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Wir müssen weg von monotonen Grünflächen

Warum Lebensräume für Wildbienen auch für dich wichtig sind

Blumenwiesen durchbrechen die Eintönigkeit, der wir in der Stadt entfliehen wollen. (Bild: stadtwildtiere.ch)

Wildbienen zu fördern, ist in der Stadt wichtiger denn je. Was es dabei zu beachten gibt und warum es auch dir nützt, liest du in diesem Beitrag.

Wir fahren für einen Tapetenwechsel gern in den Urlaub und klagen oft über die Eintönigkeit des Alltags. Um unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität zu steigern, müssen wir jedoch nicht unbedingt in die Ferne schweifen: Auch eine Safari vor der Haustür kann uns den Alltagsstress vergessen lassen. Das Erleben einer vielfältigen Natur fördert erwiesenermassen unsere Zufriedenheit und unsere Gesundheit.

In vielen Gärten blickt man jedoch auf aufgeräumte Grünflächen mit Buchsbäumen und kurz geschnittenem Rasen – dieses Bild widerspiegelt die Eintönigkeit, der wir entfliehen wollen. Fördern wir jedoch die Biodiversität und die Vielfalt der Lebensräume im Siedlungsraum, können wir viel Spannendes entdecken und in neue Welten eintauchen.

Die Stadt Luzern kommt unseren Bedürfnissen entgegen. Immer mehr Monokulturen und kurz geschnittene Rasenflächen verschwinden und werden von vielfältigen Blumenwiesen und Ruderalflächen abgelöst. Die Aufwertungsprojekte der Stadt Luzern verbessern damit nicht nur den Lebensraum der Wildtiere, sondern auch unsere Lebensqualität und können von den Menschen zur Erholung und für Naturbeobachtung genutzt werden.

Wildbienen Blumenwiese
Eine bunte Vielfalt an Wildblumen ist nicht nur schön anzusehen, sondern bietet auch vielen Wildtieren einen Lebensraum in der Stadt. (Bild: Sandra Gloor / stadtwildtiere.ch)

Eintauchen in die Welt der Wildbienen

Nimmt man sich die Zeit, eine Viertelstunde ein paar Wildblumen zu beobachten, ist man überrascht, wie viele kleine unterschiedliche Insekten die Blüten anfliegen. Blütenbesucher wie Wildbienen sind wichtige Bestäuber unserer Kultur- und Wildpflanzen. Rund die Hälfte der 600 in der Schweiz vorkommenden Wildbienenarten sind jedoch gefährdet und stehen auf der Roten Liste.

Städte wie Luzern können Wildbienen einen guten Lebensraum bieten: 150 Arten wurden bisher in der Leuchtenstadt nachgewiesen, darunter auch seltene Arten wie die Platterbsen-Sandbiene oder die Glockenblumen-Sägehornbiene. Gibt es in der Stadt viele Wildblumen – beispielsweise als Strassenbegrünung, in Blumentöpfen auf den Balkonen oder als Ruderalflächen entlang der Zugschienen –, dann finden Wildbienen oftmals einen besseren Lebensraum vor als in den intensiv genutzten Landwirtschaftsgebieten.

Neben der Maskenbiene gibt es noch über hundert weitere Wildbienenarten, die in der Stadt Luzern vorkommen. (Bild: Elias Bader / stadtwildtiere.ch)

Knappes Blütenangebot

Doch auch in der Stadt ist das Nahrungsangebot immer noch gering. Viele Blumen in Gärten oder auf dem Balkon sehen zwar wunderschön aus und duften gut, jedoch haben viele dieser Blütenpflanzen kaum einen Wert für Insekten. Denn häufig handelt es sich bei der Schmuckbepflanzung um Zuchtformen von Wildblumen. Die ursprünglichen Wildformen wurden durch die Züchtung so verändert, dass die Blüten möglichst voll und gross aussehen. Dabei sind die Staubblätter häufig zugunsten von mehr Blütenblätter verloren gegangen.

Entsprechend weisen Zuchtformen oftmals kaum oder gar keinen Pollen und Nektar mehr auf und bieten Insekten somit kein Nahrungsangebot. So blühen Geranien, Petunien oder Hortensien zwar den ganzen Sommer über, bieten Wildbienen aber weder Nektar noch Pollen und sind daher für sie nutzlos. Eine gute Nahrungsquelle bieten unsere einheimischen Wildpflanzen wie Natternkopf, Wiesensalbei, Kornblume oder Wilde Malve.

Um zu prüfen, ob die Pflanze für Wildbienen geeignet ist, kann in einer sonnigen Zeit beobachtet werden, ob die Blüten von Wildbienen besucht werden. Kommt innerhalb von zehn Minuten kein Insekt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Pflanze wenig Pollen und Nektar trägt.

Hortensien sehen zwar schön aus, bieten aber Wildbienen keinen Nektar und keinen Pollen und sind somit für Insekten wertlos. (Bild: luzern.stadtwildtiere.ch)

Wildbienen-Korridore sichtbar machen

Doch wo bietet die Stadt den Wildbienen Lebensraum? Wo hat es Blumenwiesen, blühende Strassenränder oder Wildblumentöpfe? Und wo ist die Stadt aus Sicht der Wildbienen eine Wüste? Bei der Aktion «Wildbienen-Korridore in der Stadt» möchte das Projekt StadtWildTiere Luzern auf die blühenden Lebensräume der Wildbienen aufmerksam machen und erforschen, wie gut die Stadt Luzern für Wildbienen vernetzt ist.

Die Stadtbevölkerung kann bei dieser Aktion mithelfen, Blumenwiesen, blühende Strassenränder oder naturnahe Gärten zu dokumentieren. Auf luzern.stadtwildtiere.ch findet man viele Infos zu Wildbienen und Fördermassnahmen.

Durch das Kartieren von Wildbienen-Inseln sollen die Lebensräume der Wildbienen sichtbar gemacht und mögliche Lücken in der Vernetzung aufgezeigt werden. (Bild: luzern.stadtwildtiere.ch)

Vielfältiges, grosses und kontinuierliches Blütenangebot

Was kann man selbst für die Wildbienen tun? Wildbienen benötigen ein vielfältiges Blütenangebot während der ganzen Saison von März bis Oktober. Die meisten Wildbienen haben spezifische Flugzeiten, die je nach Art im Frühling, Sommer oder Herbst stattfinden und in der Regel nur ein bis zwei Monate dauern. Entstehen Lücken im Blütenangebot, weil zum Beispiel alle blütenreichen Wiesen innerhalb weniger Tage gemäht werden, erleiden die zu dieser Zeit fliegenden Wildbienenarten Nahrungsengpässe.

Da Wildbienen auf verschiedene Pflanzen spezialisiert sind, ist ein vielfältiges Angebot an Wildblumen wichtig. Deshalb: Je kontinuierlicher und vielfältiger das Blütenangebot von März bis Oktober ist, desto mehr verschiedene Wildbienenarten können in der Stadt vorkommen.

Mit dem Ansäen von Wildblumen, einem Wildblumentopf auf dem Balkon und einem gestaffelten Mähen der Wiese kann schon viel bewirkt werden. Auch auf kleinen Flächen können Wildbienen gefördert werden. Und über die farbenfrohen Blumen freuen sich nicht nur die Wildbienen, für uns Menschen ist es ebenfalls ein toller Anblick, der glücklich macht.

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