Junges Paar geht unter die Chocolatiers

Die kleinste Schoggifabrik der Schweiz steht in Ebikon

Nicolas Barmettler betreibt mit seiner Partnerin eine Minischoggifabrik in Ebikon. (Bild: cbu)

In der Winterzeit ist Schoggi in aller Munde – buchstäblich. Mit «Chani Schoggi» bekommt die Luzerner Schokoladenbranche einen neuen Mitspieler. Wenn auch noch im Kleinstformat.

Luzern ist ein Schoggikanton. In der Region haben verschiedene Manufakturen ihre Zelte aufgeschlagen. Beispielsweise die Edelmarke Max Chocolatier an der Obergrundstrasse in der Stadt Luzern (zentralplus berichtete), Aeschbach Chocolatier in Root oder die Karl Hug AG in Kriens, deren Schokolade es bis in den Weltraum geschafft hat (zentralplus berichtete).

Und mit «Chani Schoggi» eröffnete vergangenes Jahr die vermutlich kleinste Schoggifabrik der Schweiz. Statt in einer gross angelegten Fabrikhalle oder einer schmucken Werkstatt produzieren Chantal Estermann (23) und Nicolas Barmettler (25) Edelschokolade in der heimischen Wohnung in Ebikon.

Einblick ins «Schoggizimmer»

Beim Betreten der Wohnung an der Luzernerstrasse deutet zunächst nichts auf das schokoladige Treiben hin – abgesehen von ein paar Schoggitafeln und abgepackter Bruchschokolade auf dem Esstisch. Die «Magie» passiere im «Schoggizimmer», wie Co-Gründer Nicolas Barmettler erklärt.

Hier stehen verschiedene Geräte, wie etwa zwei Röstmaschinen, die für das richtige Aroma der Kakaobohnen sorgen. Oder ein Melangeur, der die Kakaostücke zu einer Kuvertüre verrührt, die dann im Temperiergerät landet, wo sie weiterverarbeitet und in Tafeln gegossen wird. Im Schnitt produziert das Paar rund 40 Kilogramm pro Monat. «In der Winterzeit ist es mehr, im Sommer dann weniger.»

Nicolas Barmettler im «Schoggizimmer». (Bild: cbu)

Im Gegensatz zu anderen Schokoladenmanufakturen setzt das Jungunternehmerpaar auf den Bean-to-Bar-Ansatz, also der Verarbeitung von der Bohne bis zur fertigen Tafel. Als einzige Schokoladenfabrik in Luzern, wie Barmettler sagt. Statt also die Kuvertüre einzukaufen, stellen Estermann und Barmettler sie selbst her. Und das ist eine Wissenschaft für sich. Wissen, dass sich die beiden autodidaktisch beigebracht haben. «Wir haben im Vorfeld viele Bücher gelesen, mit anderen Produzenten gesprochen und unzählige Tutorial-Videos geschaut.» Und nicht zuletzt: tafelweise «learning by doing».

Die Schoggifaszination wuchs in den Ferien

Zwar kam Nicolas Barmettler schon vor einigen Jahren mit der Materie in Kontakt – er war bei Max Chocolatier im Marketing tätig. Ihren Ursprung nahm die Idee einer eigenen Schokoladenfabrik jedoch während einer mehrmonatigen Reise durch Südamerika. Und «dank» Corona. «Ursprünglich wollten Chantal und ich nach Kanada reisen. Die Grenzen waren zu diesem Zeitpunkt jedoch noch geschlossen», erinnert sich der 25-jährige Marketingspezialist. «Somit entschieden wir uns für Südamerika und bereisten den Kontinent während eines Jahres.»

Dabei seien sie immer wieder mit Kakaobauern und kleinen Manufakturen in Berührung gekommen. Sie stellten fest: «Es braucht nicht viel, um eine gute Schokolade herzustellen.» Inspiriert von den lokalen Schoggimachern hat das Paar entschieden, sich selbst an die Produktion von Schokolade zu wagen. Im Juli 2022, wenige Tage nach ihrer Rückkehr in die Schweiz, war der erste Schoggiselbstversuch geglückt.

Chantal Estermann siebt die Schokolade ab. (Bild: zvg)

«Wir mögen beide eher kräftige, dunkle Schokolade», sagt Barmettler. «Nicht solche, bei der so viel Zucker reingekippt worden ist, dass man nichts mehr vom Kakao schmeckt.» Nach einigem Tüfteln mit verschiedenen Kakaosorten und Röstprozessen haben die beiden Neochocolatiers ihre Favoriten gefunden und die Produktion gestartet. «Chani», was ein Wortspiel aus den beiden Vornamen der Gründer darstellt, war geboren.

Schoggi, Brotaufstrich und Kakaotee

Die hauseigene Schokoladenproduktion wurde vom eigenen Umfeld zu Beginn nicht gänzlich ernst genommen. Mittlerweile unterstützen Freunde und Familie das Vorhaben aber vollumfänglich und sorgen für zusätzlichen Umsatz. «Viele Geschäftsaufträge laufen über persönliche Empfehlungen», sagt Nicolas Barmettler.

Stand heute bieten sie zwölf verschiedene Geschmacksrichtungen an. Darunter dunkle Schokolade mit unterschiedlichem Kakaogehalt, mit Nüssen, Kaffee oder Chili, weisse und Milchschokolade. Selbst die Schalen der Kakaobohnen, eigentlich ein Abfallprodukt, verwenden sie weiter und haben daraus einen Tee entwickelt. Jüngst kam noch ein Brotaufstrich ins Sortiment.

Preislich ordnet Nicolas Barmettler die «Chani Schoggi»-Produkte im gehobenen Preissegment ein. Der Edelkakao, der Verzicht auf künstliche Zusatzstoffe und die aufwendige Handarbeit haben ihren Preis. Eine Tafel Schokolade kostet 9.30 Franken. Eine Tüte Bruchschokolade gibt es für 11.90 Franken.

Schokoladenfabrik als Nebenerwerb – vorerst noch

Zwar schlägt ihr Herz für die Schokolade, beruflich ist das Unternehmerpaar derzeit aber noch anderweitig gebunden. Während Nicolas Barmettler für die Netzwerkorganisation BNI tätig ist, arbeitet Chantal Estermann als medizinische Praxisassistentin in Rothenburg. Somit ist «Chani Schoggi» für beide ein «sehr schöner», aber zeitintensiver Nebenerwerb. Auch weil sie nebst der gesamten Produktion ebenso die Vermarktung und Vertrieb allein stemmen, um die Fixkosten so niedrig wie möglich zu halten.

Barmettler schätzt, dass Chantal Estermann und er derzeit je ein 180 Prozent Pensum stemmen. «Dessen ist man sich aber bewusst, wenn man ein Geschäft aufbaut.» Ihr Ziel ist es, sich in fünf Jahren vollzeitmässig der Schoggiproduktion widmen zu können. Und in zehn Jahren einen eigenen Standort zu haben. «Vielleicht sogar mit einem integrierten Café», so Barmettler.

«Chani Schoggi» im Weihnachtsstress

Bisher vertreiben sie ihre Schokolade über einen eigenen Onlineshop und in ausgewählten Geschäften in Luzern. Unter anderem beim «Onkel Salamat» an der Brünigstrasse und beim «Kaffeekranz» im Himmelrich, der die «Chani»-Schokolade für ihre heisse Schoggi verwendet. Weitere Fachgeschäfte wollen sie im neuen Jahr angehen, denn erst steht Weihnachten vor der Tür. Und die fordert das Paar zusätzlich.

«Das ist unser erstes Weihnachtsgeschäft mit ‹Chani Schoggi›», sagt Barmettler gut gelaunt. «Wir müssen ziemlich Gas geben.» Besonders gefragt seien derzeit personalisierte Produkte wie Werbe- oder Mitarbeitergeschenke. Darum laufen die Maschinen im «Schoggizimmer» fast rund um die Uhr.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Nicolas Barmettler
  • Augenschein vor Ort
  • Website «Chani Schoggi»
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