Nebenjobs von Dozenten

Luzerner Hochschulen verzichten auf Transparenz

Die drei grossen Luzerner Hochschulen legen im Gegensatz zu vielen anderen nicht viel Wert auf Transparenz bei ihren Dozierenden. (Bild: mag)

Wer an einer Hochschule eine Professur innehat, ist selten nur Dozent – häufig sind Dozierende nebenbei als Berater oder in einem Verwaltungsrat tätig. Damit das nicht zu Interessenkonflikten führt, schaffen immer mehr Schweizer Universitäten Transparenz. Nicht so die drei Luzerner Hochschulen.

Ob in einem Verwaltungsrat, einem Gremium oder als Berater: Viele Professoren an Schweizer Hochschulen haben eine Nebentätigkeit. Solche Mandate lohnen sich teilweise nicht nur finanziell, sondern erhöhen auch das Prestige der Dozierenden. Sie führen aber manchmal auch zu Interessenkonflikten. Für die Hochschulen ist das ein heikles Thema. Allmählich steigt schweizweit der Druck zur Transparenz.

 

In Zürich wird diskutiert

Im Zürcher Kantonsparlament wurde kürzlich darüber verhandelt, ob Professoren an der Universität Zürich ihre Nebentätigkeiten künftig offenlegen müssen; bisher war dies freiwillig. Auslöser war das umstrittene Sponsoring der UBS im Jahr 2013, dessen Ausmass längere Zeit geheim blieb. Professoren stünden häufig in der Öffentlichkeit, daher müsse transparent sein, in welchen Verwaltungs- und Stiftungsräten sie tätig seien, hiess es im Rat. Die endgültige Entscheidung wird in diesen Tagen gefällt. Andere Unis kennen indes bereits eine Transparenzpflicht, wie beispielsweise die ETH Zürich und die Universitäten Bern und Basel.

 «Wir wollen nicht unnötig in die Privatsphäre der Professorinnen und Professoren eingreifen.»

Lukas Portmann, Universität Luzern

An der Universität Luzern hingegen gibt es keine solche Transparenz, und es ist auch nicht geplant, sie einzuführen. «Wir erachten es nicht als notwendig, die Angaben zu den Nebentätigkeiten öffentlich zu machen», sagt Lukas Portmann, Kommunikationsbeauftragter der Universität Luzern. Die Dozierenden müssen ihre Nebenämter gegenüber der Universität angeben, jedoch nicht gegenüber den Studierenden und der Öffentlichkeit. Für die Universität hat das Informationsbedürfnis der Studenten nicht oberste Priorität: «Wir wollen nicht unnötig in die Privatsphäre der Professorinnen und Professoren eingreifen», so Portmann.

Studenten müssten ihre Dozenten einschätzen können

Transparenz sei für sie zwar wichtig, sagt eine Soziologie-Studentin der UniLu. In ihrem Fachbereich finde sie es aber nicht so relevant, dass Dozenten bezüglich ihrer Mandate und sonstigen Nebenbeschäftigungen offen seien. «Ich frage mich, ob sich die Studenten überhaupt besonders dafür interessieren und sich weniger beeinflussen lassen würden, wenn sie über die Nebentätigkeiten informiert wären», sagt sie.

«Wenn es jemanden interessiert, kann er die Mandate und Beratungstätigkeiten von Dozenten auch so herausfinden.»

Student der Universität Luzern

Ähnlich sieht das auch ein Weltgesellschaft- und Weltpolitik-Student: «Wenn es jemanden interessiert, kann er die Mandate und Beratungstätigkeiten von Dozenten auch so herausfinden.» Auch ihm ist Transparenz grundsätzlich wichtig, in diesem Fall sieht er sie aber nicht als notwendig an. Lukas Portmann findet ebenfalls, dass die Studierenden in der Lage sein müssten, auch ohne eine Nennung von Mandaten zu erkennen, wo eine Professorin oder ein Professor persönlich steht.

«Transparenz an der PH wäre hochproblematisch»

Auch die Pädagogische Hochschule (PH) legt die Nebenbeschäftigungen ihrer Dozenten nicht offen. «Ich würde mehr Transparenz begrüssen», sagt eine Studentin. Sie findet, dass dieses Thema zu wenig kritisch beleuchtet werde: «Im Unterricht werden manchmal gewisse Lehrmittel hochlobend angepriesen. Da frage ich mich schon, ob diese Dozenten vielleicht bei deren Publikation mitgewirkt haben.» PH-Rektor Hans-Rudolf Schärer verweist hierbei auf die Dozenten-Porträts, die man auf der Webseite der PH findet: «Grössere Lehrmittel-Projekte werden in der Regel dort aufgeführt.»

Den Dozierenden sei es jedoch freigestellt, welche Informationen sie in ihren Porträts preisgeben würden. Eine komplette Offenlegung der Dozenten-Tätigkeiten lehnt Schärer ab: «Eine solche Transparenz wäre hochproblematisch.» Viele Dozentinnen und Dozenten würden nebenbei Schulen und andere Institutionen beraten oder betreuen. Für diese wäre eine Transparenz unter Umständen kritisch, weil es signalisieren würde, dass es an der jeweiligen Institution Probleme gibt.

Auch HSLU verpflichtet niemanden zu Transparenz

Gleich wie an der PH und der Universität wird das Informieren über Nebentätigkeiten von Dozenten auch an der Hochschule Luzern (HSLU) gehandhabt: Eine zwingende Transparenz nach aussen sei kein Thema, sagt Medienverantwortliche Sigrid Cariola. Sie betont zudem, wie wertvoll es für eine praxisorientierte Hochschule sei, wenn ihre Lehrkräfte engen Kontakt zur beruflichen Praxis hielten. Cariola fügt an, dass viele der HSLU-Dozierenden diese Verknüpfung freiwillig offenlegen würden.

Halten Sie es für nötig, dass Nebenbeschäftigungen von Dozenten offengelegt werden? Teilen Sie uns Ihre Meinung in den Kommentaren mit!

 

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