Secondhand in Luzern

Das Brocki im Bruchquartier ist kaum wiederzuerkennen

Dieser Teil des Kellers war vor der Sanierung nicht öffentlich. Nun, mit der Wiedereröffnung, finden Kunden auch hier Occasionsartikel. (Bild: kok)

Das Brockenhaus im Luzerner Bruchquartier war einst ein verstaubter Ort mit schönen Möbeln und allerlei Krempel. Dieses Kapitel ist Geschichte.

Noch liegt der Duft von Farbe in der Luft. Retrolampen beleuchten die grauen Wände indirekt. Vintagemöbel stehen im Raum wie Kunstwerke. Das Leder der Sessel ist gefettet. Zwei Pflanzenkübel thronen auf einem Stapel Paletten. Nein, das ist kein angesagter Secondhandladen in einer Grossstadt. Es ist das kleine Brocki von Luzern, das einst staubige Geschäft im Bruchquartier, das wohl jeder Stadtbewohner kennt.

Nur ist jetzt alles anders: Im Juli hat die Betreiberin IG Arbeit das Geschäft geschlossen und am 5. August komplett saniert wiedereröffnet. «Das Luzerner Brockenhaus war in die Jahre gekommen, und eine Modernisierung hat sich aufgedrängt», erklärt Martha Marbacher, stellvertretende Geschäftsführerin der IG, den Schritt.

Luzerns Brocki ist neu gestaltet – wird aber noch voller

Bei einem Besuch diese Woche stellt zentralplus weitere Veränderungen fest: Neben einem einheitlichen Grau für alle Wände hat das Team die Raumaufteilung verändert. Das Erdgeschoss ist nun deutlich luftiger, ebenso das Untergeschoss. Dort gibt es neu auch zwei lange Kleiderstangen, Umkleidekabinen und Spiegel.

Im Obergeschoss, wo die Kleidung früher verkauft wurde, sind die Arbeiten noch im Gange, wie ein Schild zeigt. Einige Besucher trauen sich bereits in den neuen Laden und kommen aus dem Staunen nicht heraus. «Sehr, sehr schön, wirklich toll», ruft ein älterer Herr seiner Frau zu, die im neuen Klamottenbereich stöbert.

Die Stücke sind gezielt platziert. (Bild: kok)
Der neue Eingangsbereich ist luftiger. (Bild: kok)
Noch ist es im Untergeschoss des Ladens recht leer. (Bild: kok)

Martha Marbacher bestätigt, dass die Rückmeldungen positiv seien. Gleichzeitig kündigt sie an, dass der minimalistische Boutiquestyle mit Möbeln als Kunstwerke weichen werde. Denn: «Viele schöne Stücke warten momentan noch im Lager.» Und tatsächlich tragen Mitarbeiter während des Besuchs weitere Stücke ins Geschäft.

Brockenhaus im Bruchquartier soll nicht zu schick werden

Ausserdem möchte die IG die Seele des Hauses behalten. «Es gibt eine stylische Grenze, an der unser Luzerner Brockenhaus wohl seinen Charme verlieren würde. Das wollen wir nicht», findet Marbacher. Designklassiker sollen daher mit klassischen Brocki-Produkten für den Alltag gemischt werden, wie Pfannen und Weihnachtsschmuck.

Auch wolle das Brocki weiter «ein Sortiment für alle Menschen anbieten können» – also kein überteuerter Vintageladen werden. Liebhaberstücke zu einem «wohltätigen Zweck» treffen auf Designklassiker, die natürlich ihren Preis hätten, erläutert die stellvertretende Geschäftsführerin. Zudem hilft das Team bei Wohnungsauflösungen.

Über die Kosten des Umbaus gibt Marbacher keine Auskunft, ausser dass viele Betriebe der IG Arbeit geholfen hätten. Ausserdem habe die IG dieses Jahr nicht zweckgebundene Spenden investiert und Spenden von Firmen aus der Region erhalten, zum Beispiel für die Malerarbeiten und die Beschallungsanlage.

Brocki der IG Arbeit dient auch zur Arbeitsintegration

Der nächste Schritt ist nun das Eröffnungsfest am 9. und 10. August, an dem es eine Tombola, eine «Überraschungsaktivität» und Essen geben wird. Geöffnet ist das Brocki an der Hochbühlstrasse 1 jeweils von Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Montag von 14 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 16 Uhr.

Das Brockenhaus im Bruchquartier ist eine Institution. (Bild: kok)

Für Martha Marbacher entspricht das Brockenhaus im neuen Gewand genau dem Zeitgeist junger Leute. «Die Themen Upcycling und Recycling sind zentral.» Zudem schaffe die IG mit dem kleinen Laden «wertvolle und moderne Arbeitsplätze für ihre Klientel». Ein Ziel ist es, Menschen zurück in den Arbeitsmarkt zu bringen: 22 sind es aktuell an der Zahl. Sie werden von Fachpersonen betreut.

Einige Mitarbeiter werden auch in der geplanten Spezialitäten-Kaffeerösterei arbeiten. Dort sollen Bohnen für andere Standorte der IG Arbeit geröstet werden, wie etwa das «Nylon 7» in Emmenbrücke. Auch Externe sollen Kaffee beziehen können (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Website der IG Arbeit
  • Schriftlicher Austausch mit Martha Marbacher, stellvertretende Geschäftsführerin der IG Arbeit
  • zentralplus-Medienarchiv zum Brocki Bruchquartier
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