Versteckte Pop-up-Bar im ehemaligen Platzhirsch

Eintritt nur mit Codewort: Biz ist Luzerns erstes Speakeasy

Philipp Kathriner im Biz, wo am Donnerstagabend ein allererstes Mal gegessen, getrunken und getanzt wird. (Bild: jdi)

Dort, wo einst die Gäste des Platzhirsches einkehrten, eröffnet am Donnerstagabend die allererste Speakeasy-Bar Luzerns. Ins versteckte Pop-up-Lokal kommst du aber nur durch eine Geheimtür.

An der Hirschmattstrasse 40 lockt das Biz ab Donnerstagabend bis Ende Februar mit Smashburgern von Tobi Beeler. «Der Burger ist ausgewogener als die Riesendinger, die während der vergangenen Jahre im Trend waren», erklärt Philipp Kathriner. «Dass wir Nachbarn von Jeff’s Burger sind, ist reiner Zufall.»

Im Kontrast zum extradünnen Smashburger wird bei Jeff’s Burger etwa «The Big Mountain» mit drei Pattys und insgesamt 540 Gramm Fleisch serviert. Die Betreiber leisteten vor zehn Jahren ihrerseits gastronomische Pionierarbeit. Und wurden für ihre Burger, die sich vom Fast Food von McDonald’s und Co. abheben, gefeiert (zentralplus berichtete).

Passion für Pop-up-Konzepte

Zusammen mit Co-Geschäftsleiter Danilo Unternährer sowie den Mitbesitzern Jose Lemos und Piero Achermann blickt Philipp Kathriner der Eröffnung seines ersten eigenen Lokals entgegen. Als langjähriger Leiter des Nachtclubs Rok, als DJ Still Phill oder als Mitgründer von Rudolfs Weihnacht (zentralplus berichtete) und dem Blue-Balls-Nachfolger Luzern Live (zentralplus berichtete) hinterliess der 33-Jährige seine Spuren in der Luzerner Kultur- und Gastroszene.

Pop-up-Erfahrungen sammelte er in Zwischennutzungen wie dem Himmelrich (zentralplus berichtete). Bei Pop-ups könne man sich mit 120 Prozent ins Projekt hineingeben, schwärmt Kathriner, sich quasi absichtlich überarbeiten – während das Ende absehbar sei.

Als Gast schätzt der gelernte Juwelenfasser und Marketingfachmann Pop-up-Konzepte ebenso. Etwa das Ramen Pop, das kürzlich im En Bas stattgefunden hat. «Auch Mahyar vom Kaspar hat am Mühleplatz coole Sachen organisiert – diesen Sommer auch mit Tobi Beelers Smashburgers.»

Smashburger für alle, Drinks für Insider

«Die Barwelt in Luzern ist sehr vielseitig», findet Kathriner. «Aber wir bringen noch mal was Neues rein.» Mit der allerersten Speakeasy-Bar Luzerns hält die Exklusivität Einzug im hiesigen Nachtleben. Denn den Smashburger gibts von Donnerstag bis Samstag jeden Abend für alle. Doch in die Bar, die sich hinter dem Imbiss versteckt, kommst du nur mit dem geheimen Codewort.

«Wir haben es unseren Freunden bereits zukommen lassen. Es wird sich bestimmt auch rumsprechen», ist sich Kathriner sicher. «Und wenn nun jemand unbedingt mal reinschauen will, ohne das Codewort zu kennen, drücken wir vielleicht auch mal ein Auge zu», verspricht er schmunzelnd.

Fake-Kühlschrank ist Eingangstür

In die Bar gelangst du, indem du an der Burgertheke das entsprechende Spezialmenü bestellst. Jemand wird dir dann die Tür öffnen, die als Getränkekühlschrank getarnt ist. Speakeasy eben. Neu für Luzern – in Zürich durch den Mini Market bereits bekannt. Zum ersten Mal auf das Konzept aufmerksam geworden ist Kathriner aber im Ausland: «Um ins No Entry in Paris zu gelangen, musst du als Gast durch den Kühlraum des Restaurants Pink Mamma hindurch.»

Philipp Kathriner im Burgerimbiss des Biz. Im Hintergrund die Getränkekühlschränke, wovon einer als Geheimtür dient. (Bild: jdi)

Im Biz sollen insbesondere auch Gäste auf ihre Kosten kommen, die sich nicht mehr in den Clubs der Stadt bewegen. «Es wird sicherlich getanzt. Aber der Laden soll nicht explodieren. Es soll eine Bar bleiben, wo man sich begegnet», erklärt Kathriner. Am Eröffnungswochenende werden vor allem Techno-Sounds dominieren. Doch er selbst komme aus der Black-Music-Ecke. Abende mit Afro-House und Ähnlichem seien darum bereits in Planung.

Wer innovative Cocktails erwartet, wird im Biz enttäuscht. So simpel wie der Smashburger werden auch die Drinks daherkommen. Wie die Karte nach der Pop-up-Phase und dem Umbau Ende Februar aussehen wird, möchte Philipp Kathriner gegenüber zentralplus nicht verraten. Genauso wenig wie das geheime Codewort für den Einlass in die Speakeasy-Bar hinter dem Burgerimbiss.

Speakeasys – ein Relikt aus der amerikanischen Alkoholprohibition

Von 1920 bis 1933 war Alkohol in den USA verboten. Doch das Verbot wurde im grossen Stil umgangen. Alkohol wurde illegal produziert und unter anderem in sogenannten Speakeasys – zu Deutsch: Flüsterkneipen – ausgeschenkt. Von diesen geheimen Bars gab es – je nach Schätzung – allein in New York bis zu 100'000.

Um keine Passanten oder gar Polizistinnen auf die illegale Trinkerei in den Bars aufmerksam zu machen, waren Gäste anfänglich angehalten, leise zu sprechen – was den Namen Speakeasy erklärt. Doch die Existenz dieser Trinklokale war ein offenes Geheimnis. Geflüstert wurde darum bald nicht mehr. Razzien und Bussen wurden in Kauf genommen, weil sich das Geschäft dermassen auszahlte.

Seit der Jahrtausendwende erleben Speakeasys ein Revival. Neuzeitliche Speakeasys zeichnen sich meist durch ein aussergewöhnliches Einlasskonzept aus: Codewörter, versteckte Türen, Rätsel etcetera. Der besondere Reiz besteht dabei darin, zu den wenigen Gästen zu zählen, die das Geheimnis rund um den Zugang kennen. Weitere Speakeasy-Merkmale können optische Anlehnungen an die amerikanischen 20er-Jahre oder besonders virtuos gemixte Cocktails sein.

Anmerkung der Redaktion: Wie zentralplus von einer Leserin mitgeteilt wurde, betrieben die Gastronomen Luc Meyer und Stefan Chiovelli – zusammen noch heute als Cocktaileers unterwegs – «vor Jahren» das erste Speakeasy Luzerns an der Industriestrasse.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Treffen mit Philipp Kathriner, Mitbesitzer des Biz
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