Aufhebung sorgt für Gesprächsstoff

Zug: Regierung will keine Masken mehr – doch der ÖV zögert

Geht es nach der Zuger Regierung, gibt es bereits ab kommendem Donnerstag keine Maskenpflicht mehr im ÖV. (Bild: ber)

An die Maskenpflicht im ÖV haben wir uns nach bald zwei Jahren fast schon gewöhnt. Nun streitet die Schweiz über den richtigen Zeitpunkt ihrer Aufhebung. Während die Zuger Regierung Tempo fordert, zögern die ÖV-Betriebe.

Die Maskenpflicht wird in den nächsten Wochen fallen. Die heiss diskutierte Frage ist: wann und wo überall? Der Bundesrat schlägt einerseits eine Turboöffnung vor, die eine Aufhebung der Maskenpflicht in allen öffentlichen Innenräumen und im öffentlichen Verkehr (ÖV) per 17. Februar vorsieht. Bei der vorsichtigeren Variante bleibt die Maske im ÖV vorerst oben (zentralplus berichtete).

Die Frage dürfte den Bundesrat vor eine knifflige Entscheidung stellen. Denn die Kantone sind diesbezüglich unterschiedlicher Ansicht. Kantone wie Bern, das Wallis oder Luzern möchten die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr vorerst beibehalten. Graubünden, Obwalden oder auch Zug möchten die Maskenpflicht im Zug und im Bus bereits nächste Woche abschaffen (zentralplus berichtete).

Branche befürchtet Benachteiligung

In die Diskussion hat sich mittlerweile auch die ÖV-Branche eingeschaltet. Der Verband öffentlicher Verkehr sowie die SBB fordern im «Tages-Anzeiger», dass der ÖV gegenüber dem Detailhandel nicht benachteiligt wird. Soll heissen: Wenn man ohne Maske in der Migros oder im Coop einkaufen darf, so soll man auch ohne Maske Bus oder Zug fahren dürfen.

Ueli Stückelberger, Direktor des ÖV-Verbands, sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Wir wollen gleich behandelt werden wie die Geschäfte.»

Zug verweist auf SBB und Postauto

Interessanterweise äussern sich die regionalen Verkehrsbetriebe in dieser Frage wesentlich zurückhaltender. Beispielsweise im Kanton Zug. Während die Zuger Regierung auf eine komplette Aufhebung der Maskenpflicht pocht, wagen sich die Zuger Verkehrsbetriebe (ZVB) in dieser Frage nicht auf die Äste hinaus. So sagt Mediensprecherin Karin Fröhlich: «Für das nationale ÖV-Schutzkonzept sind die Systemführer SBB und Postauto verantwortlich. Die ZVB trägt das bestehende Schutzkonzept mit. 

«Wichtig ist eine national einheitliche Lösung.»

Karin Fröhlich, Mediensprecherin Zuger Verkehrsbetriebe

Dass der Bundesrat die Maskenpflicht nun plötzlich im Eiltempo aufheben will, kommt eher überraschend. Zumal ÖV-Passagiere seit bald zwei Jahren eine Maske tragen müssen und sich mittlerweile daran gewöhnt haben dürften. Was vor diesem Hintergrund überhaupt für eine so rasche Aufhebung der Maskenpflicht spricht, will Fröhlich nicht kommentieren. Sie verweist auch in dieser Frage auf die Systemführer SBB und Postauto.

Gleichzeitig lässt sie aber durchblicken: «Wichtig ist eine national einheitliche Lösung.» Nur auf den ÖV bezogen trifft dies sicherlich zu, schliesslich ergibt es wenig Sinn, wenn Passagiere auf der Strecke von Zug nach Luzern nach Rotkreuz plötzlich eine Maske anziehen müssen. Die Betonung einer national einheitlichen Lösung ist aber auch im Kontext der Forderungen der Branche nach einer Gleichbehandlung von ÖV und Läden zu betrachten.

Maskenpflicht schreckt Passagiere ab

Ein Argument, das für eine rasche Aufhebung der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr spricht, sind die Passagierzahlen. Diese sind wegen der Corona-Pandemie schweizweit stark eingebrochen und erholen sich seither nur langsam (zentralplus berichtete). Es sei schwierig abzuschätzen, welchen Einfluss die Maskenpflicht auf die Passagierzahlen hat, erklärt Fröhlich. Andere Faktoren wie die Homeofficepflicht hätten einen deutlicheren Effekt auf die Zahlen.

Es ist aber anzunehmen, dass nicht alle ehemaligen ÖV-Passagiere zu Bus und Zug zurückkehren werden, so lange dort eine Maskenpflicht gilt. Insbesondere dann, wenn es der einzige Ort ist, an dem eine solche Pflicht noch vorherrscht. Für den Verbandsdirektor Ueli Stückelberger sei dies ein schwieriges Signal. Es entstehe das Gefühl, der öffentliche Verkehr sei gefährlicher als andere Innenräume, sagt er im «Tages-Anzeiger». Für manchen Pendler wohl ist das Grund genug, lieber mit dem Auto als mit dem Zug zur Arbeit zu fahren.

Maskenpflicht gibt Passagieren Sicherheit

Der Spiess lässt sich aber auch umdrehen. Manche Risikopersonen beispielsweise fühlen sich nur dank der Maskenpflicht sicher im ÖV. Einer baldigen Aufhebung stehen sie darum kritisch gegenüber, insbesondere, weil die Menschen im Bus- oder Zugabteil vergleichsweise lang und nahe beieinander sitzen. Die eigens zu diesem Zweck gegründete «IG Risikogruppe» sowie die Altersorganisation «Pro Senectute» setzen sich darum für eine spätere Aufhebung der Maskenpflicht im ÖV ein.

Dies sieht auch der Service-Public-Personalverband Transfair so, wie der «Blick» schreibt. Dieser sorgt sich um die Gesundheit des Bus- und Bahnpersonals, sollte die Maskenpflicht bereits nächste Woche aufgehoben werden.

In Zug hingegen scheint es keine Kritik an einem raschen Ende der Maskenpflicht zu geben. So habe Mediensprecherin Karin Fröhlich diesbezüglich weder vom Personal noch von möglichen Risikopatienten besorgte Rückmeldungen erhalten.

Verwendete Quellen
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