut hörbar über die Autobahn brettern.

Wem das Ganze zu humorlos ist: Es sei gesagt, dass der Kanton Zug nicht nur schlecht wegkommt. Unterägeri beispielsweise ist der «place to be» – glaubt man dem Tiktoker dieses Videos:

Zugs Unterwasserwelt imponiert

Spass beiseite. Die Zuger Seesicht schafft es gleich in mehrere Tiktoks. Selbst in jenes eines Tiktok-Stars: Eden Harvz. Die Engländerin, die über drei Millionen Followerinnen hat und und mit all ihren Videos auf der Plattform knapp 340 Millionen Likes abstaubte, ist sichtlich begeistert davon, den Zugersee unter Wasser zu sehen. Und das, ohne nass zu werden. «So viele Fische!», sagt Harvz. «Wie toll!»

Und auch die Aussicht vom Guggihügel, die Altstadt und das Seeufer werden als Ausflugstipps gelobt.

Selbst bekannte Namen sind auf Tiktok zu finden. So etwa Heinz Tännler. Denn seine Partei, die Zuger SVP, ist auf Tiktok besonders aktiv. So ist Tännler in einem Video zu sehen, wie er gut gelaunt die Tür seiner Finanzdirektion öffnet. Ihm steht ein Kaffee mit seinem Parteikollegen Gregor Bruhin bevor. «Hesch du es Crème welle?», fragt Tännler noch.

Tännler, Bruhin und Co. sind aber nicht nur beim Kaffeetrinken zu sehen. Sie nutzen die Plattform, um sich pointiert über die Energiesituation, 30er-Zonen und Autostaus zu äussern.

Verwendete Quellen
  • Verschiedene Accounts auf Tiktok
2 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon