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Zierpflanzen sind Kulturgut

Biodiversität ist auch mit Zierpflanzen möglich

Zierpflanzen können – richtig eingesetzt – auch etwas zur Biodiversität beitragen. (Bild: Barbara Lantschner)

Seit Beginn des Ackerbaus vor über zehntausend Jahren begleiten uns Zierpflanzen in unseren Gärten. Diese Pflanzenarten erzählen nicht nur die reiche Geschichte der Gartenkultur, sondern geben auch wichtige Hinweise zu unserer Kulturgeschichte.

Mit der Veränderung des Klimas und dem Rückgang der Biodiversität rückt nun wieder vermehrt die einheimische Flora in unseren Fokus. Über Jahrhunderte hinweg hat sich die Wechselwirkung zwischen Flora und Fauna gemeinsam entwickelt. So sind zahlreiche Wildtiere wie Insekten, Vögel und Fledermäuse auf spezielle einheimische Pflanzen angewiesen.

Um die Biodiversität zu fördern, geben daher Gemeinden und Städte inzwischen vor, wie gross der Anteil an einheimischen Pflanzen in einer Neupflanzung sein soll. Dies hat durchaus seine Berechtigung, doch sollten wir den Schatz der Zierpflanzenvielfalt, der über Jahrtausende selektiert und gezüchtet wurde, nicht vergessen. Gehören die Pflanzen doch gewissermassen zu unserer Kulturgeschichte dazu.

Ein Blick in die Bücher lässt uns erstaunt feststellen, wie viele unserer gewohnten Zierpflanzen aus der Ferne in unsere Breiten eingeführt wurden und dadurch eine ungemein grosse Vielfalt entstand.

Blick in die Vergangenheit

Die Begebenheit, Zierpflanzen für kultisch-religiöse Riten zu verwenden, reicht weit zurück. So legten bereits die Ägypter Gärten an. Die Römer legten sogar öffentliche Grünanlagen an, welche prächtig bepflanzt wurden. Die Blumen darin waren oft bestimmten Göttinnen und Göttern geweiht – sie waren Zier- und Heilpflanzen zugleich.

Durch die Perser kamen viele, heute im mediterranen Raum bekannte Pflanzenarten über Spanien nach Frankreich und Italien. Mit den Entdeckungsreisen in der Renaissance wurden exotische Pflanzen aus der «Neuen Welt» nach Europa eingeführt. In botanischen Gärten und fürstlichen Sammlungen wurden sie ausgestellt und weitergezüchtet.

Barbara Lantschner über Biodiversität bei Pflanzen.
Ein Mix zwischen einheimischen Pflanzen und Zierpflanzen kann sinnvoll sein. (Bild: Barbara Lantschner)

Über die Zeitepochen hinweg kamen immer wieder neue Pflanzen in unsere Gärten, welche sich je nach Modetrend veränderten und weiterentwickelten.

Die Sonnenblume, welche in Nord- und Südamerika beheimatet ist und dort schon lange als Nahrungspflanze diente, gelangte mit den spanischen Eroberern nach Italien und in die Niederlande, wo sie züchterisch weiterentwickelt wurde. Heute gibt es unzählige Sorten mit unterschiedlichen Wuchshöhen, gefüllten oder ungefüllten Blüten und in verschiedenen Farbtönen von Grüngelb bis Rotbraun.

Fremd, aber doch vertraut

Die Tulpe wiederum hat ihr natürliches Vorkommen in Eurasien und Nordafrika, vor allem aber im Steppengebiet Zentralasiens. Die Türken hatten die Tulpe von den Persern übernommen, wo sie schon früh kultiviert wurde. Mitte des 16. Jahrhunderts kam sie schliesslich nach Mitteleuropa, und im 17. Jahrhundert war die Garten-Tulpe gross in Mode. Durch Vermehrung und Selektion entstand eine riesige Formenfülle mit mehr als 5500 verschiedenen Zuchttulpen. Aus der exquisiten Blume des Adels entstand Massenware.

Schliesslich möchte ich noch die Dahlie erwähnen, die ihren Ursprung in Mexiko und Guatemala hat. Schon die indigene Bevölkerung hatte früh Kulturformen in ihren Gärten gezüchtet. Im 16. Jahrhundert wurde sie in Europa eingeführt. Anfang des 19. Jahrhunderts waren circa 500 Sorten im Handel erhältlich. Weltweit wurde rege gezüchtet. Um 1934 konnte aus rund 14’000 verschiedenen Sorten ausgewählt werden.

Barbara Lantschner über Biodiversität bei Pflanzen.
Eine kleine Auswahl der Dahlienvielfalt. (Bild: Barbara Lantschner)

Biodiversität im Siedlungsraum

Wir sollten unsere Gärten wieder vielfältiger gestalten.

Es ist überaus wichtig, unsere einheimischen Arten vermehrt auch in unseren Gärten zu pflanzen. Hier können wir sie mit nicht einheimischen oder gezüchteten Pflanzen ergänzen. So erhalten wir vielfältige und strukturreiche Grünflächen, welche einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leisten. Gleichzeitig tragen wir zum Erhalt der Zierpflanzenvielfalt bei und erhalten einen Teil unserer Gartenkultur. Bei der Wahl der Arten können wir unter anderem auf die Sammlung historischer Zierpflanzen von «ProSpecieRara» zurückgreifen.

Auch wenn vielleicht Zierpflanzen einen geringeren Nutzen für die Biodiversität haben, so erhöhen sie die Lebens- und Wohnqualität im Siedlungsgebiet merklich. Strukturreiche Grünflächen haben nachweislich einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit.

Barbara Lantschner über Biodiversität bei Pflanzen.
(Bild: Barbara Lantschner)

Gezüchtete und nicht heimische Baumarten beispielsweise kommen auf schwierigen Standorten mit den Bedingungen besser zurecht als unsere heimischen Waldbäume und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Minderung der negativen Effekte von Klimawandel und Hitzeinseln.

Es gilt, die Balance zwischen unserem reichen Schatz an Zierpflanzen und der heimischen Flora zu finden. Einzig invasive Neophyten müssen wir konsequent vermeiden.

Verwendete Quellen
  • Bartha-Pichler B., Geiser T., Zuber M. (2010) – Teufelsfeige und Witwenblume, Historische Zierpflanzen – Geschichte, Botanik, Verwendung, Pro Specie Rara (Hrsg.), 1. Aufl., Christoph Merian Verlag
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