Alkohol und Zigaretten rund um die Uhr

Luzerns erster 24-Stunden-Laden folgt auf ersten «Späti»

Diren Ueste (links) ist Betreiber des allerersten Luzerner «Spätis». (Bild: jdi)

An der Baselstrasse gibts bald einen Laden, der rund um die Uhr offen haben darf. Hinter dem ausgefuchsten Konzept steckt Diren Ueste, der im Juli Luzerns ersten «Späti» eröffnet hat und nun bereits expandieren will.

Als zentralplus beim «Späti-Kiosk» an der Friedenstrasse am Löwenplatz fragt, wie der Geschäftsführer zu erreichen sei, rufen ihn die beiden jungen Mitarbeiter im Laden an und fragen, ob sie mit der Natelnummer herausrücken dürften. Stattdessen steht Ueste selbst zehn Minuten später vor der Verkaufsauslage des ersten Luzerner «Spätis» überhaupt.

«Er ist ein Macher», sagen die Mitarbeiter über ihren Chef. Der 30-Jährige wohnt seit bald zehn Jahren in Emmenbrücke. Aufgewachsen ist er im Kanton Obwalden, wo er eine Lehre als Gipser begann – und wieder abbrach. Ein paar Jahre später kündigte er seinen letzten Job als Angestellter und ist seither selbständiger Unternehmer.

Ueste versorgt den Autor dieses Artikels mit einer japanischen Pflaumen-Fanta – eines von unzähligen Produkten, das es nur im «Späti-Kiosk» gebe, wie er versichert. Sofort wird klar: Ueste ist nicht nur Unternehmer. Er macht sich auch als Verkäufer ganz gut.

Die japanische Pflaumen-Fanta ist dem Autor etwas zu süss. (Bild: jdi)

Geschäftsmann mit Flair fürs Internationale

Entsprechend ungehemmt ist Uestes Redefluss. An der Gerliswilstrasse in Emmenbrücke habe er einen Fitness-Shop und eine Shisha-Bar eröffnet, im Luzerner Löwencenter ein Natel-Geschäft, auch ausserhalb des Kantons betreibe er Läden. Doch der Sprung in die Selbständigkeit sei ihm als Gastronom geglückt.

Nachdem er sich in der familieneigenen Buochser Pizzeria Ferus drei Jahre lang als Geschäftsleiter die Sporen abverdient hatte, eröffnete er, ebenfalls in Buochs, sein eigenes Restaurant, das «Bamboos». Dort setzt Ueste auf asiatische, mexikanische und einheimische Spezialitäten.

Interviews geben und Autos verkaufen

Auch im «Späti-Kiosk» ist das Angebot kunterbunt. Ueste importiert seine Produkte aus Korea, Japan oder den USA. «Wir wollen kein 08/15-Kiosk sein», erklärt er. Dann klingelt sein Telefon. Nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal unterbricht der Geschäftsmann das Interview.

Seine beiden Mitarbeiter springen ein. «Ein Kunde kam jede Woche zweimal aus dem Aargau her und kaufte mexikanische Limonade – mit Rohrzucker gesüsst und in Glasflaschen abgefüllt», sagt der eine, während sich der andere im Laden eine Zigarette anzündet.

«Sorry», entschuldigt sich Ueste zwei Minuten später, «hab grad das dritte Auto innert dieser Woche verkauft.» Seine Mitarbeiter feiern ihn dafür ab. Wirtschaftlich scheints zu laufen beim 30-Jährigen. «Doch Geld ist nicht alles», betont Ueste. Viel wichtiger sei die Gesundheit. «Natürlich würde all das hier ohne Geld nicht funktionieren», gibt er zu, als der Autor kritisch nachhakt.

Umbau in Rekordzeit – wie im Einkaufszentrum

Das Ladenlokal an der Friedenstrasse habe er von einem Freund übernommen. Dieser sei skeptisch gewesen, habe wegen der schlechten Lage an der Rentabilität der Verkaufsfläche gezweifelt. Für Ueste waren die Zweifel Ansporn genug, es erst recht zu probieren, das Lokal Anfang Juli in Rekordzeit zu renovieren und den «Späti-Kiosk» zu öffnen.

Am Montag die Schlüsselübergabe, am Freitag die Eröffnung, dazwischen eine Kernsanierung – «zack, zack» sei es gegangen. Der Plättchenleger habe sich empört, weil zehn Minuten nach ihm bereits der Monteur aufgekreuzt und auf dem frisch verlegten Boden herumgetrampelt sei.

«Das hab ich in den Einkaufszentren gelernt», erklärt Ueste schmunzelnd. Dort habe man ihm jeweils einen Tag Zeit gelassen, um den Laden einzurichten.

TikTok statt Werbeprospekt

Einblick in die Zahlen des «Späti-Kiosks» erhält zentralplus nicht. Stattdessen zeigt Ueste stolz seinen TikTok-Kanal. «Unsere Videos generieren regelmässig 20’000 Klicks», sagt er, «wobei die meisten aus Luzern kommen.» Schnell habe sich um den «Späti-Kiosk» ein «Hype» entwickelt.

Auch dank Unterstützung durch den Luzerner Rapper Eliel dürfte die Bekanntheit des Ladens zugenommen haben. Dieser tritt in einem neuen Video vor dem Laden am Löwenplatz auf.

Auf diesem «Hype» möchte Diren Ueste aufbauen. Bis Ende Jahr werde er weitere Filialen eröffnen. Und zwar nicht nur in Luzern, sondern auch in Spreitenbach, Oerlikon oder Basel. Die Standorte sucht er sich nach einem eher unkonventionellen Muster aus. «Ich will aus Scheisse Gold machen», sagt Ueste, «und suche Ladenlokale, in denen niemand zuvor erfolgreich gewirtschaftet hat.»

Luzerns erster 24-Stunden-Laden öffnet an der Baselstrasse

Den nächsten Streich plant Ueste darum an der Baselstrasse. Dort eröffnet er Mitte September den ersten 24-Stunden-Laden Luzerns. Dass Ueste im «Späti-Kiosk» bis 23 Uhr offen haben darf, mutet fast schon revolutionär an. Doch wie ein 24-Stunden-Laden legal sein soll, erschliesst sich dem Autor dieses Artikels noch viel weniger.

Die behördliche Bewilligung habe er sich hart erarbeitet, beginnt Ueste zu erklären. «Ich war während mehrerer Tage immer wieder bei der Gewerbepolizei im Büro, stellte ihnen unzählige Fragen», führt er aus. Fein säuberlich und detailliert habe er sich notiert, was erlaubt ist und was nicht.

Betreiber des «Späti-Kiosks»: «Ich hab das System ausgedribbelt»

Dann habe er die Gesetzeslücken, auf die er bei der Fragerei gestossen sei, so zusammengefügt, dass er ein Konzept hätte schreiben können, das ihm den Betrieb eines 24-Stunden-Ladens ermöglichen würde – samt Alkoholausschank und Lieferdienst rund um die Uhr.

Diren Ueste hat gut lachen: Bald eröffnet er an der Baselstrasse einen 24-Stunden-Laden. (Bild: jdi)

«Ich hab das System ausgedribbelt», ist Ueste überzeugt und sagt, dass die Mitarbeiter der Gewerbepolizei schon etwas beeindruckt gewirkt hätten, als er ihnen das Konzept vorgelegt hätte. Der 24-Stunden-Laden an der Baselstrasse werde Restaurant, Bar und Kiosk zugleich sein.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Treffen mit Diren Ueste, Betreiber des «Späti-Kiosks» am Löwenplatz Luzern
  • zentralplus-Medienarchiv zu «Späti» Luzern
  • Website der Gastgewerbe und Gewerbepolizei Luzern
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