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Rundtour im Engelbergertal

Wanderung ans Ende der Welt – kein Witz

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 763 m
  • 763 m
  • 11,3 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Der erste Höhepunkt auf dem Weg, das wild-romantische Dagenstal oder Tagenstall, wie es auf der Karte auch heisst. (Bild: hch)

Um ans Ende der Welt zu gelangen, ist kein Flugzeug nötig. Es reicht schon, die Wanderschuhe zu schnüren und sich nach Engelberg aufzumachen. Auf der schönen vierstündigen Rundtour zum idyllischen Talkessel haben wir das Ende der Welt gefunden, dafür aber Engel und Gämsen vermisst.

Die erste Begehung dieser Wanderung liegt schon einige Jahre zurück. Was aus dieser Zeit in positiver Erinnerung blieb: Der Tierreichtum, der auf das Jagdbanngebiet zurückzuführen ist und damals unerwartete Begegnungen mit Fuchs, Rehen und Gämsen bescherte. Ob sich dies wiederholt?

Vom Wasserfall ans Ende der Welt

Unser Einstieg zur Wanderung ans Ende der Welt liegt hinter Engelberg, kurz vor dem 60 Meter hohen Tätschbachfall. Da dieser von der gewählten Route aus nicht zu sehen ist, empfiehlt sich der kurze Abstecher vor oder nach der Wanderung. Das auch nur als «Wasserfall» bekannte Naturschauspiel ist auch einer der «Kraftorte», die unsere Wanderroute säumen.

Neue Wegführung zum Dagenstal

Etwas Kraft zu tanken schadet tatsächlich nicht, denn die erste Stunde kennt unsere Wanderung nur eine Richtung: bergauf. Über einen feuchten Waldweg geht es die Serpentinen hoch, bis es unterhalb der Alp Undrist Staffel einen Bach zu queren gilt.

Die Wegführung mit der Brücke ist neueren Datums und führt nun über eine Zusatzschlaufe in den gegenüberliegenden Wald hoch. Belohnt wird man mit einer famosen Aussicht auf das Dagenstal, das durch den 2'400 Meter hohen «Tiergarten» begrenzt wird. Tatsächlich fanden sich das letzte Mal in diesem wilden Tal, in welchem der Tätschbach entspringt, eine Herde Gämsen ein.

Singende Engel als Namensgeber

Gleich um die Ecke, bei der Alp Mänteli, beginnt das Wildschutzgebiet. Der Weg führt nun dem Hahnenmassiv entlang. Diesem Berg verdankt Engelberg seinen Namen, denn gemäss einer Legende sollen auf dem Hahnen Engel getanzt haben. Deren Stimmen sollen die Benediktiner 1120 zur Gründung des Klosters veranlasst haben. Obwohl der Blick immer wieder das schroffe Bergmassiv hochführt, lassen sich die Engel an diesem Tag ebenso wenig wie Wildtiere sehen. Dennoch ist dieser horizontal führende Abschnitt auf der Baumgrenze, der zum Panoramaweg ab der Fürenalp gehört, der wohl aussichtsreichste Teil der Wanderung.

Auf dem Weg nach Ober Zieblen kommt man an einer schönen Hütte mit Feuerstelle und Feuerholz vorbei. Kurz darauf muss man sich entscheiden, den kürzeren Abstieg über den Zieblenwald / Schluecht zu wählen oder die etwas weitere Strecke zum Horbis. Ich lasse mir natürlich die Möglichkeit, das Ende der Welt zu finden, nicht nehmen.

Durch Schafherden ans Ende der Welt

Erst jedoch gilt es, die hart verdienten Höhenmeter wieder abzubauen, der Weg führt einem recht steilen und rutschigen Bachtobel entlang. Eine immense Schafherde hat dieses gerade in Beschlag genommen. Von allen Seiten werden wir angeblökt; was uns Gelegenheit gibt, die vielseitigen Stimmlagen dieser nicht sonderlich intelligent wirkenden Tiere zu studieren.

Bei Hinter Horbis gelangen wir schliesslich aus dem Wald – und tatsächlich: Hier beim gleichnamigen Restaurant haben wir das Ende der Welt gefunden. Doch statt eines Höllenschlunds oder wenigstens eines Abbruchs der Erdkante zeigt sich nur ein idyllischer Talkessel, begrenzt durch den Grossen Sättelistock und den Ruchstock.

«End der Welt» tauften es die Einheimischen früher wohl eher, weil der Kanton Obwalden hier an die Grenzen von Nidwalden und Uri stösst. Immerhin hat es nicht nur für eine Beiz gereicht. Mit einer Kapelle kommt auf diesem exponierten Flecken Erde auch das Seelenheil nicht zu kurz.

Zurück zum Wasserfall

Der gekieste Weg führt nun dem Bärenbach entlang zurück. Beim nächsten Wegweiser folgen wir jedoch nicht dem Wanderweg, da dieser durch den Wald und an der Lourdesgrotte vorbei in die Dorfmitte führen würde. Unser Kiesweg mündet bald darauf in ein Strässchen und führt durch ein Wohngebiet zum Grotzenwäldli; einer Anlage mit schönem Weiher, Kinderspielplatz und unzähligen Feuerstellen.

Die letzte halbe Stunde Gehzeit führt auf der «Via Alpina» zurück zum Wasserfall. Fahrstrassen und Kieswege wechseln sich immer wieder ab, beim Restaurant Schweizerhaus würde eine weitere Einkehrmöglichkeit bestehen.

Distanz: 11,3 km
Wanderzeit: 4:10 Stunden
Höhendifferenz: 763 m aufwärts, 763 m abwärts
Min./max. Höhe: 1021/1673 m ü. Meer
Route: Wasserfall 1066 m ü. Meer – Undrist Staffel 1502 – Widderen 1607 – Mänteli 1589 – Ober Ziebeln 1631 – Zieblenzopf 1420 – Horbis 1129 – Vorder Horbis 1092 – Engelberg 1021 – Wasserfall.

Anreise: Mit dem Gratis-Bus ab Bahnhof Engelberg oder Dorf bis Wasserfall, mit dem Auto bis Wasserfall (einzelne Parkplätze an Strasse).

Variante: Nach Zieblen den etwas steilen Abstieg über Unter Zieblen / Schluecht / Berg anstelle der Ecke über Horbis. Mit dieser Abkürzung verpasst man zwar das Ende der Welt, vermeidet so aber einen guten Teil des Hartbelags und kürzt den Weg um rund 40 Minuten ab.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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