Nach Emmer Rekrutierungshilfe

Zentralschweizer Jugendvereine: Kindernot oder alles im Lot?

Das Sommerlager ist stets ein Höhepunkt im Jahresprogramm der Pfadi St. Michael. Imposante Pfahlbauten, wie hier abgebildet aus dem Sommerlager 2023, sind ein Muss. (Bild: Pfadi St. Michael)

Ein Aufruf der Jubla St. Maria Emmenbrücke lässt aufhorchen. Fehlt es den Jugendvereinen an Kindern? Ein Überblick zur momentanen Lage in Luzern und Zug.

Die Jungwacht Blauring (Jubla) St. Maria Emmenbrücke sucht noch Teilnehmer für das geplante Sommerlager. Diesen Aufruf teilte die Gemeinde Emmen auf Facebook. Im ersten Moment dünkt dies aussergewöhnlich, sind die Sommerlager doch in der Regel die beliebtesten Anlässe der Pfadis und Jublas.

Gegenüber zentralplus betont Andreas Kappeler, der Präses der Jubla St. Maria, dass es sich dabei um keinen Hilferuf handle. Mit dem Aufruf wollte das Leitungsteam mehr Kinder und deren Eltern erreichen. Gerade auch Kinder, welche die Jubla-Angebote noch nicht so kennen.

Dennoch stellt sich die Frage: Wie steht es zurzeit um Zentralschweizer Jugendvereine? Schliesslich fanden in den letzten Wochen etliche andere Zentralschweizer Pfadis und Jublas statt. zentralplus hat nachgefragt.

So viele Zentralschweizer zog es in den letzten Jahren in die Sommerlager

Die Sommerlager stellen bei vielen Jugendvereinen den Jahreshöhepunkt dar. Die meisten befragten Vereine berichten von konstanten bis wachsenden Teilnehmerzahlen für die Sommerlager der letzten Jahre. Bei der Jubla Oberägeri kam es jedoch dieses Jahr zu einem Ausreisser.

Fabian Roggenmoser, Scharleiter der Jubla Oberägeri, gibt Auskunft: «Dieses Jahr sind weniger Kinder im Sommerlager als in den Vorjahren. In den letzten Jahren besuchten circa 40 Kinder das Sommerlager – dieses Jahr verbrachten bloss 25 Kinder einen Teil ihrer Sommerferien im Jubla-Lager.»

Es ist ein gravierender Unterschied. Roggenmoser zeigt sich jedoch unbesorgt. Seit 2020 liesse sich generell ein starker Aufwärtstrend in der Teilnehmendenzahl des Sommerlagers erkennen, so der Scharleiter.

Bei den Mecheler – so nennen sich die Mitglieder der Pfadi St. Michael – komme es zwar jährlich zu kleinen Fluktuationen in der Teilnehmerzahl, doch liessen sich keine klaren Trends erkennen. Laut Jonas – mit Pfadinamen Fax – Hangartner, Pfaderleiter der Luzerner Pfadi St. Michael, zöge es jährlich stets rund 100 Pfadis ins Sommerlager.

Eva «Clear» Portmann, Abteilungsleiterin der Pfadi Rothenburg, spricht von einer konstanten bis wachsenden Teilnehmendenzahl in den letzten Jahren. So auch Wanda Lao, Scharleiterin der Jubla St. Anton: «Im Vergleich zu den Vorjahren hatten wir dieses Jahr mehr Teilnehmende. Die meisten Jubla-Scharen haben wenig Probleme, Teilnehmende für ihre Sommerlager zu finden.» Natürlich gebe es aber auch Ausnahmen unter den Zentralschweizer Jubla-Scharen, erzählt Lao.

Zufriedene Gesichter im diesjährigen Sommerlager der Luzerner Pfadi St. Michael:

«Ein Überalterungstrend kann nicht allgemein beobachtet werden.»

Überalterungsprobleme scheinen die Zentralschweizer Jugendvereine nicht zu haben.

Hangartner von der Pfadi St. Michael: «In unserer Pfadi gibt es kein Überalterungsproblem. Es kommt allerdings vor, dass bestimmte Jahrgänge schwächer ausfallen. Aktuell haben wir 40 Leitende, die insgesamt 160 Kinder betreuen.»

Auch bei der Pfadi Rothenburg scheint alles im grünen Bereich zu sein. Portmann gewährt Einblick in die Verteilung der Rothenburger Pfadfinder: «Unser Leitungsteam für die ganze Pfadiabteilung besteht jeweils aus circa 25 bis 30 Leitenden. Diese verteilen sich auf vier Stufen mit unterschiedlich vielen Kindern. Über alle vier Stufen hinweg haben wir zurzeit etwa 110 Teilnehmende.»

Die Luzerner Jubla St. Anton gibt weiter Entwarnung. Ein Überalterungstrend liesse sich nicht erkennen. Aktuell gebe es 33 Kinder, die von zwölf Leitungspersonen geführt werden. Das entspreche dem normalen Jubla-Verhältnis, so Lao.

Die Scharleiterin erklärt, dass die Nachwuchsplanung vor allem für kleinere Jugendvereine teilweise herausfordernd sein könne. Die meisten Jugendvereine dürften mit dieser Herausforderung jedoch gut umzugehen wissen. Roman «Fräsmi» Heggli, Mediensprecher des Kantonalverbands Pfadi Luzern, bestätigt: «Ein Überalterungstrend kann nicht allgemein beobachtet werden. Die Pfadi ist auch bei den Kleinsten sehr beliebt, was der grosse Erfolg der Biberstufe für Kinder ab 5 Jahren zeigt.»

Wieso den Pfadis und Jublas die Kinder nicht ausgehen

Portmann erzählt, dass es vor circa zehn Jahren bei der Pfadi Rothenburg zu einem Mitgliederschwund gekommen sei. Seither zählen die Rothenburger jedoch stetig mehr Pfadfinderinnen in ihren Reihen. Die Abteilungsleiterin zählt mögliche Gründe für diese Entwicklung auf: «Vielleicht hat das Bundeslager vor zwei Jahren und der generelle Nachhaltigkeitstrend dazu geführt, dass sich wieder mehr Leute für die Pfadi interessieren.»

Zudem versuche der Verein stets in der Gemeinde präsent zu sein und Werbung für die eigene Sache zu machen, so Portmann. Auch die Jubla Oberägeri verzeichne in den letzten Jahren Zuwachs. Roggenmoser ergänzt: «Ein Grund für den stetigen Zuwachs ist sicherlich das Fronleichnamslager, das wir seit zwei Jahren durchführen.» Vor allem für jüngere Kinder sei dieses eine gute Möglichkeit, um erste Lagerluft zu schnuppern.

Gutes Bauchgefühl für die Zukunft der Jugendvereine

Lao erzählt, dass die Mitgliederzahlen der Jubla St. Anton in den letzten zehn Jahren gleichbleibend gewesen seien. Sie verweist zudem darauf, dass die Jublas schweizweit sowie im Kanton im selben Jahrzehnt einen Aufwärtstrend beobachten konnten. «Im Kanton Luzern kamen in den letzten zehn Jahren circa 1000 Mitglieder dazu.»

Die Scharleiterin blickt zuversichtlich in die Zukunft: «Ich habe ein Bauchgefühl, dass Sommerlager und ihre Pendants zu anderen Jahreszeiten immer beliebter werden.»

Es wird sich zeigen, ob diese Annahme in Zukunft als Tatsache gesehen werden kann. Halten die Trends der letzten Jahre an, bestehen keine Gründe zur Sorge – vom Alterstod zumindest scheinen die Zentralschweiz Jublas und Pfadis zurzeit meilenweit entfernt zu sein. Im Gegenteil, es kann gar von einem leichten Aufwärtstrend gesprochen werden.

Hinweis: Der Text wurde nach Publikation mit Aussagen von der Jubla St. Maria ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Fabian Roggenmoser, Scharleiter Jubla Oberägeri
  • Schriftlicher Austausch mit Wanda Lao, Scharleiterin Jubla St. Anton
  • Facebook-Beitrag der Gemeinde Emmen
  • Schriftlicher Austausch mit Eva «Clear» Portmann, Abteilungsleiterin Pfadi Rothenburg
  • Schriftlicher Austausch mit Jonas «Fax» Hangartner, Pfaderleiter Pfadi St. Michael
  • Instagram-Beitrag der Pfadi St. Michael
  • Schriftlicher Austausch mit Roman «Fräsmi» Heggli, Kommunikationsverantwortlicher Pfadi Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Andreas Kappeler, Präses Jubla St. Maria
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