Weiterer Laden im Luzerner Schönbühl-Center macht dicht

Im Schönbühl-Center schliesst ein Laden nach dem anderen. Nun verschwindet ein Einkaufslokal, das die Center-Leitung noch vor Kurzem als «Schwerpunkt» bezeichnete.

Redaktion

Michelle Keller

Luxus in der Apotheke: Die ältere Frau hat die Aufmerksamkeit aller drei Apothekerinnen für sich. In der Migros nebenan werden zu rhythmischem Piepen Einkäufe in die Taschen verstaut, ansonsten ist es ruhig. Ein Werbe-Screen wirbt munter dafür, dass man auf ihm Werbung schalten kann – oder erinnert daran, den Einkaufswagen zurückzubringen. Diese werden an diesem Mittwochnachmittag vor allem von Müttern und Senioren durch das Schönbühl-Center geschoben. Die meisten davon steuern auf einen der vier grossen Supermärkte zu – Migros, Aldi, Coop oder Denner.

Überraschend ist das nicht, denn derzeit stehen im Center drei grosse Ladenflächen leer. Vier, wenn die leere Filiale der Luzerner Kantonalbank vor dem Eingang hinzugezählt wird. Und gemäss einem Inserat auf «Gastro-Express» könnte bald eine weitere hinzukommen.

Selbstbedienungsladen streicht Segel

Denn für 4’170 Franken im Monat plus 1’290 Franken Nebenkosten wird ein «Ladenlokal mit Produktionsküche» im «Schönbühl» angeboten. Die Fläche nutzt derzeit der Laden «Gut’s Genuss», der im Obergeschoss Backwaren, Würste und weitere regionale Produkte verkauft. Der «Gut’s Genuss» ist seit 2019 im Center präsent, als Nachfolger des damaligen «Estermann Frischmarkt». Als kürzlich der Auszug des Reformhauses Müller und des Schuhgeschäfts Dosenbach bekannt wurde, bezeichnete die Center-Eigentümerin den Laden noch als einen ihrer Schwerpunkte (zentralplus berichtete).

Auf Anfrage erklärt «Gut’s Genuss»-Inhaberin Regina Gut den Auszug wie folgt: «Mein Mietvertrag läuft Ende März nächstes Jahr aus. Ich werde ihn aber nicht mehr verlängern.» Der Grund: Der Betrieb im Einkaufscenter rentiere kaum noch. «Corona hat mir das Geschäft extrem kaputt gemacht.» Seither habe sie deutlich weniger Kundschaft. «Ich kenne das Schönbühl-Center seit 20 Jahren, damals war es hier viel voller.»

Dies bestätigt auch eine andere Filialleiterin im Center, die jedoch lieber anonym bleiben will. Zwar sei sie generell mit der Kundenfrequenz zufrieden. «Aber es ist schon weniger als vor ein paar Jahren.» Freitags und samstags sei das Center gut gefüllt, doch unter der Woche sei die Frequenz unberechenbar: «Manchmal läuft ein Tag gut, manchmal weniger. Jedoch ist es nie derselbe.»

Laden wurde zu teuer

Vor knapp einem Jahr stellte Regina Gut als Massnahme bereits auf ein Selbstbezahlungskonzept um. Trotzdem müsse sie nun die Reissleine ziehen. «Unter diesen Umständen sind für mich als KMU die Miete und die Nebenkosten schlicht zu teuer.» 

Einen Nachmieter für ihr Lokal will sie jedoch nicht entmutigen: Es gäbe sicher Konzepte, die funktionieren können. Etwa ein autonomer Take-away oder ein Lieferservice. «Ich habe aber schlicht keine Musse und Energie mehr, erneut ein frisches Konzept aufzuziehen.» Stattdessen konzentriere sie sich vorerst auf ihre anderen Geschäfte in Wolfenschiessen, Dallenwil und ihr Catering.

Ein Umstand, den die Bäcker-Konditorin bedauert. «Ich möchte meine treue Kundschaft aus Luzern und Kriens nicht verlieren.» Deshalb könnte sie sich künftig wieder einen Standort in der Region vorstellen.

Verwaltung hat potenzielle Nachmieter in petto

Auf den Auszug von «Gut’s Genuss» angesprochen, sagt der Center-Manager Werner Jakob auf Anfrage: «Ihr Mietvertrag läuft ganz ordentlich nächsten Frühling aus.» Die übrigen Lücken im Center sollten jedoch bald behoben sein: «Wir sind mit drei Mietern in konkreten Verhandlungen, um die Leerstände zu füllen.»

Nachfolger für ausziehende Läden zu finden, sei jedoch keine leichte Aufgabe: «Es ist schwierig, Mieter zu finden, die auch vernünftige Mieten zahlen wollen.» Ein Problem, mit dem auch andere Einkaufscenter und die Innenstadt zu kämpfen hätten, wie Jakob betont. Und ein Problem, das eine Studie dem Schönbühl-Center bereits vor der Pandemie attestiert hat (zentralplus berichtete).

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Insbesondere die Suche nach Unternehmen im Non-Food-Bereich verlaufe harzig: «Die meisten Non-Food-Händler prüfen heute sehr genau, wo sie noch expandieren», sagt Werner Jakob. Viele hätten ein Omni-Channel-Konzept, sie verkaufen ihre Produkte also online und stationär. Hier kämpfe das «Schönbühl» auch mit der Konkurrenz: Ganz in der Nähe gebe es auch die Mall, das Emmen-Center oder die Innenstadt, die für Läden ebenfalls attraktiv seien. Diese Entwicklung wird auch im Marktbericht 2022 des Retail-Atlas Schweiz erwähnt: Lebensmittelläden legen zu, Mode sei eher rückläufig.

Laut Verwaltung ist Schönbühl-Center auf Kurs

Von rückläufiger Laufkundschaft will Werner Jakob jedoch nichts wissen: «Aus Sicht von einzelnen Mietern mag das zwar sein. Jedoch sind unsere Kundenfrequenzen im Center über die Jahre stabil. Wir sind wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie.» Dies sei besonders den vier grossen Lebensmittelhändlern Migros, Coop, Aldi und Denner zu verdanken.

Auch Optiker Guido Marti ist mit der Kundschaft zufrieden: «Wir sind im Quartier gut eingebettet.» Er sei mit seinem Fachgeschäft für Optik und Akustik seit mehr als 20 Jahren im Center und verzeichne sehr stabile Zahlen. Er räumt jedoch ein, dass dies etwas branchenabhängig sei: In der Gesundheitsbranche seien Kunden noch eher auf Spezialisten vor Ort angewiesen. Zudem sei er weniger auf Laufkundschaft angewiesen, da die meisten Kundinnen vorab einen Termin abmachen würden.

Dass dies nicht alle Unternehmen so erleben, bezeugt die leere Fläche im Laden gegenüber. Dort drin steckte vorher das Reformhaus Müller – das unter anderem wegen rückläufigem Umsatz und fehlenden Kunden Konkurs ging (zentralplus berichtete). Immerhin: Gemäss Marti soll hier ab Sommer wieder ein neues Geschäft einziehen. Ob die Kundschaft für dieses genügen wird, wird sich zeigen.