Mehr Menschen, weniger Arbeit: So entwickelt sich Luzern
Die Luzerner Bevölkerung wächst. Dies hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Luzerner Regierung wagt in der Antwort auf einen Vorstoss eine Prognose fürs Jahr 2030.
In der Schweiz und somit im Kanton Luzern leben immer mehr Menschen. Gemäss der jüngsten Statistik hat die Bevölkerung im Kanton Luzern von 2019 bis 2022 um fast 12’000 Personen zugenommen. Gut 410’000 Menschen leben hier – Tendenz steigend. Gleichzeitig macht der Wirtschaft der Fachkräftemangel zu schaffen (zentralplus berichtete).
Wie spielt das zusammen? Wird einfach immer weniger gearbeitet? Und wie können die Probleme angegangen werden? Mit diesen Fragen wandte sich die SVP an die Luzerner Regierung. Nun liegen die Antworten vor. Darin zeichnet die Regierung ein Bild, wie Luzern in einigen Jahrzehnten aussehen könnte.
Zunächst korrigiert die Regierung die SVP. Dabei geht es um die Frage nach geleisteten Arbeitsstunden im Kanton Luzern. In ihrem Vorstoss rechnet die SVP – gestützt auf Zahlen von Lustat –, dass im Kanton Luzern zwischen 2019 und 2022 rund 372’000 Stunden weniger gearbeitet worden ist als in den Vorjahren.
Diese Zahl könne sie jedoch nicht nachvollziehen, schreibt die Regierung. Im Gegenteil. Die Arbeitszeiten seien konstant geblieben, es würden immer mehr Personen einer Arbeit nachgehen. Damit steige die Zahl der total geleisteten Arbeitsstunden.
Mehr Menschen – aber weniger am Arbeiten
Wie die Regierung vorrechnet, gehen derzeit im Kanton Luzern gut 240’000 Personen einer Arbeit nach. Gemessen an der Gesamtbevölkerung kommt man dabei auf eine Erwerbsquote von 67 Prozent. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im gesamtschweizerischen Durchschnitt.
Das Problem liegt jedoch in der Demografie. Die Überalterung der Gesellschaft nimmt zu. Das heisst: Künftig leben zwar mehr Menschen im Kanton Luzern. Der prozentuale Anteil derer, die einer Arbeit nachgehen, schrumpft aber. In Zahlen ausgedrückt sieht das so aus: Bis 2050 steigt die Zahl der Erwerbstätigen zwar auf knapp 260’000 Personen. Die Erwerbsquote sinkt jedoch auf 61 Prozent.
Dies bringe einige Probleme mit sich, schreibt auch die SVP in ihrem Vorstoss. Es brauche mehr Wohnungen, mehr medizinisches Personal oder mehr Lehrer. Gleichzeitig sei dies aber ein Potenzial, um Arbeitsplätze zu schaffen.
Luzern 2030: 90 Klassen und 120 Polizisten mehr benötigt
Die Luzerner Regierung wagt einen Ausblick: «Der Mangel an Lehrpersonen wird sich – wie in anderen Beschäftigungsbereichen auch – akzentuieren, da die Generation der sogenannten Babyboomer das Pensionsalter erreicht.» Derzeit würden in Luzern 759 Klassen geführt. Die Regierung geht davon aus, dass in zehn Jahren gut 90 Klassen mehr nötig sein würden. Massnahmen gegen den Lehrermangel seien bereits aufgegleist (zentralplus berichtete).
Bei der Justiz sieht es wie folgt aus: Bis 2030 braucht es knapp 120 Polizistinnen mehr im Kanton. Schon heute hinkt Luzern im kantonalen Vergleich hinterher. Im Schweizer Schnitt kommen auf einen Polizisten gut 400 Bürgerinnen. In Luzern sind es deren 600. Dies gelte es aufzuholen, schreibt die Regierung. Gleichzeitig brauche es auch mehr Platz und Personal in den Gefängnissen (zentralplus berichtete).
Düstere Prognosen im Gesundheitswesen
Wie sich der Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen entwickeln werde, sei schwieriger vorauszusehen. Aber: «Der Fachkräftemangel sowie der Trend zu Teilzeitarbeit im Gesundheitswesen führen dazu, dass sowohl absolut als auch relativ betrachtet immer weniger Gesundheitspersonal für die steigende Bevölkerungszahl zur Verfügung steht.»
Das ist keine neue Erkenntnis, und die Prognose bleibt düster. Wie viele Spitalbetten und medizinisches Fachpersonal künftig benötigt würden, sei kaum abzuschätzen – «sofern diese überhaupt rekrutiert werden könnten», schreibt die Regierung.
Abschliessend schreibt die Regierung, dass das Bevölkerungswachstum jedoch nicht allein Auswirkungen habe auf die Arbeit der Verwaltung und den Arbeitsmarkt, «sondern auch das veränderte gesellschaftliche Verhalten, rechtliche Grundlagen als auch die Anforderungen der Bevölkerung». Das sind viele Faktoren, die genaue Prognosen und Analysen kompliziert machen.
Schreibt gerne über harte Fakten und skurrile Aufreger. Seit über zehn Jahren Journalist bei Online, Print und Fernsehen. Für zentralplus schreibt der Wahl-Luzerner seit 2024.