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Die Krux mit den Familienfotos

Mama, wo warst du, als dieses Foto gemacht wurde?

Die Mutter hat das Bild geschossen. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Wir halten die schönsten Momente auf Bildern fest. Doch wenn man sich unsere Familienfotos anschaut, fragt man sich, wo ich war. Nirgends tauche ich auf. Es ist, als wäre ich nicht dabei gewesen.

Nach der Geburt beider Kinder haben wir auf meinen Wunsch hin Fotos von einer Fotografin machen lassen. Herr Limacher hatte diesen Wunsch nicht. Er machte eher widerwillig mit. Wir waren müde. Ein zusätzlicher Termin war anstrengend. Diese schönen Fotos jedoch bedeuten mir die Welt. Denn, als hätte ich es geahnt: Ich bin seither meist die, die hinter der Kamera steht.

Bilder von mir und den Kindern gibt es tatsächlich wenige. Wenn, dann sind sie meist auf Bitten meinerseits entstanden und dadurch so halb spontan und wirken eher gestellt. Wahlweise sind sie dann entweder verschwommen, mir fehlen die Füsse oder ich rede gerade (vermutlich gebe ich Anweisungen an den Fotografen). Dies wirkt ein bisschen so, als hätte ich gerade einen Schlaganfall oder ich würde mir gerade noch das vorgekaute Essen der Kinder gönnen.

Ferienfotos einer Ein-Eltern-Familie

Wir sind mit den Fröleins viel gereist. Mal parkierte der Camper Ferdinand da, mal dort. Am Strand, in den Bergen, am Stadtrand oder am Fluss. Hach, war das schön. Richtig schön. Schöne Ferien hatten diese Kinder wohl mit ihrem Vater. Ob er alleinerziehend ist? Ob die Mutter nicht mit in die Ferien mitkam? Wo war sie nur? Sie war hinter der Kamera! Früher schleppte sie noch die Spiegelreflexkamera mit. Was für ein Gewicht, was für ein Geschleppe. Inzwischen «fötelt» sie mit ihrem Smartphone. Die Rollen jedoch sind noch immer die gleichen: Wenn ich Momente nicht festhalte, macht es niemand.

(Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Verbringe ich Zeit mit Freundinnen und ihren Kindern, mache ich immer mal wieder Fotos von ihnen. Fotos im Moment. Ein spontanes Knuddeln, ein Lachen mit weit aufgerissenem Mund, Tränen in den Augen und auch einfach Momente des Glücks. Spontan und nicht gestellt. Einfach so, wie das Leben grad passiert. Diese Fotos schicke ich ihnen am Ende des Tages. Die Freude ist jeweils gross, für sie und für mich. Ich weiss, von welcher Bedeutung solche Fotos sein können.

Fotoalbum – ein zusätzlicher Mental Load

Wir haben ganz viele Erinnerungsbilder. Was mit diesen geschieht? Diese schlummern auf dem PC, in verschiedenen Ordnern. Dazu gibt’s Notizbücher mit herzallerliebsten Aussagen, lustigen Anekdoten und wichtigen Meilensteinen unserer Töchter. Die Idee dahinter wäre, diese laufend zusammenzufügen: Sie sollten in wunderschönen, berührenden und wichtigen Fotobüchern der Fröleins enden. Hätte, hätte, Fahrradkette. Nichts davon ist vollendet.

Abends hält mich dieser Umstand manchmal vom Einschlafen ab. Ein riesiger, zusätzlicher Mental Load. Einer, von dem ich weiss, dass ihn viele Mütter mit sich tragen. Sind es vor allem die Mütter? Ich glaube schon. In unserer Familie weiss ich zumindest, dass dieser Umstand Herrn Limacher keine Minute Schlaf raubt. Er findet, es reiche ja, wenn man das erledige, wenn die Fröleins ausziehen; ihnen dann beim Auszug einen Stapel bunter Fotobücher mitzugeben, chronologisch sortiert und bis oben gefüllt mit Kindheitserinnerungen.

Bis dahin schiessen wir weiterhin Schnappschüsse aus unserem Alltag. Oftmals ohne mich darauf. Ich weiss von einer Mutter, die sich auch schon «reingefotoshopt» hat. Himmel, das kann es doch nicht sein. Ist es denn so schwer zu verstehen, dass wir auch gerne mal mit den Kindern auf dem Foto sind? Mittendrin statt nur dabei. Gerne auch mit ganzem Kopf, scharf gestellt und wenn möglich mit Füssen dran. Vielleicht lest ihr diesen Blog gerade in den Familienferien und schleicht euch an, mit Kamera bewaffnet und mit guten Absichten.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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