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Wenn man für seinen Sohn nur das Beste möchte

Traumberuf gesucht: Der knifflige Weg zur richtigen Lehre

Pilot. Für viele kleine Kinder ein Traumberuf. Später sieht die Berufsrealität oft anders aus.

Als Kinder träumen wir oft von Berufen, die wir später vielleicht gar nicht ausüben. In meinem Blogpost erzähle ich, wie sich meine Berufswünsche im Laufe der Jahre verändert haben und welchen Einfluss dies auf die Berufswahl unseres Sohnes hatte.

An meine ersten Berufswünsche habe ich nur vage Erinnerungen. «Du sollst einen Beruf lernen, der dir Spass macht.» An diesen Satz meiner Eltern kann ich mich gut erinnern. Meine Mutter hat, seit ich denken kann, immer sehr gerne gearbeitet, und ihre Leidenschaft für ihren Beruf hat mir imponiert. So wurde sie für mich ein Vorbild. Ihr Einsatz war immer überdurchschnittlich, was sicherlich auch daran lag, dass meine Eltern lange Zeit selbstständig waren.

Coiffeuse war mein erster Berufswunsch, an den ich mich erinnern kann. Ich frisierte häufig meinen Paten. Ich stand hinter ihm auf seinem Stuhl, hatte verschiedene Kämme und Frisierutensilien neben mir, und er liess mich einfach machen. Da muss ich etwa fünf Jahre alt gewesen sein.

Vom Traumberuf zur Realität

Gegen Ende der Primarschule wechselte mein Berufswunsch dann und ich wollte Anwältin werden. Mein älterer Bruder war bereits Jurist, und so war das damals naheliegend. Ja, und nun bin ich doch nicht Juristin geworden. Nach ein paar Semestern im Studium habe ich schliesslich realisiert, dass dies überhaupt nicht zu mir passt. Ich brauchte noch einige weitere Versuche, um in der Berufswelt an meinem eigenen Platz anzukommen.

Rückblickend schätze ich es sehr, dass mich meine Eltern immer auf meinem Weg unterstützt haben und wollten, dass ich glücklich werde. Das Thema Berufswahl ist im Leben eines Kindes bereits sehr früh präsent: Hier mal mit dem Papa Reifen wechseln, da mal mit dem Grossvater im Lastwagen mitfahren. Zuhören, wie die Eltern von ihrer Arbeit erzählen, sie mal bei der Arbeit abholen und sehen, was da so läuft.

Die Bedeutung der frühen Berufswahl

In der Schule lernen Kinder etwas über die verschiedenen Berufe oder schauen am Zukunftstag, was der Pate eigentlich den ganzen Tag macht als Automechaniker. Wieso eigentlich fragen wir unsere Kinder bereits in ganz frühen Jahren, welchen Beruf sie mal erlernen möchten? Ganz ehrlich, irgendwie ist das ja ziemlich sinnfrei. Mit fünf oder sechs Jahren kennen sie meist nur die Berufe ihrer Familienmitglieder, und viele Jungs möchten dann noch immer Pilot, Feuerwehrmann oder Polizist werden.

Leider sind die Berufswünsche von Kindern noch immer ganz klassisch, da haben wir noch etwas Arbeit vor uns, bis die Berufswünsche der Mädchen CEO oder Verwaltungsratspräsidentin sind und die Jungs sich schon früh als Balletttänzer oder MPA sehen.

Der Berufswahlprozess als Eltern

Genauso wie meine Eltern wollte ich es als Mutter bei der anstehenden Berufswahl unseres ältesten Sohnes auch machen. Eine Lehre, die ihm Spass macht, in einem Team, in dem er sich wohlfühlt. Dieses Mantra habe ich gegenüber ihm gefühlt 100 Mal wiederholt. Und somit habe ich mich häufiger eingemischt, als ich es mir vorgenommen hatte! Noel kocht gerne und sehr gut, daher habe ich ihn ein paar Mal auf den Lehrberuf Koch aufmerksam gemacht, bis er dann irgendwann klar sagte: «Mami, Kochen ist mein Hobby, das mache ich zu Hause.»

Als Eltern merkten wir, dass die Begleitung eines jungen Menschen bei der Berufswahl nicht zu unterschätzen ist. Hierbei rede ich nicht vom zeitlichen Aufwand, den wir gemeinsam in das Schreiben von Schnupperlehr-Motivationsbriefen oder in die Strukturierung von Notizen in OneNote investiert haben. Berufswahl ist ein langwieriger Prozess, der uns ständig begleitet hat. Sei es bei Diskussionen über die erlebten Tage in der Schnupperlehre oder als wir gemeinsam die lokale Gewerbeausstellung besucht haben, damit er sich ein Bild von den Betrieben machen konnte.

Handwerk als Berufswahl

Beim Startschuss in Noels Berufswahlprozess war bereits klar, dass es ein handwerklicher Beruf werden würde. Häufig im Gespräch mit anderen Eltern hörten wir dann, wie toll sie es finden, dass unser Sohn Handwerker werden möchte. Und wenn wir dann rückfragten, war klar, dass ihre eigenen Kinder in einem Bürojob unterkommen sollten. Dieses Phänomen finde ich sehr amüsant.

Obwohl ich selbst keine Lehre gemacht habe, ist mir bewusst, wie akut der Fachkräftemangel in den Handwerksberufen in den kommenden Jahrzehnten sein wird. Diese Berufe, die Stand heute nicht einfach so durch KI ersetzt werden können.

Mehrfach haben wir uns geärgert, wenn die Betriebe jammern, keine Lernenden zu finden, und unser Sohn für jede Schnupperlehre separat ein Motivationsschreiben aufsetzen musste. Und doch war es auch wichtig, dass er sich gut überlegte, in welche Berufe und natürlich auch in welche Firmen er reinschauen möchte und warum.

Die Rolle der Schule und die Zukunft

Automobilfachmann, Automechatroniker, Sanitärinstallateur, Landschaftsgärtner – eine breite Palette an Schnupperlehren hat Noel absolviert. Auch die tolle Begleitung, die er in der Schule erleben durfte, hat uns sehr beeindruckt. Der ganze Prozess der Berufswahlbegleitung in der Oberstufe ist sehr professionell und hat uns als Eltern sehr unterstützt.

Gerade wenn man bedenkt, dass die Schüler in der Oberstufe noch viel Schulstoff erarbeiten müssen, und das neben der ganzen Berufswahlthematik, muss man den Lehrern wirklich einen grossen Dank aussprechen. Sie leisten da einen erheblichen Beitrag für unsere Gesellschaft, indem sie diesen Übergang in die Berufswelt massgeblich mitprägen.

Nun hat das neue Schuljahr bereits angefangen, und unser Sohn hat seine Zusage für die Lehrstelle mit Lehrbeginn Sommer 2025 bereits seit einigen Monaten. Wir waren sehr stolz, dass er sich mit viel Elan mit der Berufswahl auseinandergesetzt, mit Motivation die Schnupperlehren absolviert und schliesslich für sich eine klare Entscheidung getroffen hat: Er möchte Gärtner EFZ Garten- und Landschaftsbau (Landschäftsgärtner) werden.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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