Nachhaltigkeits
Blog
Das braucht es für ein glückliches Igelleben

Wie die Stadt dem Igel das Leben schwer macht

Der Igel hat es in der Stadt nicht leicht – das liesse sich aber ändern. (Bild: Adob Stock)

Früher lebten Igel vor allem auf dem Land. Heute finden sie in unserer eintönigen Agrarlandschaft immer weniger Lebensraum und sind deshalb häufiger in Siedlungsgebieten anzutreffen. In der Stadt haben es Igel aber oft schwer. Mit den richtigen Schutzmassnahmen können wir ihnen helfen.

Die Grünräume im Siedlungsraum bilden ein Mosaik aus verschiedensten Lebensraumtypen, in denen eine Vielzahl von Wildtieren eine Heimat gefunden hat. Dieses Mosaik wird jedoch von Strassen, Absätzen, Mauern und Zäunen unterbrochen und zerschnitten. Sie bilden Barrieren, die je nach Tierart schwer zu überwinden sind.

Betroffen von solchen Hindernissen sind im Siedlungsraum ganz besonders kleinere Wildtiere, wie etwa der Igel. So können geeignete Lebensrauminseln für sie unerreichbar bleiben. Zu Umwegen gezwungen, halten sich Wildtiere länger in gefährlichen Bereichen wie Strassen auf und verlieren wertvolle Zeit für die Nahrungssuche. Die Vernetzung und Verbindung der Lebensräume, die sogenannte grüne Infrastruktur unserer Siedlungsgebiete, sind ein wichtiges Element in der Förderung für mehr Biodiversität im Siedlungsgebiet.

Für einen Igel gibt es entlang dieser Strasse keinen Durchgang in die naturnahe Grünanlage. (Bild: Sandra Gloor / Stadtwildtiere.ch)

Igel – grosse Hürden für kleine Fussgänger

Absätze, Mauern und Stufen ab circa 25 Zentimetern werden für die meisten Igel bereits zu einem Hindernis. Damit wird der Siedlungsraum für Igel zu einem wahren Labyrinth. Dank ihres guten Ortsgedächtnisses können sie sich aber gut in diesem Labyrinth orientieren und kennen Durchschlüpfe wie kleine Lücken in Zäunen oder Durchgänge, welche ihnen ein Durchkommen im dichten Siedlungsdschungel erlauben. Ein Teil der geeigneten Lebensräume ist für Igel aber trotzdem nicht zugänglich, weil Mauern und Zäune keine Lücken aufweisen.

Das Streifgebiet eines Igels während einer Saison umfasst etwa 30 bis 40 Hektaren. Innerhalb einer Nacht legen Igel einige Hundert Meter bis mehrere Kilometer zurück und suchen grosse Flächen nach Nahrung ab. Eine möglichst hohe Durchlässigkeit der Igelstreifgebiete ist deshalb wichtig.

Zäune und Mauern ohne Lücken bilden Barrieren für Igel und andere Kleintiere. Sie verwehren den Igeln Zugang zu guten Nahrungsorten oder Schlafplätzen. (Bild: Bernadette Schöffel / wildenachbarn.ch)

Freie Bahn für Igel und Co.

Igel brauchen Durchgänge von rund 10 x 10 Zentimetern, um in einen Garten zu gelangen. Stufen ab etwa 25 Zentimetern müssen mit einem Trittstein oder einer Rampe überwindbar gemacht werden. Dies gilt insbesondere für Jungigel. Mit Durchgängen und Steighilfen können Igel ihren Lebensraum auf direktem Weg durchqueren. So sparen sie Energie und werden nicht auf lebensgefährlichen Umwegen über Strassen geleitet. Hat der Igel den Durchgang einmal benutzt, merkt er sich die Lage und findet ihn immer wieder

Dieses Phänomen hat man auch beim Kloster Wesemlin beobachtet: 2021 wurde die für Wildtiere unpassierbare Klostermauer durchbohrt und ein Igeldurchgang geschaffen. Dank einer Wildtierkamera konnte beobachtet werden, dass der Durchgang nach kurzer Zeit regelmässig von Igeln, aber auch von Mardern, Füchsen und Amphibien genutzt wurde. Der Zugang in den naturnahen Klostergarten war für die Wildtiere der Umgebung ein grosser Gewinn.

Igel mögen es unordentlich

Um die Qualität des Igellebensraumes aufzuwerten, bieten Asthaufen, Wildhecken, Blumenwiesen und unaufgeräumte Ecken dem Igel Versteckmöglichkeiten und Nahrung.

Die Verknüpfung der Gärten ist für Igel wichtig. Wenn die Gärten dann noch naturnah und wildtierfreundlich gestaltet sind, finden Igel einen tollen und gut vernetzten Lebensraum vor. (Bild: stadtwildtiere.ch)

In einem wildtierfreundlichen Garten, wo Dahlien, Geranien und Hortensien mit Natternkopf, Kornblumen und Wiesensalbei ausgetauscht werden und wo eine gestaffelt gemähte Wiese den englischen Rasen ersetzt, fühlen sich Igel besonders wohl. Wenn dann noch «freie Bahn» herrscht, sind die Voraussetzungen für ein glückliches Igelleben perfekt.

Nachhaltigkeits
Blog
Ob in der Wirtschaft & Energie, Natur & Tiere in der Stadt, Abfalltrennung & Recycling, bewussteres Essen, faire Mode, Accessoires & Möbel – das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt heute Jung und Alt.
0 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon