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Restaurant-Test

«Schmidtli» Neuägeri: Hier gibts eine eigenwillige Pizza

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Italienisch
  • Ambiente Rustikal
Seit 2019 ist das «Schmidtli» in Neuägeri wieder geöffnet und bietet italienische und bürgerliche Küche. (Bild: hch)

Seit fünf Jahren trägt das «Schmidtli» in Neuägeri den Zusatz «Da Nevi» und kocht italienisch. Und auch ein wenig schweizerisch. Wir haben das Restaurant getestet und nehmen uns vor, bei schönem Wetter wiederzukommen.

«Neuägeri, das ist dort, wo das Lorzentobel Anlauf nimmt, bevor es ins Tal runterzieht.» So begann eine Reportage über den Ort, der ein bisschen zu Baar, Menzingen und Unterägeri gehört (zentralplus berichtete). Und so, wie der Weiler nirgends so richtig dazugehört, geht es ein wenig auch dem «Schmidtli». Die Werbetafel an der viel befahrenen Kreuzung zwischen Neuägeri und Allenwinden verspricht italienische Spezialitäten und gutbürgerliche Küche. Prominent thront das Restaurant leicht erhöht, umrahmt von Wiesen, im Rücken der Zugerberg – und nebenan eine Autogarage mit Tankstelle.

So vielfältig wie die Umgebung ist auch die jüngere Geschichte des Lokals. Einst pilgerten Zuger auf der Suche nach bodenständiger Kost hierher, im Herbst lockten die Wildkreationen. Ein nächster Wirt bot gegen 20 verschiedene Cordon-bleu-Variationen, die viele begeisterten. Dann kam das Aus und eine halbjährige Pause (zentralplus berichtete). Seit 2019 nun ist es die italienische Küche, die Gäste in das einzige Restaurant Neuheims lockt. Denn das «Rössli», einst die zweite Beiz in diesem engen Talabschnitt, verkam im selben Jahr zu einer Self-Service-Pension.

Umfangreiche Auswahl

Wir besuchen das «Schmidtli» an einem dieser vielen regnerischen Sommerabenden, beim Betreten entlädt sich gerade der nächste Wolkenbruch. Wie sich zeigt, hat sich während der Wirtewechsel in den vergangenen zehn Jahren nicht allzu viel verändert; Schiefertafeln mit den Empfehlungen hängen auf dunklem Holz, ergänzt von weissem Spritzputz an den Wänden.

Chef Nevi Osmani begrüsst uns am grosszügig dimensionierten Buffet etwas unterkühlt, sein Sohn kompensiert dies mit viel Herzlichkeit auf dem Weg zum Tisch. Das Lokal ist nicht nur heute Abend gut besucht, der Gastgeber ist in Zug nicht unbekannt. Bevor Osmani das Lokal 2019 übernahm, war er unter anderem in Walchwil tätig und führte während 12 Jahren den Stadtzuger «Gotthardhof». 37 Jahre in der Gastronomie sind es nun, ein halbes Leben.

Die Speisekarte macht uns die Auswahl alles andere als leicht. Nicht weniger als 16 Vor- und 38 Hauptspeisen lassen wohl jeden seinen Favoriten finden. Andernfalls stehen noch 17 Pizzas zur Auswahl. Und auch drei verschiedene Cordons bleus finden sich noch auf der ansonsten sehr italienisch geprägten Karte. Das erklärt dann auch den Hinweis zur gutbürgerlichen Küche draussen.

Den Salat gibt es auf der anderen Tischseite

Nach etwas Bedenkzeit starte ich mit einem Rindscarpaccio für 21 Franken, das auch in einer Kombination mit Rucola angeboten wird. Mit dem Verzicht auf das Grünfutter habe ich mir zumindest optisch keinen Gefallen getan, etwas gar spartanisch bedeckt das hauchdünn geschnittene Rindsfilet den Tellerboden, eingerahmt von zwei halben Cherrytomaten und etwas Zitrone.

So schön das dunkelblaue Porzellan ist, hier nimmt dies dem Fleisch seine natürliche Farbe. Handgeschnittener, nicht zu alter und intensiver Parmesan und ein perfekt passendes, frisches Pizzabrot ergänzen die Vorspeise. Schön zur Geltung kommt der blaue Teller indessen auf der anderen Tischseite, wo verschiedene Blattsalate mit einer grosszügigen Dosis Sauce genossen werden.

Nicht alltägliche Pizza

Zum Hauptgang bestellen wir einen Borgone aus dem toskanischen Weingut Camigliano, für den nicht nur der Gambero Rosso lobende Worte findet. Gerne hätten wir einen der Weine aus der Heimat des Wirtepaares versucht, die Weine aus dem Kosovo sind jedoch nur als ganze Flaschen erhältlich. Dazu wird mir eine Pizza Vegetariana (21 Franken) serviert, die mit viel frischem Spinat, Broccoli, Blumenkohl, Zucchetti und einigen Rüebli belegt ist. Das gross geschnittene Gemüse und der dicke Teig ergeben eine eher eigenwillige Pizzavariante, die nicht mit Aromen geizt.

Optisch alles richtig gemacht wurde bei meinem vis-à-vis. Beim Kalbspaillard spielt der blaue Teller mit dem Safranrisotto nun ganz gross auf. Der Reis ist schön sämig ohne vorherrschende Safrannoten, während wir beim hauchdünnen, aber leicht trockenen Fleisch eine Sauce oder Kräuterbutter etwas vermissten. Irgendwie scheint bei den Gerichten an diesem Abend der letzte Schliff ein bisschen zu fehlen. Doch wen wundert es, wenn das garstige Wetter auch der Küche aufs Gemüt schlägt?

Bewertung

Preis-Leistung
**** von *****
Die Preise sind für den Kanton Zug recht günstig. Salate und Suppe kosten unter 10 Franken, Pasta ab 19 Franken, Pizzas zwischen 17.50 und 25 Franken. Auf der Karte dominieren italienische Gerichte, darunter viele Fleischklassiker wie Saltimbocca, Piccata (jeweils 42 Franken mit Beilage), Ossobuco (38 Franken), oder verschiedene Schnitzel, diese sowohl nach italienischer als auch nach Schweizer Machart. Die Portionengrösse ist durchschnittlich.

Ambiente
*** von *****
Wer nach langer Zeit wieder ins «Schmidtli» kommt, erkennt das Lokal sofort wieder. Viel Holz und einige Bilder, wie etwa eine Van-Gogh-Replika, prägen das Innere, zahlreiche Schiefertafeln weisen auf das Angebot hin. Auf den Tischen sind Stoffläufer und -servietten zu finden, kleine Milchkannen als Lampen und Bauernwerkzeuge an den Wänden unterstreichen den eher ländlichen Charakter der Region. Das Lokal verfügt über verschiedene Räumlichkeiten und eine Gartenterrasse.

Service
*** von *****
Nach der Begrüssung taute der Service rasch auf und war freundlich und präsent, der Chef gab bereitwillig Auskunft. Zur Pizza hätten wir uns Chiliöl gewünscht, ebenso war die Pfeffermühle auf dem Tisch leer.

Onlinefaktor
** von *****
Die Website stammt aus dem Jahr 2021 und benötigt ein Update. Menükarten sind vorhanden, ebenso einige wenige Informationen und Bilder. Reservationen sind nur telefonisch möglich, was tadellos klappte.

Die Rechnung gibt es auch im Schmidtli zuletzt.
Die Rechnung gibt es auch im Schmidtli zuletzt.

Schmidtli Da Nevi

Adresse:
Schmidtli
6314 Neuägeri

Telefon:
079 363 55 95

E-Mail-Adresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag 08.30 bis 14.00 Uhr und 17.30 bis 23.30 Uhr
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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