Zug will Familien entlasten – aber Firmen deutlich mehr
Die Zuger Regierung plant, Familien zu entlasten. Zugerinnen erhielten künftig etwa 30 Franken mehr Kinderzulagen pro Monat. Gleichzeitig sollen Firmen weniger in die Familienausgleichskasse einzahlen.
Fast eine halbe Milliarde Franken liegt der Kanton Zug über seinem Budget. Die Zuger Regierung greift inzwischen mit beiden Händen in die Staatskasse, um das Geld der Bevölkerung zurückzugeben. So überraschte der Regierungsrat Mitte Juli mit seinem Vorschlag, dass der Kanton für zwei Jahre fast die ganze Spitalrechnung von Zugerinnen übernehmen will (zentralplus berichtete).
Kurz danach veröffentlicht er Pläne für ein neues Steuerpaket, das insbesondere höhere Abzüge für Rentner und Familien vorsieht (zentralplus berichtete). Am Mittwoch veröffentlicht die Regierung nun ihren nächsten Streich: Sie schraubt an den Familienzulagen.
Familienzulagen sollen die Unterhaltskosten von Kindern teilweise ausgleichen. Anspruch darauf haben Erwerbstätige, Nichterwerbstätige mit bescheidenem Einkommen sowie arbeitslose Mütter, die Mutterschaftsentschädigung beziehen. Und zwar nicht nur Zugerinnen, sondern auch Familien, die in einem anderen Kanton wohnen, aber hier arbeiten.
Familien in Zug erhalten etwa 30 Franken mehr Familienzulagen
Geäufnet wird der Topf hauptsächlich über Beiträge von Arbeitgeberinnen und Selbstständigen. Wie viel die Familien pro Kind erhalten, unterscheidet sich je nach Kanton. Der Bund schlägt lediglich einen Mindesttarif vor: Ab Januar 2025 liegt dieser bei 215 Franken pro Kind und Monat, die Ausbildungszulage bei 268 Franken.
In Zug liegen die Zulagen höher, bei 300 respektive 350 Franken pro Monat. Und künftig sollen sie noch höher sein.
Per 1. Januar 2025 will die Zuger Regierung die Zulagen um 10 Prozent erhöhen. Familien erhielten künftig also monatlich 330 Franken für Kinder bis zum 18. Lebensjahr und 385 Franken für Kinder ab 18 Jahren in Ausbildung. Damit würden einerseits die Familien der Zuger Angestellten entlastet. Andererseits werde so Zug als Arbeitsort noch attraktiver, wodurch die Zuger Wirtschaft profitiere, ist sich die Regierung sicher.
Unternehmen zahlen weniger ein
Für die Wirtschaft packt die Regierung bei der geplanten Änderung sogar noch eine Massnahme drauf. Trotz Leistungsausbaus bei der Familienzulage sollen Arbeitgeber und Selbstständige künftig weniger in die Kasse einzahlen müssen. Überwiesen sie bisher jeweils 1,6 Prozent der AHV-pflichtigen Lohnsumme, sollen es künftig nur noch 1,35 Prozent sein.
Gleichzeitig mehr ausgeben und weniger einnehmen? Für die Regierung verkraftbar. Wie sie in der Mitteilung schreibt, lasse die «positive Entwicklung der Wirtschaft» dies zu. Die Reserven der Familienausgleichskasse seien gut gefüllt. Auch verdienen die Zuger immer mehr, was sich in höheren Beiträgen niederschlage.
Firmen profitieren deutlich mehr als Familien
In Zahlen ausgedrückt: Gemäss Jahresbericht 2023 nahm die Zuger Ausgleichskasse etwa 162 Millionen Franken für die Familienzulagen ein. Bei einem Beitragssatz von 1,35 Prozent hätten sie stattdessen rund 137 Millionen Franken eingenommen. Also rund 15 Prozent weniger. Ausgezahlt hat die Familienausgleichskasse 2023 rund 135 Millionen Franken. Mit der Änderung wären es – fürs Jahr 2023 – stattdessen fast 149 Millionen Franken.
10 Prozent für Familien, 15 Prozent für die Wirtschaft: Wieso profitieren Unternehmen bei dieser Vorlage deutlich mehr? Dazu schreibt Gesundheitsdirektor Martin Pfister (Mitte), dass die Anpassungen zwar gleichzeitig erfolgen, aber nicht direkt verbunden seien. Die Erhöhung der Familienzulagen seien «ausserordentlich», zumal die Zuger Ansätze bereits heute im schweizweiten Vergleich hoch seien. Die Senkung des Beitragssatzes hingegen sei gesetzlich vorgeschrieben.
Denn: Die Familienausgleichskasse darf nicht zu hohe Reserven bilden, maximal in der Höhe eines Jahresaufwands. Die Reserve liege derzeit bei etwa 125 Millionen Franken. Damit diese nicht zu hoch wird, senkt die Regierung entsprechend den Beitragssatz. Würde sie nicht gleichzeitig noch die Zulagen für Familien erhöhen, müsste er gar noch tiefer gesenkt werden, hält Pfister fest. Mit der jetzigen Lösung profitierten beide Seiten.
Bevor die Änderung Anfang 2025 in Kraft treten soll, schickt die Regierung ihre Pläne in die Vernehmlassung. Bis am 15. Oktober können sich Parteien, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Co. dazu äussern.
Schreibt über alles, was Luzern und Zug aktuell beschäftigt. Im ländlichen Luzern aufgewachsen, hat sie beim «Entlebucher Anzeiger» ihre Begeisterung für Lokaljournalismus entdeckt. Nach einem Studium in Medienwissenschaften und Englisch ist sie seit September 2021 bei zentralplus. Nebenbei absolviert sie derzeit die Diplomausbildung Journalismus am MAZ.