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Eltern müssen mit Kindern mitwachsen

Wenn die Tochter plötzlich zu cool für den Spielplatz ist

Wenn Kinder plötzlich «zu gross» für eine Aktivität sind, ist das auch für Eltern ein Lernprozess. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Aus Dingen herauswachsen: Spiele, die das Kind bis anhin noch geliebt hat, sind plötzlich nicht mehr spannend. Das ist auch für Eltern eine Herausforderung.

In den Sommerferien waren wir auf einem Campingplatz in Dänemark, der mit einer grossen Trampolinhalle ausgestattet war. Bei der Buchung (ein halbes Jahr davor) waren beide Fröleins begeistert. Das kleine Frölein liebte es, sich da aufzuhalten, zu hüpfen und neue Kunststücke zu üben. Das grosse Frölein sass etwas abseits und wirkte etwas verloren unter all den hüpfenden Kindern. Darauf angesprochen, warum sie denn nicht hüpfe, meinte sie: «Ich bin da irgendwie rausgewachsen.» Etwas Wehmut hörte ich aus ihren Worten.

Der Spielplatz ist nicht mehr spannend

Spiele, die das Kind bis anhin geliebt hat. Abmachen zum Spielen, rausgehen auf den Fussballplatz, die eine Rutsche im Hallenbad oder auch Wasserschlacht machen. Irgendwann ist man zu cool dafür. Da ist auch etwas Melancholie spürbar – beim Frölein, aber auch bei mir. Ein Wachstumsschmerz. Wie schön, wenn man ein kleineres Geschwister hat und ihm zuliebe nochmals Dinge tut. Solche Dinge sind oftmals in den Ferien oder auf Ausflügen möglich. Dann, wenn man sicher sein kann, dass uns niemand kennt. Dies sind dann Glasmurmelmomente zum ganz fest Sammeln im Herzen.

Da ist dieser Spielplatz in unserem Dorf, wir laufen an ihm vorbei, wenn wir zur Bibliothek gehen. Früher verbrachten wir dort viele Stunden. Oftmals war es gar unser Nachmittagsprogramm. Ein Zvieri kaufen gehen und in diesem Spielplatz spielen und picknicken. Es war unser Begegnungsort mit anderen Eltern, okay seien wir ehrlich, meist waren es Mütter und ihre Kinder. Es waren schöne Begegnungen mit Menschen, mit denen ich mich noch immer verbunden fühle. Dies, weil unsere Kinder im ähnlichen Alter sind und wir zur gleichen Zeit die gleichen Phasen durchlaufen haben.

Es passierte schleichend

Mein Blick wandert zur Rutschbahn, an deren Ende ich so oft mit weit ausgebreiteten Armen gestanden bin. Stets bereit, ein Kind aufzufangen. Zum Sandkasten, von dem wir sicher ein Kilo Sand in unseren Socken nach Hause getragen haben. Zur Schaukel, auf dem die Fröleins jeweils gequietscht haben vor Freude, wenn ich genug fest angestossen habe. Hach, das waren besondere Zeiten.

Heute: Das kleine Frölein neben mir, mit dem Stoffbeutel voller Bücher unter dem Arm, würdigt den Spielplatz keines Blickes. Es gibt nichts darauf, was ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken würde. Sie ist zu gross dafür.

Wenn Kinder plötzlich zu cool für den Spielplatz sind.
Einen Turm aus Steinen bauen: Im einen Moment super, im nächsten Kinderkam. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Wir sind irgendwann das letzte Mal mit unseren Freunden draussen spielen gegangen, ohne zu wissen, dass es das letzte Mal war. Dies geht mir durch den Kopf. Noch macht das kleine Frölein regelmässig zum Spielen ab. Auch klingeln ihre Freundinnen oft an unserer Türe, um zu fragen, ob sie mit rauskomme. Noch. Ich weiss nicht genau, wann dies beim grossen Frölein aufhörte. Im Nachhinein kam es schleichend. Die grossen Freundinnen treffen sich entweder im Zimmer von jemandem zum Chillen oder im Dorf.

Ein ständiges Wachstum

Die grösste Herausforderung für uns als Eltern ist es wohl, mit den Kindern mitzuwachsen. Oftmals wachsen wir auch über uns hinaus. Es ist ein ständiges Weiterentwickeln. Phase für Phase. Ein ständiges Wachsen, innerlich und äusserlich. Wenn man knietief drinsteckt, kommt einem die Zeit zäh vor. Im Nachhinein jedoch sehnt man sich wohl auch solche Momente zurück.

Als Eltern werden wir stetig mit neuen Fragen konfrontiert. Fragen, bei denen ich so froh bin drum, dass wir sie zu zweit besprechen können und im besten Fall zu einer ähnlichen Haltung kommen. Wenn ich zurückschaue auf dreizehn Jahre Elternschaft, so sehe ich, wie wir gewachsen sind. Oft auch an den herausfordernden Situationen, welche eine Familie mit sich bringt. Gewachsen an Stolpersteinen und zähen Phasen, aber auch an unzähligen Glücksmomenten. Ja, wir wachsen, zusammen mit den Kindern.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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