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Nachhaltiger Wandel im Lebensmittelkonsum

Biolandwirtschaft in der Zentralschweiz auf dem Vormarsch

Lebensmittel aus biologischem Anbau werden auch in der Zentralschweiz immer beliebter. (Bild: Adobe Stock)

Die Schweiz ist in Europa führend im Biokonsum – und der Trend zu regionalen, nachhaltigen Lebensmitteln wächst stetig. Auch in der Zentralschweiz ist die wachsende Nachfrage nach Bioprodukten spürbar. Doch was steckt genau hinter dem Biolabel, und weshalb sind Bioprodukte besser?

Gemäss Bio Suisse ist die Schweiz Europameister im Biokonsum. Jeder Einwohner gibt pro Jahr durchschnittlich 454 Franken für Bioprodukte aus, mehr als in jedem anderen Land Europas. Trotz Inflation ist der Marktanteil von Bioprodukten auch 2023 wieder gewachsen. Allein im Zeitraum von 2018 bis 2022 verzeichnete die Schweiz einen Umsatzanstieg bei Biolebensmitteln von 22,5 Prozent. Es lässt sich also nicht abstreiten, dass sich ein langfristiger Trend zu mehr Bio und Regionalität im Lebensmittelmarkt entwickelt.

Bio in der Zentralschweiz

Das zunehmende Bedürfnis nach regionalen und biologischen Lebensmitteln bleibt auch in der Zentralschweiz nicht unbemerkt. So hat sich die Anzahl Biobetriebe im Kanton Luzern von 2000 bis 2022 auf 485 Betriebe mehr als verdoppelt. 2022 waren damit bereits 11,1 Prozent der Luzerner Landwirtschaftsbetriebe Bio-zertifiziert. Im Kanton Zug sind 2022 bereits 19 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe Biobetriebe.

Die Vereine Bio Luzern, Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden sowie Zug treiben diese Entwicklung aktiv voran, indem sie Produzenten und Konsumenten vernetzen und mit diversen Angeboten an Weiterbildungen und Arbeitsgruppen für Bäuerinnen und Bauern den Biolandbau fördern. Viele Biohöfe und Bioläden in Luzern und Umgebung bieten ein umfangreiches Sortiment an regionalen Bioprodukten. Zudem findet jährlich der grosse Zentralschweizer Biomarkt «O Sole Bio» in Zug statt, wo an über 60 Marktständen Zentralschweizer Bioprodukte entdeckt werden können.

Was steckt hinter dem Biolabel?

Wer beim Einkaufen auf die Labels achtet, dem fällt schnell auf, dass es viele verschiedene Biolabels gibt. In der Schweiz ist Bio Suisse die führende Bio-Organisation. Alle Produkte, die mit der Knospe lizenziert sind, müssen die Richtlinien von Bio Suisse einhalten. Bei genauerer Recherche fällt auf, dass die Richtlinien sehr umfassend sind und neben dem Verbot von Pestiziden und Tierhaltungsrichtlinien auch Auflagen zur Biodiversitätsförderung, soziale Anforderungen sowie spezifische Vorschriften zur Verarbeitung und dem Handel der einzelnen Lebensmittel enthalten.

Im Vergleich mit den EU-Bio-Richtlinien sind die Vorschriften von Bio Suisse strenger. So muss beispielsweise für den Erhalt der Bio-Knospe der gesamte Betrieb biologisch geführt werden, während in der EU dagegen Teilbereiche möglich sind. Auch beim Import von Bioprodukten setzt Bio Suisse strengere Massstäbe als die EU.

Bio in der Gastronomie

Seit 2023 macht das Label «Bio Cuisine» die biologische Küche in den Gastronomiebetrieben für die Konsumenten sichtbar. Bereits fünf Betriebe in der Zentralschweiz sind mit dem Label ausgezeichnet. Ein weiterer ist laut Astrid Burri von Bio Zentralschweiz auf dem Weg dazu. Die grössten Hürden bei der Umstellung auf Bio seien nach wie vor der Preisunterschied zu den konventionellen Produkten und die schlechtere Verfügbarkeit an Bioprodukten in der regulären Lieferkette.

Um die Gastronomen in diesem Punkt zu unterstützen, wurde mit dem Kanton Luzern eine Liste von Bioprodukten erstellt, die von verschiedenen Biobauern und -vertrieben angeboten werden. Auch im Kanton Zug bietet die Interessengemeinschaft «bioZugerland» diese Vermittlung an. Wichtig ist zudem, bei den Preisunterschieden zu berücksichtigen, dass Umweltschäden, die durch die Lebensmittelproduktion entstehen, nicht in den Preis einfliessen. Wären diese Kosten eingerechnet, wären Bioprodukte deutlich günstiger als konventionelle Produkte.

Besser für Gesundheit und Umwelt

Ein wichtiger Vorteil des Biolandbaus ist der schonende Umgang mit dem Boden. Im konventionellen Anbau wird oft zu chemisch-synthetischen Düngemitteln gegriffen. Diese giftigen Substanzen töten Schädlinge, aber auch viele andere Lebewesen, welche eine wichtige Funktion im Ökosystem haben. Früher oder später gelangen diese Stoffe auch in unseren Körper. In der Schweiz werden durchschnittlich fünf Tonnen an Pestiziden pro Tag ausgebracht. Auch die Aargauer und Luzerner Fliessgewässer zeigten in einer Untersuchung eine gravierende Grundbelastung mit Pestiziden auf. Insbesondere sind kleine Einzugsgebiete in der Nähe von Gebieten mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung belastet.

Im Biolandbau wird deshalb ausschliesslich organischer Dünger verwendet, wodurch die Lachgasemissionen um 24 Prozent gesenkt werden und sehr viel Erdöl eingespart wird. Zudem wird der Humus erhalten und die Bodenfruchtbarkeit gefördert. Dadurch können die Bioböden ungefähr 10 Prozent mehr Kohlenstoff speichern und somit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. 

Aktionsplan Biolandbau

Um den Anteil der biologischen Landwirtschaftsflächen und den Absatz von Luzerner Bioprodukten zu steigern, hat die kantonale Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) gemeinsam mit Bio Luzern, dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) sowie dem Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) den Aktionsplan Biolandbau ins Leben gerufen.

Ein konkretes Ziel des Aktionsplans ist, die biologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche auf mindestens 15 Prozent zu erhöhen – 2022 lag sie bei 11,9 Prozent. Mit gezielten Massnahmen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette sollten bis 2027 dieses und weitere Ziele erreicht werden. Besonders die Vernetzung und Bildung stehen im Fokus, während der Kanton auch die rechtlichen Rahmenbedingungen anpassen und finanzielle Unterstützung gewährleisten soll.

Verwendete Quellen
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