Luzerner Quartierverein reagiert

«Eklat» im Quartier: VBL streichen «Wesemlin» am Bus

Die Beschriftung des Busses in Richtung Wesemlin sorgt im Quartier für Empörung. (Bild: kap)

Auf der Beschriftung der Buslinie 7 in Luzern fehlt seit vergangenem Sommer das Wort «Wesemlin». Der Quartierverein reagierte prompt und hofft jetzt gar auf die Gunst von Bundesbern.

Im schönen Wesemlin-Quartier am Rande der Stadt Luzern gibt es Ärger über die neue Beschriftung einer Buslinie. «Bis vor wenigen Monaten war klar, welcher Bus in Richtung Wesemlin fährt», schreibt die örtliche Quartierzeitung «Euses Quartier» in ihrer aktuellen Ausgabe. Doch nun wird «ohne Not» der Quartiername weggelassen. Das sei «verwirrend für Ortsunkundige».

Es geht um die Buslinie 7. Bis vergangenen Sommer stand auf der Anzeige des Busses «Wesemlin-Unterlöchli». Dann strichen die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) das Wort «Wesemlin» – eine Veränderung, die dem Quartierverein sauer aufstösst. Doch die VBL haben gute Gründe für die neue Beschriftung.

Einheitliche Standards

«V580-FIScommun» – so heisst der Standard der Branchenorganisation Alliance SwissPass, an den sich die VBL halten. Dieser stellt sicher, dass offizielle Informationen in Verkehrsmitteln schweizweit einheitlich sind. Also beispielsweise auf der Website, an Haltestellen – oder eben in Beschriftungen an den Fahrzeugen selbst.

Das Problem im Wesemlin-Quartier liegt in der Bezeichnung der Endhaltestelle, denn diese heisst «Unterlöchli». Doch gemäss der Richtlinie dürfen Buslinien nur nach real existierenden Haltestellen beschriftet werden. Aus diesem Grund strichen die VBL das «Wesemlin». Erstmalig steht nun auf der Buslinie 7 der Name der Endhaltestelle.

«Dass der Begriff einfach von den Anzeigen verschwunden ist, werde von vielen Leuten im Quartier als Verlust empfunden.»

Quartierverein Wesemlin-Dreilinden

Die VBL entschuldigten sich schriftlich beim Quartierverein, dass er nicht vorher über die Neubeschriftung informiert wurde. Gleichzeitig erklärten die Verkehrsbetriebe, dass die Anpassung «einen sich vor längerer Zeit eingeschlichenen Fehler korrigiert». Zudem sei zu bedenken, dass es auch andere Quartiere gebe, die nicht auf einer Zielanzeige am Bus erscheinen, schreibt Sämi Deubelbeiss, Leiter der VBL-Kommunikation, auf Anfrage von zentralplus. Wie beispielsweise das Obergrund- oder Tribschenquartier.

Der Quartierverein will die Haltestelle umbenennen

Im Wesemlin-Quartier sorgte das für Enttäuschung. «Dass der Begriff einfach von den Anzeigen verschwunden ist, werde von vielen Leuten im Quartier als Verlust empfunden», schreibt die Quartierzeitung.

Doch aus der Not kam dem Quartierverein eine Idee: Wenn die Endstation der Buslinie 7 «Wesemlin Unterlöchli» heissen würde, dürfte auch der Bus diesen Schriftzug tragen. Im vergangenen Oktober stellte der Verein bei der Stadt Luzern einen Antrag, die Haltestelle per Fahrplanwechsel Dezember 2023 umzubenennen.

«Geografische Namen dürfen nur aus öffentlichem Interesse geändert werden.»

Isabelle Kaspar von der Umwelt- und Mobilitätsdirektion Luzern

Ob der Antrag Erfolg haben könnte, will die Stadt auf Anfrage von zentralplus nicht sagen. Denn die rechtlichen Vorgaben sind streng. «Geografische Namen dürfen nur aus öffentlichem Interesse geändert werden. Das Bundesamt für Verkehr legt auf Gesuch die Haltestellennamen fest», erklärt Isabelle Kaspar von der Umwelt- und Mobilitätsdirektion. Dies folge aus der Verordnung über die geografischen Namen, die auch für Haltestellen Anwendung findet.

Für die Stadt ist der Prozess neu

Das Gesuch des Vereins sei bei der Stadt eingegangen, bestätigt Kaspar. Der Stadtrat werde den Quartierverein kontaktieren, sobald eine Entscheidung gefallen ist. Für die Stadt ist das Ganze ein Novum. Andere formelle Beschwerden gegen eine Umbenennung von Haltestellen oder Strassennamen seien ihr keine bekannt, erklärt Kaspar.

Die Luzerner Verkehrsbetriebe wissen da mehr. «Es gibt aktuell noch weitere Begehren, die von der Stadt bearbeitet werden», schreibt Sämi Deubelbeiss. Es handle sich um die Änderung von Haltestellennamen in Littau.

Der Wesemlin-Quartierverein hofft derweil, dass die Namensänderung gutgeheissen wird. «Wäre dies der Fall, startet danach der Anhörungsprozess, abschliessend entscheiden muss das Bundesamt für Verkehr», meint Urs Schlatter, Chef der Quartierzeitung, auf Anfrage. Bis dahin rollt die Buslinie 7 weiter täglich ins schöne Quartier am Rande der Stadt Luzern – auch ohne «Wesemlin».

Nachtrag Montag, 14 Uhr: Isabelle Kaspar von der Stadt Luzern teilt zentralplus die Entscheidung des Stadtrats mit: «Der Stadtrat lehnt aufgrund historisch-topografischer Argumente sowie im Sinne einer regelkonformen Benennung der Haltestellen und der Vermeidung von Präjudizien im Hinblick auf künftige Streckenverlängerungen eine Umbenennung der Haltestelle ‹Unterlöchli› ab.» Die Entscheidung sei dem Quartierverein bereits kommuniziert worden.

Verwendete Quellen
  • Artikel in der Quartierzeitung «Euses Quartier»
  • Schriftlicher Austausch mit Urs Schlatter, Chef Quartierzeitung
  • Schriftlicher Austausch mit Isabelle Kaspar von der Umwelt- und Mobilitätsdirektion Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Sämi Deubelbeiss, Leiter der VBL-Kommunikation
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