Unterstützung zugesichert

Der aktuelle Schweizer Corona-Hotspot liegt vor den Toren Zugs und Luzerns

Die Luzerner Spitäler rüsten sich für die Corona-Pandemie. (Bild: zvg)

Seit Donnerstag ist Schwyz der neue Corona-Hotspot der Schweiz. Speziell im inneren Teil klettern die Zahlen auf Rekordwerte. Zu einer vorbehaltlosen Maskenpflicht in den Läden mag sich der Kanton aber noch immer nicht durchringen.

Er werde nun halt in Schwyz einkaufen, kommentierte ein Leser letzten Sonntag einen Beitrag von zentralplus, der sich mit der Einführung der Maskenpflicht in den Zuger Läden beschäftigte. Vielleicht überlegt sich der Kommentator seine Idee nochmals. Im Nachbarkanton Schwyz gehen die Corona-Fallzahlen nämlich gerade regelrecht durch die Decke. Stand Donnerstag, 15. Oktober, gilt nun laut einer Auswertung von BAG-Zahlen durch die NZZ der Kanton Schwyz als der neue Corona-Hotspot der Schweiz. Kein anderer Kanton weist demnach derzeit über die Dauer von 14 Tagen pro 100'000 Einwohner mehr laborbestätigte Fälle auf als Schwyz. Für den Kanton lautete der entsprechende Wert am Donnerstag 407,8. Zum Vergleich: Der Kanton Luzern weist in dieser Statistik 100,4 Fälle auf, der Kanton Zug 235,7. Im gesamtschweizerischen Schnitt sind es 173,1 Fälle.

Kommt hinzu: Die Fallzahlen im Kanton Schwyz sind speziell im inneren Teil des Kantons sehr hoch, also in Gemeinden wie Arth, Schwyz, Küssnacht, aber auch in eigentlichen Landgemeinden wie Muotathal und Illgau. Im Falle von Arth, Küssnacht und Schwyz handelt es sich durchwegs um Gemeinden, die nicht sehr weit von den Kantonen Zug und Luzern entfernt liegen.

Spital mit emotionalem Appell

Am Mittwoch nun schlug das Spital Schwyz Alarm. In einem eindringlichen Video wandten sich die Führungspersonen des Spitals an die Öffentlichkeit. Reto Nuesch, Chefarzt innere Medizin, sagt im Video, man habe es in Schwyz derzeit mit einem der schlimmsten Corona-Ausbrüche europaweit zu tun. Die Situation sei zunehmend schlimm; man müsse jetzt unbedingt reagieren. Schon einfache Massnahmen wie das Maskentragen könnten helfen.

Auch Franziska Föllmi, die Direktorin des Spitals, wendet sich im Video direkt an die Schwyzerinnen und Schwyzer: «Tragen Sie Masken, machen Sie keine Feste.» Sonst könne das Spital das Ganze nicht mehr stemmen. Man sei ausgelastet und am Anschlag.

Ein Angriff auf den Kanton

Klar ist: Eigentlich wäre es ja Aufgabe der Regierung, sich mit solchen und ähnlichen Empfehlungen an die Bevölkerung zu wenden. Das aber tat diese in der Vergangenheit in den Augen der Schwyzer Spitalleitung eindeutig zu wenig. Die Massnahmen der Regierung seien zu wenig klar und deutlich gewesen, erklärte Spitaldirektorin Föllmi gegenüber Radio SRF. Und sie seien deutlich zu langsam gekommen. Das Video des Spitals ist entsprechend ganz klar auch als direkter Angriff auf den Kanton zu verstehen.

Ebenfalls gegenüber SRF versuchte die Schwyzer Gesundheitsdirektorin Petra Steimen (FDP) der Kritik des Spitals Schwyz zu entgegnen. Im Gegensatz zu einem Spital müsse die Politik auch das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben beachten. Und was die Spitalbetten betrifft, so hätten andere Kantone – unter anderem Luzern und Zug – ihre Unterstützung zugesichert.

Masken in den Läden: Bei 1,5 Metern Abstand und weniger

Der Kanton Schwyz setzt am Freitag neue Massnahmen in Kraft. Bei Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen gilt nun eine Maskenpflicht. In den übrigen Fällen – also auch beim Einkaufen – muss aber eine Maske nur dann getragen werden, wenn der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann.

Wie das in den Läden praktisch gehandhabt werden soll, bleibt offen. Es kann’s wohl mehr oder weniger jede und jeder weiterhin so halten, wie er oder sie es will. Im Gegensatz zu anderen Kantonen, die deutlich weniger Fälle zu verzeichnen haben, kann sich der Kanton Schwyz also auch jetzt noch nicht zu einer klaren und eindeutigen Maskenpflicht in den Läden durchringen.

«Wir hätten ein proaktiveres Vorgehen begrüsst.»

Nirmala Arthen, Leiterin Kommunikation des Spitals Schwyz

Am 7. Oktober hiess es in einer Medienmitteilung des Kantons Schwyz zu diesem Thema: «Es gibt im Moment keine Anzeichen, dass beim Einkaufen in Läden eine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht. Der Kanton Schwyz sieht deshalb weiterhin von der Einführung einer Maskenpflicht ab.»

Bloss: Wäre nicht gerade im Falle der Masken eigentlich ein proaktives Vorgehen sinnvoll? Eine konsequent umgesetzte Maskenpflicht bei Veranstaltungen sei sicher eine sinnvolle Massnahme des Kantons, kommentiert auf Anfrage Nirmala Arthen, Leiterin Kommunikation des Spitals Schwyz. Um aber anzufügen: «Wir vom Spital hätten ein proaktiveres Vorgehen bezüglich Maskenpflicht begrüsst.»

Die Empfehlung der GDK

«Masken helfen», erklärt Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Schweizer Kantonsärzte. Sie seien überall dort sinnvoll, wo der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden könne und kein physischer Schutz wie zum Beispiel eine Trennwand bestehe. Hauri verweist auf eine Medienmitteilung der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) vom 9. Oktober. Darin empfiehlt die GDK besonders betroffenen Kantonen eine Ausweitung der Maskenpflicht auf Verkaufsgeschäfte und weitere öffentlich zugängliche Innenräume.

Wurde bei diesem Anlass irgendwie kontrolliert?

Noch dies: Im Schwyzer Hauptort fand Ende September ein sogenanntes «Jodelmusical» statt. Medienberichten zufolge besteht der Verdacht, dass dieser Anlass in Sachen Corona als «Superspreader-Anlass» gewirkt haben könnte. Veranstalter präsentieren mittlerweile ja jeweils ihre Sicherheitskonzepte. Auf die konkrete Frage aber, ob diese Veranstaltung durch die Behörden kontrolliert worden sei, erfolgt seitens des Kantons Schwyz trotz schriftlicher Nachfrage keinerlei Antwort.

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