Zuger Seniorin erhält Preis für Zivilcourage

«Ich wollte schon immer einen Verbrecher überführen»

Preisträgerin Rosemarie Borer flankiert von Laura Dittli, Sicherheitsvorsteherin Kanton Zug, und Thomas Armbruster, Kommandant Zuger Polizei. (Bild: zvg)

Die Zugerin Rosemarie Borer hat eine Telefonbetrügerin entlarvt. Sofort wurde sie bei dem Anruf stutzig – und überführte gemeinsam mit der Zuger Polizei die Betrüger. Dafür wurde sie nun mit dem Zuger Preis für Zivilcourage geehrt.

Donnerstag, 11. Mai 2023, 21 Uhr: Rosemarie Borer nimmt das Telefon ab. Am anderen Ende der Leitung: eine Frau, die sich als Polizistin ausgibt. Sie erzählt, dass in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei. Die Polizei wolle nun die Daten und das Geld von Borer schützen. Sie dürfe deswegen ihre Wohnung um ihrer Sicherheit willen nicht verlassen.

Borer wird sofort stutzig – und schöpft Verdacht. Die 80-Jährige vertröstet die Anruferin auf den nächsten Tag. Sie sei zu müde für das Gespräch. Statt schlafen zu gehen, informiert sie die Zuger Polizei.

Am nächsten Tag spielt sie das Spiel weiter, stets mit polizeilicher Unterstützung. Weiterhin telefoniert sie mit der Anruferin und geht auf deren Anweisung auf die Bank, um vermeintlich ihr Vermögen und ihren Schmuck abzuholen. Die Polizei gibt Borer Anweisungen, wie sie sich zu verhalten hat. Am Abend schliesslich kommen zwei Männer bei Rosemarie Borer vorbei – bereit, die vermeintliche Beute abzuholen. Stattdessen treffen sie auf Einsatzkräfte der Zuger Polizei.

Polizei konnte dank der Rentnerin zwei Betrüger festnehmen

Dank Rosemarie Borers Misstrauen konnte die Zuger Polizei zwei Kuriere festnehmen. Als Auszeichnung für ihr couragiertes und überlegtes Handeln erhielt Rosemarie Borer an diesem Mittwoch den Zuger Preis für Zivilcourage. Dieser ist mit 1000 Franken dotiert und wurde ihr vom Kanton Zug und der Einwohnergemeinde Zug überreicht.

«Ich wollte das zu Ende bringen. Auf meiner To-do-Liste stand schon lange, einen Verbrecher zu überführen.»

Rosemarie Borer

«Ich wollte das zu Ende bringen. Auf meiner To-do-Liste stand schon lange, einen Verbrecher zu überführen», wird Rosemarie Borer in einer Mitteilung zitiert. Die Rentnerin ist überwältigt ob des Preises. «In meinen Augen hätte der Polizist das Geld verdient, der mich angeleitet hat. Dank ihm habe ich mich immer sicher gefühlt und richtig verhalten.»

Mehr über den Preis

Der Kanton Zug verleiht den Preis für Zivilcourage an Personen, «die mit ihrem beherzten, aber überlegten Handeln für Mitmenschen im Kanton Zug einstehen, diese in kritischen oder bedrohlichen Situationen unterstützen oder Straftaten verhindern».

Der Preis wurde 2010 ein erstes Mal verliehen. Eine dreiköpfige Jury unter dem Vorsitz von Regierungsrätin Laura Dittli ermittelt die Gewinnerinnen aus eingegangenen Meldungen der Bevölkerung und der Zuger Polizei. Jedes Jahr übernimmt eine andere Zuger Gemeinde das Patronat für die Preisverleihung.

Diese Tipps musst du befolgen

Auch die Zuger Sicherheitsdirektorin Laura Dittli war an der Preisverleihung zugegen. Sie betont, dass das Thema aktueller nicht sein könne. «Dass Frau Borer Verdacht geschöpft, mitgespielt und im Anschluss sofort die Polizei verständigt hat, ist vorbildlich. Es zeigt, dass sie auf Telefonbetrug sensibilisiert ist, was heutzutage enorm wichtig ist.»

Laura Dittli hofft, dass sich vermehrt Personen so verhalten wie Rosemarie Borer – und sich folgende Tipps zu Herzen nehmen: Erzählt ein angeblicher Polizist oder Bankangestellte am Telefon eine Geschichte und behauptet, das Geld auf der Bank sei nicht mehr sicher, soll man das Telefonat umgehend beenden und die richtige Polizei unter dem Notruf 117 informieren. Ebenso wichtig ist es, niemals seine eigene Bankkarte mitsamt PIN-Code einer fremden Person zu übergeben.

So viel ergaunern Betrüger jährlich

Leider sind nicht alle Rentnerinnen so skeptisch wie Rosemarie Borer. Immer noch fallen Rentner auf Telefonbetrüger rein – insbesondere auf Schockanrufe (zentralplus berichtete).

Gemäss Pro Senectute Schweiz ist dies eine der häufigsten Betrugsarten. Wenn es um Finanzmissbrauch bei Personen über 55 Jahren geht, stehen jedoch «klassische» Betrugsmaschen auf dem Podest. Das sind Diebstahl in der Öffentlichkeit, Verkauf nutzloser Waren und Dienstleistungen und Verkauf von Waren und Dienstleistungen zu überhöhten Preisen.

Jedes Jahr ergaunern Betrügerinnen schweizweit 675 Millionen Franken von Personen ab 55 Jahren. Damit ist die Schadenssumme in den vergangenen fünf Jahren von 400 Millionen auf 675 Millionen Franken angestiegen. Fast vier von fünf Personen wurden mit einem Betrugsversuch konfrontiert. Knapp 20 Prozent fielen den Versuchen zum Opfer. Das hält Pro Senectute Schweiz in einer aktuellen repräsentativen Studie fest.

Verwendete Quellen
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