Andreas Hostettler zu Unterkunft Maria vom Berg

Wieso es bei der Asylunterkunft Menzingen so schnell ging

Andreas Hostettler beantwortet offene Fragen zur temporären Asylunterkunft in Menzingen. (Bild: Andreas Busslinger / zvg)

Im ehemaligen Pflegeheim Maria vom Berg der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen entstehen 100 neue Unterkunftsplätze für Asylsuchende und Flüchtlinge. Und das relativ kurzfristig: Bereits im September ziehen sie ein.

Der Kanton Zug schafft in Menzingen 100 neue Unterkunftsplätze für Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich (zentralplus berichtete). Dazu nutze er das ehemalige Pflegeheim Maria vom Berg der Schwestern vom Heiligen Kreuz für zwei Jahre um, wie der Kanton am Dienstag mitteilt.

Gemäss dem Zuger Direktor des Innern, Andreas Hostettler, sind diese zusätzlichen Plätze dringend nötig, wie er auf Anfrage sagt: «Wir gehen davon aus, dass wir mit dem neuen Standort die unterirdische Unterbringung von Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich hinauszögern können.»

Zug kann im Moment keine Familien mehr unterbringen

Die Lage bleibe aber weiterhin angespannt und die Kapazitäten für die Unterbringung würden zunehmend an ihre Grenzen stossen. Er führt gegenüber zentralplus aus: «Der Kanton Zug kann im Moment keine Familien mehr unterbringen, da keine Familienzimmer oder Wohnungen mehr verfügbar sind.»

Bloss für Einzelpersonen und unbegleitete Minderjährige bestünden derzeit noch Kapazitäten. Aktuell verfüge der Kanton über rund 50 Plätze für Einzelpersonen – ohne Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Nothilfeplätze mitzurechnen.

Das Gebäude Maria vom Berg ist das ehemalige Pflegeheim der Schwestern vom Heiligen Kreuz. Zurzeit gehört es dem Institut Menzingen. Dieses vermietet die Räumlichkeiten dem Kanton im Rahmen einer Zwischennutzung, vorerst befristet für zwei Jahre.

Bevölkerung wird knapp eine Woche vorher informiert

Bevor der Standort Maria vom Berg Flüchtlinge beherbergen wird, findet am 28. August eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung statt. Vor dem Hintergrund des geplanten Einzugs der Flüchtlinge im September wirkt der Zeitpunkt der Mitteilung sowie jener des Informationsabends sehr kurzfristig.

Wegen des Engpasses bei den Unterkünften bestehe hoher Zeitdruck, sagt Hostettler dazu. «Zudem konnten die Vertragsverhandlungen erst vor Kurzem abgeschlossen werden. Aus diesem Grund besteht zwischen Bezug, Ende der Vertragsverhandlungen sowie wichtigen Absprachen mit der Gemeinde ein sehr enges Zeitfenster.»

Deshalb seien Unsicherheiten der Menzinger Bevölkerung in Bezug auf die Liegenschaft denkbar. Umso wichtiger sei dem Kanton, einen Diskurs mit den Menzingern aufzunehmen: «Im Sinne einer guten Zusammenarbeit ist es uns ein grosses Anliegen, auch direkt mit der Bevölkerung vor Ort in Kontakt zu treten, den Puls zu fühlen und in einen Austausch zu kommen.» Denn in anderen Gemeinden war der Widerstand der Bevölkerung auch schon zu gross: Die Chamerinnen haben sich im Sommer 2022 massiv gegen eine geplante Unterkunft auf dem Röhrliberg gewehrt (zentralplus berichtete). In der Folge liess der Kanton das geplante Projekt dort fallen.

Der Kanton rechnet mit 200’000 Franken Umbaukosten

Das Gebäude in Menzingen sei hingegen für eine Asylnutzung ideal, heisst es in der Mitteilung. «Die Liegenschaft bietet viele Zimmereinheiten in geeigneter Grösse, Gemeinschaftsräume, die nötigen Lagerräume sowie genügend Platz für die Installation von Koch- und Waschgelegenheiten. Auch ein Empfang beim Eingang ist bereits vorhanden», führt Hostettler aus.

Trotzdessen gebe es diverse Arbeiten, die vor dem Bezug des Standorts organisiert und umgesetzt werden müssten. So muss der Kanton noch die Zimmer passend möblieren, die technische Infrastruktur einrichten sowie weitere Koch- und Sanitäranlagen installieren. Insgesamt koste der Umbau den Steuerzahler rund 200’000 Franken, so Hostettler.

Geplant ist, dass ab September Asylsuchende und Flüchtlinge schrittweise am neuen Standort einziehen. Dabei könne es sich sowohl um Familien mit Kindern als auch Paare oder Einzelpersonen aller Nationen handeln, darunter ebenfalls Hilfsbedürftige aus der Ukraine. Fachpersonen der Abteilung Soziale Dienste Asyl des Kantonalen Sozialamts betreuen die neue Asylunterkunft.

Integrationsklassen für erwartete Schulkinder

Im Bereich der Bildung werden aufgrund der geplanten Unterbringung in Menzingen bis zu 20 zusätzliche Schülerinnen erwartet. Das erste Schuljahr werden sie in Integrationsklassen verbringen, um intensiv Deutsch zu lernen und sich auf die Integration in die Regelklassen vorzubereiten.

Bei der anschliessenden Integration der Kinder in die Regelklassen werde der Solidaritätsgedanke unter den Schulgemeinden zum Tragen kommen, wie bereits zu Beginn der Ukraine-Krise, schreibt der Kanton Zug. Damals wurden beispielsweise Jugendliche, die in Menzingen lebten, an den Schulen Baar und Neuheim unterrichtet. Die Gemeinden tragen die Schulkosten der Integrationsklassen solidarisch.

Zudem bestehe die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren und damit die soziale und sprachliche Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen zu unterstützen.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung des Kantons Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Hostettler, Statthalter und Direktor des Innern des Kantons Zug
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