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Vorfreude und banges Warten meines Sohnes

«Mami, wie viele Tage geht es noch, bis ich endlich in die Schule gehen kann?»

(Bild: pixabay)

Wie lange haben wir uns auf die langen Sommerferien gefreut. Zuerst waren es Monate, dann Wochen und zum Schluss wurde jeder einzelne Tag abgezählt. Mit Höhen und Tiefen bis zum Ferienstart.

Jeden Abend die gleiche Frage von meinem Sohn: «Mami, wann muss ich nicht mehr in den Kindergarten gehen? Wann sind Sommerferien? Wie lange muss ich noch schlafen?»

Jeden Abend machte ich mir die Mühe und erklärte ihm, dass er noch 2 Monate in den Kindergarten gehen muss, dann nur noch 3 Wochen, und am Schluss waren es nur noch 2 Tage. Auch der Kleine machte munter beim Runterzählen mit. Es ging so weit, dass ich in der Küche eine schwarze Tafel montierte. Auf dieser Tafel vermerkte ich mit Kreide feinsäuberlich jeden verbleibenden Tag mit einem Strich. Es ergab sich ein grosses Striche-Kunstwerk. Während meine Finger von dem vielen Striche-Zeichnen mit der Zeit schmerzten, war der Juhu-Effekt bei meinen Söhnen umso grösser.

«Nur ein Strich pro Tag, mehr nicht!»

«Können wir jeden Morgen gleich zwei Striche oder drei Striche wegputzen?», fragte mich der Grössere und fügte an: «So können wir viel früher in die Ferien fahren!» Ach ja, wie gerne hätte ich in diesem Moment Ja gesagt und ihn in seinem Unterfangen unterstützt.

Aber leider musste ich ihn sogleich desillusionieren. «Nein, mein Schatz, das geht leider nicht so schnell, nur ein Strich pro Tag», fuhr ich fort und wusste gleichzeitig, dass das ein blöder Plan war. In dem Moment schnappte sich der Grössere den Lappen und wischte einen Strich weg. Der Kleine wollte es ihm gleich tun und auch gerade einen Strich wegwischen. Doch ich musste ihn widerwillig stoppen, denn ich wusste, was jetzt folgen würde: ein riesengrosser Tobsuchtsanfall gemischt mit grossen Krokodils-Tränen. Das Unverständnis des Kleinen, warum sein grosser Bruder etwas darf und er nicht. Einmal mehr erklärte ich auch ihm die ganze Sache und wusste, dass sich das ganze Prozedere die nächsten Tage wiederholen würde.

Wann kann ich endlich in die Schule?

Und dann, endlich, kam der Tag X. Der Tag der Tage! Der letzte Tag im Kindergarten! Endlich Ferien!!! «Wie lange haben wir uns darauf gefreut, endlich keine Tage mehr zählen», sagte ich beim Abendessen zu meinem Mann und zwinkerte ihm zu. Da schoss es dem Grossen mit vollem Mund heraus: «Aber Mami, wie ist das jetzt, wie viele Tage geht es noch, bis ich endlich in die Schule gehen kann?» …

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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