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Gründe, das Geheimnis für sich zu behalten

Darum reden manche Frauen nicht über ihre Schwangerschaft

(Bild: Montage zentralplus)

Schwanger und voller Vorfreude? Könnte man meinen. Doch bei vielen Frauen ist das anders. Bald stellen sie sich nämlich der Frage: Wann erzähle ich es meinem engsten Umfeld, meinem Arbeitgeber, meinen Arbeitskollegen? Genau dieser Schritt fällt manchen Frauen sehr schwer.

Egal, ob bei der ersten oder zweiten Schwangerschaft: Auch ich habe mich mit dieser Frage beschäftigt und habe daher immer genau hingehört, wenn mir Freundinnen von ihren Überlegungen berichtet haben, es ihrem Umfeld nicht zu erzählen. Denn die Erklärungen, das kleine Geheimnis für sich zu behalten, sind verschieden – und doch gründen sie für mich auf den immer gleichen Argumentationsgrundlagen.

Zum einen ist das die Gesundheit des Babys und der werdenden Mama. Viele Frauen warten in der Regel mit der Kommunikation über die Schwangerschaft bis zum Ersttrimester-Test. Dieser findet in der Regel zwischen der 12. und 13. Schwangerschaftswoche statt. Trisomie-Tests werden durchgeführt, die Nackenfalte gemessen, die Grösse und das Gewicht des Babys bestimmt.

Eine unglaublich spannende Zeit, die aber auch unfassbar nervenaufreibend sein kann. Denn das Damoklesschwert, es hängt über der werdenden Mama. Und damit auch die Frage: Ist das Kind gesund? Dieses Gefühl verschwindet meist bis zur Geburt nicht. Egal, wie viele Vorsorgeuntersuchungen man macht.

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht

Neben all den Gedanken rund um die Gesundheit des Babys ploppt dann unweigerlich eine zweite Frage auf: diejenige nach dem richtigen Zeitpunkt, es der Familie, Freunden, dem Arbeitgeber oder Arbeitskolleginnen zu sagen.

Es gibt Frauen, die können das Geheimnis bereits ab der siebten Woche nicht mehr für sich behalten. Der Körper setzt die Hormonzusammenstellung um. In der Regel setzen dann auch die klassischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit, Hitzewallungen, Durchfall oder Schlaflosigkeit ein. Frau geht dann vielleicht überdurchschnittlich oft aufs Klo, was bei einem wachsamen Umfeld für erste skeptische Blicke sorgen kann. Ein guter Zeitpunkt also, das Geheimnis zu lüften? Na ja.

Warum Frauen bis zum fünften Monat warten

Und dann gibt es diejenigen Frauen in meinem Umfeld, die warten. Lange warten. Seeehr lange. Nicht nur, weil sie wollen, auch weil sie können. Der Babybauch sieht man bei ihnen lange nicht oder er wird versteckt. Die Gründe, zu schweigen? Ich habe Folgendes in Erfahrung gebracht:

  • Sie haben den richtigen Zeitpunkt verpasst
  • Sie haben die Schwangerschaft vergessen (ja, das gibt es wirklich!)
  • Sie fokussieren sich derart auf ihre Arbeit, dass sie die Tatsache, dass sie bald ein Kind bekommen, (noch) nicht richtig realisieren

Für mich hat sich nach all den Gesprächen mit diesen Frauen die Frage gestellt: Um was geht es im Kern wirklich? Dabei bin ich auf eine Erklärung gestossen, die noch viel zu oft ein Tabu ist: Sie nennt sich Fehlgeburt. Dabei wäre es so wichtig, auch darüber zu sprechen.

Frauen haben Angst

Oft spricht Frau nur mit dem Partner über die derzeit stattfindenden Veränderungen. Andere, etwa den Arbeitgeber, lässt man gänzlich weg. Obwohl auch dort ein transparenteres Darüber-Sprechen ganz viele Fragezeichen vorgängig lösen könnte. Aber warum tun wir es dann nicht?

Weil es eben anders ist, wenn man selber in diesen neuen Schuhen steckt. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Wir haben Angst. Angst davor, ob unser Kind am Ende wirklich gesund sein wird. Angst davor, unsere Jobs zu verlieren, wenn wir es unserem Arbeitgeber zu früh mitteilen. Ersetzbar zu sein. Angst vor der neuen Herausforderung, Mutter zu sein und gleichzeitig alles unter einen Hut zu bringen. Und dieser Hut ist von Frau zu Frau unterschiedlich.

Offener darüber sprechen – Strukturen aufbrechen

Gegen Ende meiner zweiten Schwangerschaft habe ich festgestellt, dass jede Frau anders auf eine Schwangerschaft reagiert und selber entscheiden soll, wann sie das erste Mal offen darüber kommunizieren möchte. Hilfreich wäre es aber auf jeden Fall, wenn die Gesellschaft denjenigen Frauen, die mehr Zeit benötigen, darüber zu sprechen, auch mehr Zeit einräumt, es tatsächlich selbst anzusprechen. Sie wird durchaus ihre Gründe haben.

Aber auch wir Frauen können künftig einen wichtigen Schritt vorwärts machen: Wir können versuchen, mehr darauf zu vertrauen, dass es unser Umfeld gut mit uns meint und wir dürfen durchaus auch von wohlwollenden Reaktionen ausgehen. Vielleicht helfen genau diese Gespräche anderen Frauen oder sogar unseren Töchtern, diese Strukturen aufzubrechen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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