Innovations
Blog
Talentförderung durch Berufsmeisterschaften

«Mit der Teilnahme an einem Wettbewerb kann man nur gewinnen»

Eine der Lernenden, Aurita Isufi, und ihr Modell. (Bild: zvg)

Vier Lernende der Gewerblich-industriellen Berufsschule Zug haben sich intensiv auf die Teilnahme an einem Talentwettbewerb des Coiffeur-Verbandes vorbereitet. Zwar erzielten sie keine Podestplätze, doch sie erreichten persönliche, hochgesteckte Ziele. Die Teilnahme führte zu enormem Einsatz, beflügelte die Kreativität und verlieh ihnen Berufsstolz.

An der Zuger Schule ist man davon überzeugt, dass überdurchschnittliche Begabung in der Berufsbildung eine Realität und in allen Berufsfeldern anzutreffen ist. Talentförderung in der Berufsbildung zielt auf praktische Leistungsexzellenz ab.

So macht es sich die Talentförderung unter anderem zur Aufgabe, motivierte Lernende bei Ihren Vorbereitungen für eine Wettbewerbsteilnahme zu unterstützen. Neben Kursen und Wettbewerben sind auch Mobilitätsprogramme Methoden, um die Kompetenzen von begabten Lernenden auszubauen.

Der Wettbewerb

Aufgrund der Corona-Pandemie fanden die Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» nicht wie geplant statt. Der Schweizer Coiffeurverband lancierte daraufhin den Wettbewerb Swiss Hair Talent Digital 2020. Lernende konnten in den drei Kategorien «Relooking», «Avantgarde» und «Homme» teilnehmen. Dafür kreierten sie fantasievolle Looks und sandten drei Fotos an die Jury ein.

Leider waren die GIBZ-Lernenden nicht auf dem Podest. Die Teilnahme lässt sich aber auf alle Fälle in einer zukünftigen Bewerbungsmappe sehen.

Vorbereitung an der Schule

Die Fachlehrpersonen an der Zuger Berufsschule, Andrea Winkler und Tanja Müller, wollten interessierten Lernenden aus ihren Klassen die Möglichkeit bieten, sich intensiv auf diesen Wettbewerb vorzubereiten. An vier Kursabenden wurden die verschiedenen Ideen besprochen, verfeinert und umgesetzt, bis jede Kandidatin ihr Modell vom Fotografen ablichten lassen konnte.

Gestylte junge Damen, trendige Musik, der Duft von Haarlack und anderen Kosmetikprodukten in der Luft, die Blitzlichter des Fotografen – eine motiviert geschäftige Atmosphäre traf Claudia Hegglin, die Leiterin der Talentförderung in Berufspraktischer Hinsicht am GIBZ, im Coiffuresalon der Schule an, als sie den neu lancierten Kurs am letzten Kursabend besuchen ging.

Sie war beeindruckt, welche Resultate sich ihr präsentierten. Nie hätte sie gedacht, dass in vier Wochen solche Resultate entstehen würden. «Ich bin begeistert, mit welcher Freude die talentierten jungen Menschen ihr Berufshandwerk umsetzen. Für mich haben die Damen bereits jetzt gewonnen.»

Wettbewerbe als Motivationsförderer

Aurita Isufi aus dem dritten Lehrjahr machte zum ersten Mal an einem Wettbewerb mit und meinte, sie habe enorm viel gelernt. Die Lehrpersonen hätten ihr Tipps mitgegeben und auch der Lehrbetrieb hätte die Wettbewerbsteilnahme positiv unterstützt. Zudem habe die Kursteilnahme Spass gemacht.

Das fertige «Produkt» von Aurita Isufi. (Bild: zvg)

Andrea Winkler ist sich sicher, dass in erster Linie die Teilnahme und nicht die Rangierung wichtig sind: «Mit einer Wettbewerbsteilnahme kann die Passion für den Beruf noch gesteigert werden, ich konnte das Feuer der Lernenden für Ihren Beruf richtig sehen. Die Kreativität, die hier entstehen konnte, ist unglaublich. Ich bin so stolz auf die Lernenden und kann kaum glauben, welche Entwicklung hier während vier Wochen passieren konnte. Hut ab.»

Neue Fertigkeiten

Xhenete Etemi, ebenfalls aus dem dritten Lehrjahr, meint, sie hätte nicht erwartet, dass ihr Produkt so gut werden würde. Es sei überhaupt nicht schwierig, was sie hier mache, es habe einfach einen tollen Effekt. Sie machte auch in der Vergangenheit schon an Wettbewerben mit, so zum Beispiel am Lehrlingsfrisieren. «Das Make-up habe ich mir selber beigebracht, der Kurs hat mir aber schon sehr geholfen. Mit der Teilnahme an einem Wettbewerb kann man nur gewinnen, man lernt auf alle Fälle viel dazu.»

Xhehete Etemi mit ihrem Modell. (Bild: zvg)

Ihr Lehrbetrieb ist offen für eine solche Teilnahme und unterstützt sie dabei. Direkt nach der Arbeit nahm sie motiviert am Kurs teil. Auch nach dem Lehrabschluss will sie ihrem erlernten Beruf treu bleiben.

Auch Dalandushe Aliju rechnete sich Erfolgschancen aus. Im Kurs hatte sie Spass, konnte viel lernen und das Gelernte vertiefen, wie zum Beispiel das Fixieren, Einlackieren oder das korrekte Schminken – also auch Fertigkeiten, die über den Bildungsplan des EFZ hinausreichen.

Dalandushe Aliju und ihr Modell. (Bild: zvg)

«Talent» wird zunehmend wichtiger

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass Wettbewerbe in vielerlei Hinsicht gewinnbringend sind, denn Talente sind nicht nur für Unternehmen und die Standortförderung eine kostbare Ressource, sie sind es auch für die Schulen in einem zunehmend kompetitiven Umfeld. Technologiegetriebene und wissensbasierte Gesellschaften sind immer mehr auf innovative und qualifizierte Fachkräfte angewiesen.

Dadurch rückt die Worthülse «Talent» immer mehr in den Fokus des Interesses. Zu meinen «Anfangszeiten» kam ich z.B. mit einem Innovationsprojekt bei der W.A. De Viegier Stiftung (Förderung der Schweizer JungunternehmerInnen) zwar in die Endrunde, doch ich gewann letztlich nicht. Ich ärgerte mich damals sehr, da meine damalige «Lieber tot als Zweiter» – Prägung keine andere Option zuliess. Später lernte ich die entspanntere sowie nachhaltigere Haltung «Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man» einzunehmen.

Themen
Innovations
Blog
Im Fokus stehen Unternehmer und Entwickler. Autor Lars Rominger aus Menzingen, selbst ein Erfinder, Wissenschaftler und Fachbuchautor, zeigt die Menschen hinter einer Idee und stellt spannende Projekte vor.
11 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon