Nach Rekordernte

Das bedeuten die Wetterkapriolen für den Luzerner Wein

Bis zur Weinernte dauert es noch einen Moment. Aber der Luzerner Weinexperte Beat Felder zeigt sich optimistisch. (Bild: zvg)

Nach heftigen Regenfällen kommt der Hochsommer. Und Zentralschweizer Weinreben lechzen nach Sonne. An dieses Wetterchaos müssen sich Weingüter anpassen.

Das Wechselspiel zwischen heissen Sommertagen und Regenwetter sorgte in den letzten Wochen und Monaten in der Bevölkerung für gemischte Reaktionen. Ein Blick auf die Wetterprognose für die nächsten Tage zeigt: Uns steht ein sommerlich-heisses Wochenende voller Sonne und Temperaturen um die 30 Grad bevor. Das dürfte Sonnenanbeterinnen freuen. Und Winzer.

Denn die hohen Temperaturen sind für die Luzerner Weinbauern ein Segen. Selbst wenn sie dem Klimawandel geschuldet sind. Für den Luzerner Weinexperten und Winzer Beat Felder hat die Erwärmung – zumindest für den Weinbau – nicht nur Nachteile, wie er auf Anfrage schreibt. Denn heisses Wetter tue den Trauben gut, nicht umsonst kommen viele beliebte Weine aus warmen Gebieten wie der Toskana oder Kalifornien.

Den Trauben gefährlich werden kann jedoch das Wechselspiel zwischen Hitze- und langen Regenperioden. Und damit muss künftig gerechnet werden. «Wetterkapriolen werden häufiger und extremer – Klimawandel eben», meint Beat Felder.

In Kastanienbaum fürchtet man sich vor Pilzen

Was die Regenperioden, die in den vergangenen Jahren immer wieder zu Überschwemmungen geführt haben, für einen Einfluss haben, sieht man in Kastanienbaum, wo mit dem Weingut Ottiger eines der bekanntesten Zentralschweizer Weingüter liegt.

«Zurzeit ist der Druck von Pilzkrankheiten enorm hoch», schreibt Mitinhaber Kevin Studer zentralplus. Schuld daran ist das Regenwetter der letzten Wochen. «Das viele Wasser und die milden Temperaturen sind nahezu perfekt für die Bildung solcher Krankheiten», erklärt er.

In der Zentralschweiz setzen Winzer deswegen vermehrt auf pilzwiderstandsfähige Sorten, sogenannten «Piwis». Gemäss dem Verein Wein Zentralschweiz fallen rund 40 Prozent aller Rebsorten in diese Kategorie. Damit ist die Zentralschweiz den übrigen Rebbauregionen weit voraus. In der restlichen Schweiz seien erst knapp über 3 Prozent «Piwi»-Sorten.

Gänzlich gegen Pilzbefall gefeit sind die Rebsorten dennoch nicht. Bislang sei der Schaden an den Trauben auf dem Weingut in Kastanienbaum aber noch gering. Jedoch seien die Blätter stärker betroffen und müsse bis zur Ernte weiterhin gut geschützt werden, erklärt Kevin Studer. Denn: Sie sind wichtig für die Photosynthese.

Trotzdem zeigt sich Studer optimistisch. Er geht davon aus, dass es dieses Jahr eine «normale Erntemenge» geben dürfte – vorausgesetzt, die Situation bleibt erhalten und die Region von grösseren Unwettern verschont.

Denis Koch (links) und Kevin Studer (rechts) haben vor drei Jahren den laufenden Betrieb «Weinbau Ottiger» von Toni Ottiger übernommen. (Bild: hurrah Fotografie)

Weingut hat Grund zum Feiern

Wie der 2024er-Jahrgang geschmacklich ausfallen wird, kann er indes noch nicht prognostizieren. Dafür sei es zu früh. Mehr wisse Studer erst in einigen Wochen. Der Erntestart wird voraussichtlich Mitte September stattfinden. Das entspricht gemäss dem Winzer der Norm.

Grund zum Feiern hat das Weingut aber so oder so. Nachdem Kevin Studer zusammen mit Denis Koch das Weingut 2022 vom Winzerurgestein Toni Ottiger übernommen hatte, gaben sie jüngst bekannt, dem Traditionsbetrieb einen neuen Namen zu verpassen. Im Dezember feiern sie die Umbenennung auf «Weingut Kastanienbaum» (zentralplus berichtete).

Zentralschweizer Wein wird immer beliebter

Zentralschweizer Wein hat in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Die Weinanbaufläche in der Gegend hat sich laut dem Verein Wein Zentralschweiz in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht. «Aktuell bewirtschaften rund 90 Winzer mit amtlichem Traubenpass eine Rebfläche von über 110 Hektaren», schreibt der Verein. Pro Jahr ergibt das einen Ertrag von mehr als 600'000 Flaschen.

Im vergangenen Jahr erreichte die Ernte mit 715 Tonnen einen neuen Rekord. Das waren 1,75-mal mehr als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Im bisherigen Rekordjahr 2018 haben Winzerinnen 575 Tonnen geerntet. Gemäss Regierungsratspräsident Fabian Peter gehört der Weinbau damit zu den am stärksten wachsenden Agrarbereichen im Kanton Luzern (zentralplus berichtete).

Ob der Rekord heuer wieder geknackt wird, hängt – wie so vieles – vom kommenden Wetter ab. Beat Felder jedenfalls hofft auf einen sonnigen Herbst und «eine tolle Qualität».

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Beat Felder
  • Schriftlicher Austausch mit Kevin Studer, Weinbau Ottiger
  • Website Verein Wein Zentralschweiz
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