Diese Gemeinden gehen leer aus

Gastrowüste Luzern? Wenn im Dorf das Restaurant fehlt

Die Gemeinde Mauensee hat mit dem «Rössli» ihr einziges Restaurant verloren. (Bild: Google Maps)

Beizen sind oft der Mittelpunkt des Dorflebens. Dumm also, wenn die Gemeinde kein Restaurant hat. Im Kanton Luzern ist das gleich mehrfach der Fall. Zum Bedauern der Einwohner.

1688 Gastronomiebetriebe zählt der Kanton Luzern aktuell, wie die Behörde Gastgewerbe und Gewerbepolizei auf Anfrage erklärt. In dieser Zahl enthalten sind Restaurants, Hotels und Verpflegungsstände. Geht man die Liste durch und schaut, welche Luzerner Gemeinde die meisten Lokale zu bieten hat, dürfte das Ergebnis niemanden überraschen.

Spitzenreiter auf der Liste ist logischerweise die Stadt Luzern mit 580 Betrieben. Hier haben hungrige Naturen die Qual der Wahl. Von Gault-Millau-prämierten Restaurants (zentralplus berichtete) bis zu klassischen Spunten (zentralplus berichtete) hat die Stadt Luzern kulinarisch alles Mögliche zu bieten. Auf Platz zwei der Rangliste landet Kriens mit 103 Gastrobetrieben, und Emmen mit 99 Betrieben ergattert sich die Bronzemedaille.

Geht es allerdings auf die Anzahl Restaurants pro 1000 Einwohner hinaus, sieht die Rechnung komplett anders aus. Dann plötzlich stellt sich die Gemeinde Flühli mit grossem Vorsprung aufs Siegerpodest. Denn auf 1000 Einwohner kommen hier 15,6 Restaurants zusammen. Bei der Stadt Luzern sind es dann «nur» noch rund sieben Lokale pro 1000 Einwohnerinnen. Damit liegt die Stadt hinter beispielsweise Weggis und Vitznau (beide neun Restaurants auf 1000 Einwohner).

Restaurants als Dorfmittelpunkt

Restaurants haben nebst der Verpflegung noch tiefgreifendere Funktionen. Sie sind gesellschaftliche Treffpunkte, Orte, wo Hochzeiten gefeiert werden oder Vereine ihre Sitzungen abhalten. Kurz: Sie haben einen gewissen «Dorfplatz-Charakter» und bilden gerade in kleineren Gemeinden oft einen Lebensmittelpunkt.

Fehlt dieser, merkt das auch die Bevölkerung. Nur, gibt es unter den 80 Gemeinden des Kantons Luzern überhaupt welche, die keine Restaurants haben? Ja, die gibt es.

Fachkräftemangel kostet Mauensee seine Beiz

Ein solches Beispiel ist etwa Mauensee. Die idyllische Seegemeinde mit rund 1540 Einwohnern hat verschiedene Sehenswürdigkeiten. Etwa das beschauliche Schloss oder der Felsenkeller von Emmi. Nur Restaurants hat Mauensee keine. Sie ist eine von zwei Gemeinden, bei denen die Bevölkerung auf eine Beiz im Ort verzichten muss. Mit dem «Rössli» verlor die Gemeinde Ende 2023 ihre letzte Beiz (zentralplus berichtete).

Nach 40 Jahren Familienbetrieb schlossen die letzten Betreiber das Lokal aufgrund des Fachkräftemangels, ein Problem, das der Gastronomie seit Jahren – und seit der Pandemie noch verstärkt – Kopfzerbrechen bereitet.

Selbst wenn Gemeinden einzelne Restaurants haben, lohnt sich ein näherer Blick. Denn Greppen weist gemäss den Angaben der Behörde Gastgewerbe und Gewerbepolizei ein Restaurant auf. Das ist soweit korrekt, für ein Mittagessen müssen Grepperinnen aber eine ziemliche Wanderung auf sich nehmen. Denn gemeint ist die Alpwirtschaft Räbalp, die von Greppen aus zu Fuss in etwa eineinhalb Stunden erreicht werden kann.

Honau bleibt ohne Restaurant

Die andere Gemeinde, hinter deren Restaurantstatistik eine Null steht, ist Honau im Grenzgebiet zwischen Luzern und Zug. Die Einwohner würden sich mehrheitlich in den umliegenden Gemeinden verpflegen, heisst es auf Anfrage. «Es gibt eine Reihe von Restaurants in kurzer Entfernung, die von unseren Bürgerinnen und Bürgern besucht werden», schreibt Gemeindepräsidentin Beatrice Barnikol.

«Restaurants spielen eine wichtige Rolle als Treffpunkt im Dorfleben.»

Beatrice Barnikol, Gemeindepräsidentin Honau

Trotzdem bedauert die Gemeinde, kein eigenes Lokal zu haben. «Restaurants spielen eine wichtige Rolle als Treffpunkt im Dorfleben.» Teile der Honauer Bevölkerung würden einen solchen Ort vermissen. Dabei sah es zeitweilig so aus, als ob Honau zu einer Beiz kommen würde. Im Rahmen der Überbauung Hirschenmatt war ursprünglich geplant, ein Restaurant zu eröffnen – ohne Erfolg.

Die Fusion soll es richten

«Trotz Bemühungen konnte leider kein geeigneter Pächter gefunden werden, der ein langfristiges und finanziell abgesichertes Konzept vorweisen konnte», schreibt Barnikol. Darum habe sich der Vermieter dazu entschieden, die Räumlichkeiten anderweitig zu vermieten. «Dies bedauern wir als Gemeinderat, verstehen jedoch die Entscheidung des Vermieters unter den gegebenen Umständen.»

Immerhin bekommt die Gemeinde ab nächstem Jahr indirekt mehrere Gastrobetriebe. Im März dieses Jahres haben die Honauer in einer Abstimmung beschlossen, eine Fusionierung zwischen Honau und Root anzunehmen. Ab 1. Januar 2025 können die Honauerinnen somit die 19 Lokale in Root auch ihr Eigen nennen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Luzerner Polizei
  • Website Gemeinde Honau
  • Schriftlicher Austausch mit Beatrice Barnikol, Gemeindepräsidentin Honau
  • Website Gemeinde Mauensee
  • Website Alpwirtschaft Räbalp
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