Café mit Museum – oder umgekehrt

«Diorama»: Im Alpineum in Luzern gibt es ein neues Café

Julia Furrer und Daniel Hodel im neuen Café. Im Hintergrund ist der Eingang zum Museum zu sehen. (Bild: cbu)

Das «Alpi» ist bekannt für sein junges Team und flippige Ideen. Mit der Eröffnung des «Diorama» rückt es seine eigene Geschichte in den Vordergrund.

Die «Alpineum Kaffeehausbar» in Luzern ist eine bekannte Adresse für Kulinarik, Partys, Catering und Gelati – Letzteres zumindest im Sommer (zentralplus berichtete). Seit vergangener Woche ist das historische Gebäude an der Denkmalstrasse um ein Café reicher. Einen konkreten Namen hat das Lokal aber noch nicht. Im Gespräch mit Eigentümer Daniel Hodel und Alpineum-Sprecherin Julia Furrer fallen Namen wie «Diorama» oder «Alpi-Diorama». Hodel spricht scherzhaft auch von der Luzerner «Kronenhalle».

So schwammig der Name derzeit noch ist, so stilsicher präsentiert sich das Lokal. Der Raum im neoklassizistischen Stil ist sechs Meter hoch und hat Fenster, die fast zur Decke reichen. Landschaftsgemälde und Stuckaturen zieren die Wände und von der Decke hängt ein funkelnder Kronleuchter.

Mittelpunkt des Cafés ist zweifellos der Bartresen mit den golden schimmernden Zapfhahnen und dem ausgestopften Steinbock, der vom Dach der eingebauten Bar auf die rund 30 Sitzplätze herabschaut. Bis vergangenem Dezember war hier ein Souvenirladen eingemietet. Der Vertrag wurde aber in gegenseitigem Einverständnis aufgelöst, wie Inhaber Daniel Hodel erklärt. «Wir wollten das Alpineum erweitern und das Museum sichtbarer machen.»

Wo heute das Café ist, wurden früher Souvenirs verkauft. (Bild: cbu)

Eine Reise in die Vergangenheit

Moment – was für ein Museum? Bevor das Alpineum ein stadtbekanntes Restaurant wurde, war es ein Museum. Und ist es immer noch, das wissen aber nur die wenigsten. Wohl auch, weil das Diorama-Museum bis vor Kurzem nur mittels gebuchter Führungen besichtigt werden konnte.

1885 als Löwendenkmal-Museum erbaut, zeigte das Alpineum erst die Geschichte vom Tuilerien-Sturm, also vom Untergang der Schweizergarde 1792 in Paris. Knapp zehn Jahre später übernahmen Daniel Hodels Urgrossvater Ernst Hodel Senior und dessen Sohn das Alpineum. Statt Kriegsdarstellungen setzten die beiden Landschaftsmaler auf Dioramen mit Alpenbildern.

Mittels Vordergrundkulissen – Steine, Sträucher, Requisiten oder eine nachgebaute Berghütte – entsteht bei den Betrachtern der Eindruck, mitten in der Natur zu stehen. Eine kostengünstigere, wetterfeste und bedeutend weniger anstrengende Alternative, um Schweizer Bergpanoramen betrachten zu können. Die Idee stiess im aufkommenden Tourismus damals auf viel Interesse. Diese Faszination soll nun wieder aufleben.

«Wer das Museum betritt, begibt sich gleich in zweierlei Hinsicht auf eine Zeitreise», erklärt Julia Furrer. Einerseits, weil die historischen Bergdioramen einen Blick auf eine Schweiz vor rund 120 Jahren bieten. Andererseits, weil klassische Dioramen in dieser Grösse heute kaum mehr gebaut werden. Ausgestellt werden ebenfalls historische Modellhäuser, Schiffs- und Bergbahnmodelle sowie ein Schaukasten zum Thema stereoskopische Fotografie – die frühe 3-D-Fotografie um 1900.

Quersubventionierung mit Café und Museum

Mit der Erschliessung des Cafés und des Museums schlägt das Alpineum-Team gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen vergrössert es damit den Gästebereich und die damit verbundenen Möglichkeiten für Anlässe. Zum anderen verhilft es dem Diorama-Museum zu einer grösseren Sichtbarkeit. «Es ist ein Museum mit Café. Oder ein Café mit Museum? Wohl ein bisschen von beidem», sagt Julia Furrer gut gelaunt. Und die Kombination ist wichtig: «Ein kleines, privat finanziertes Museum alleine rentiert nicht», sagt Eigentümer Daniel Hodel.

Besucher des neuen Cafés erwartet Bekanntes aus der «Alpi»-Küche von nebenan. «Kulinarisch bieten wir im neuen Café dasselbe wie im Alpineum, zubereitet vom selben Küchenteam», erklärt Julia Furrer. Serviert werden also nebst lokalen Bieren, Weinen und Cocktails auch Speisen wie Focaccia und verschiedene Mittagsmenüs.

Auch das Servicepersonal bleibt gleich. Dieses aufzustocken, sei bisher nicht nötig gewesen, obwohl nun 30 neue Plätze hinzugekommen sind. Vielleicht ändert sich das aber noch. «Wir sind immer noch in der Startphase und prüfen derzeit die Abläufe und passen sie, wo nötig, an», so Furrer weiter. Für die Zukunft ist ebenfalls ein Ausbau der Gastronomie angedacht. Spruchreif sei hier aber noch nichts.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Julia Furrer und Daniel Hodel
  • Augenschein vor Ort
  • Website Alpineum
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