Dieses Hotel am Vierwaldstättersee erhält einen Neustart

Geschlossene Türen, miese Kundenbewertungen, Unklarheit bei der Bevölkerung. Ein Hotel in Weggis macht derzeit von sich reden. Aber bald soll es mit dem krisengebeutelten «Graziella» wieder aufwärtsgehen.

Redaktion

Christian Bucher

«Das Hotel Graziella befindet sich im Winterschlaf. Wir freuen uns auf die nächste Saison mit Ihnen», steht auf der Website des bekannten Hotels im Weggiser Ortsteil Hertenstein. Der angegebene «Winterschlaf» mag angesichts der 27 Grad Aussentemperatur Anfangs Juli etwas erstaunen. Ein Blick auf das Reservationsportal des Hotels zeigt, dass keine Zimmer reserviert werden können – bis zum spätmöglichst wählbaren Termin. Und der liegt im Mai 2026.

In der Weggisser Bevölkerung ist das Hotel an der Hertensteinstrasse ein Gesprächsthema. Und zwar schon länger. «Das Hotel ist seit Monaten zu. Es geht nichts», sagt ein Leserreporter zu zentralplus. «Niemand weiss, was der Stand der Dinge ist», sagt der Mann, der in Weggis wohnt, seinen Namen aber lieber nicht online lesen möchte.

Von den Gästen hagelte es Kritik

Bei der Gemeinde nachgefragt, schreibt Gemeindeschreiber Godi Marbach, dass man aktuell keine Kenntnisse über den Betrieb des Hotels habe. «Im vergangenen Jahr hatten wir mit der Betreiberin Kontakt, und sie teilte uns mit, dass das Hotel den Betrieb wiederaufnehmen wird.» Dies scheine aber bis heute nicht passiert zu sein. Über die Gründe ist nichts bekannt. Eine Anfrage von zentralplus beim Hotel blieb bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbeantwortet.

Ein Blick auf die Google-Bewertungen zeigt allerdings, dass schon länger etwas im Argen liegt. Zwar schätzen viele Besucher die «überragende» Aussicht auf den Vierwaldstättersee, da hört das Lob aber auch schon auf. Die Zimmer würden einer Bauruine gleichen, schrieb ein empörter Gast vor einigen Monaten. Andere Gäste bemängeln die Hygiene der Zimmer, den Service und das Frühstücksangebot.

Die Geschichte um das Hotel Graziella hat schon einige Kapitel vorzuweisen – nicht alle davon beschreiben eine Bilderbuchgeschichte. Die Causa um die drei Weggisser Hotels Graziella, Post Hotel und Albana hielt die lokalen Behörden jahrelang auf Trab. Es ging unter anderem um Betreibungen und Schulden einer früheren Betreiberfirma, hinter der mutmasslich der umstrittene Gastronom Afrim Baftiri stand (zentralplus berichtete). Gegenwärtig ist laut der Eigentümerschaft, dem Megger Immobilienunternehmen Starimo Investment AG, die ZB Investment AG die Betreiberin des «Graziella». Mit Albulena Baftiri an der Spitze.

Besitzer warten das Ende des Mietvertrags ab

Wie es im Hotel weitergeht, erklärt schliesslich Severin Glanzmann von Starimo Investment. Das Unternehmen hätte das Hotel Ende 2013 gekauft und es seither vermietet. Die gegenwärtige Situation sei unschön. «Ein stillliegender Betrieb ist das Schlimmste», sagt er zu zentralplus. Dass die Mieterschaft eine Sommersaison ungenutzt verstreicht, stösst bei Glanzmann auf Unverständnis.

Ihnen seien als Besitzer aber aufgrund des geltenden Mietvertrags die Hände gebunden. «Eigentlich kann man nur zuschauen», sagt er. Aber es gibt Hoffnung für die Zukunft des Hotels. «Der Mietvertrag läuft nach zehn Jahren diesen Herbst aus», sagt Glanzmann. Und eine Verlängerung soll es nicht geben.

Stattdessen plant das Unternehmen, das Haus neu zu vermieten. Auch die Idee, den Betrieb durch ein Partnerunternehmen zu führen, stehe im Raum. «Derzeit prüfen wir verschiedene Optionen», sagt Severin Glanzmann. Bevor es zu einer Neueröffnung käme, gebe es aber einige Arbeiten im Haus zu erledigen. Zwar sei die Substanz der Liegenschaft gut, aber «bauliche Arbeiten sind nötig». In welchem Ausmass sei noch in Abklärung.

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Neueröffnung in einem Jahr

In den vergangenen Jahren seien unter anderem bereits die Zimmer neu möbliert und die Gastroflächen neu ausgestattet worden. Zudem realisierte Glandon Apartments 2021 aus dem einstigen Wellnessbereich im sechsten Stock des Hotels eine luxuriöse Mietwohnung. Das ebenfalls in Meggen ansässige Unternehmen Glandon Apartments, an dem auch Glanzmann beteiligt ist, bewirtschaftet und vermietet möblierte Wohnungen und Geschäftswohnungen in der Schweiz. Darunter auch an der Hertensteinstrasse, der Hofstrasse und im Felsental in Luzern.

Wann es im «Graziella» konkret weitergeht, ist noch unklar. Aber Glanzmann meint: «Eine Eröffnung zur nächsten Sommersaison erscheint wahrscheinlich.» Für die Neueröffnung wolle man das Hotel neu positionieren und weiterentwickeln. So soll das «Graziella» künftig eher auf den Individualtourismus ausgelegt werden.

Es geht also weiter im Hotel Graziella in Weggis. Es braucht einfach noch ein paar Monate Geduld.