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Restaurant-Test

«Ente» Luzern: Wo der Rosmarinstrauss nicht fehlen darf

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Französisch, Schweizerisch
  • Ambiente Modern
Seit über 30 Jahren werden in der Wirtschaft zur Ente in Luzern Gäste bedient. (Bild: hch)

Sie liegt im Luzerner Zentrum und ist doch weder Szene- noch Touristenlokal: die Ente. Wir haben das Restaurant mit klassischen Schweizer Gerichten getestet. Dabei zeigte sich: Das Auffälligste am Lokal ist seine Handschrift – und eine Vorliebe für Rosmarinzweige.

Für Fasnächtler ist die Ente – oder «Zur Ente», wie es korrekt heisst – ein fester Begriff. Andere denken beim Namen als Erstes an einen Wasservogel. Tatsächlich liegt das Lokal etwas versteckt hinter dem Luzerner Theater und manch einer dürfte in den über 30 Jahren des Bestehens an ihm vorbeigekommen sein, ohne die Brasserie beachtet zu haben.

Zum Markenzeichen des Luzerner Restaurants gehören seit langer Zeit die handgeschriebenen Speisekarten. Zu finden darauf ist natürlich auch – Ente. Die Namensgeberin gibt es als gebratene Entenbrust mit Preiselbeersauce. Muss man also in der Ente Ente bestellen? Wir denken nicht und halten uns stattdessen an andere Klassiker.

Kressi sorgt für die Säure

Vorab gibt es zum Mittagsmenü einen grünen Salat mit geraffelten Rüebli und Kabis, der nur ungleich kleiner als die Vorspeisen-Exemplare meiner Begleiter ausfällt. Beim Grünfutter gibt es nichts auszusetzen, bodenständig geht es auch bei der Sauce zu und her. Kressi ist Trumpf und sorgt bei den zur Auswahl stehenden französischen und italienischen Dressings für die bekannte Säure, was das Halszäpfchen im Balsamico-gewohnten Gaumen kurz nach oben schnellen lässt. Aber ja, wenn schon bodenständig, dann auch richtig. Das gilt auch beim Brot, ein sehr italienisches Weissbrot, serviert im warmen Stoffsäckchen.

Am Nachbartisch wird derweil Fleischkäse mit Bratkartoffeln serviert, in der dicken Fleischtranche steckt neckisch ein Rosmarinzweig. Ergibt Sinn, dem Kraut wird schliesslich eine Blutdruck senkende Wirkung nachgesagt. Da auch unsere drei Teller mit einem Ästchen der mediterranen Pflanze bedacht werden, nehmen wir gerne an, dass dies nicht auf eine medizinische Ferndiagnose zurückzuführen ist, sondern auf eine Vorliebe der Küchencrew.

Mucho Carne, poco Chili und ein Kügelipastetli

Ich halte mich an eines der drei Tagesgerichte, ein Chili con Carne im Reisring. Genau genommen ist es eher ein Carne mit Chili, die dezent spürbare Schärfe perfekt an helvetische Gewohnheiten angepasst. Das Verhältnis zwischen Fleisch und Gemüse (Mais, Bohnen und Peperoni) ist in etwa ausgeglichen, der Reis hat noch angenehmen Biss.

Beim Bestellen des «Luzerner Kügelipastetlis» – und nicht etwa Chügelipastetli, wie es in Luzerndeutsch wohl korrekt hiesse  – fragt die überaus freundliche Kellnerin, was man denn gerne als Beilage hätte. Pasteli mit K? Und mit Sättigungsbeilage? Das macht stutzig. Zu Recht?

Das Pastetli mit K und mit Reis sieht auf dem Teller aus, wie ein gutes Luzerner Chügelipastetli aussehen muss: flau und recht unattraktiv. Aber schliesslich geht es ja um den Geschmack. Und der ist schwer in Ordnung. Aber eben nicht mehr als in Ordnung: Das Pastetli mit K und mit Reis ist im küchenphysikalischen Sinn gelungen. Aber zu sagen, die Erinnerung ans Pastetli brenne sich unauslöschlich ins Hirn ein, wäre übertrieben. 

Vögel auf der Rückreise

Etwas «Geflügel» soll es dann doch noch auf unseren Tisch schaffen, wenigstens dem Namen nach. Die servierten Fleischvögel – nicht einer, sondern gleich zwei – befanden sich vermutlich auf dem Rückflug vom Süden, als sie vom Himmel geholt wurden. Das Fleisch ist mager und angenehm fettarm, dafür etwas gar trocken, was die Küche mit einer grosszügigen Menge Sauce zu kompensieren weiss. Das Seeli befindet sich also nicht im Kartoffelstock, vielmehr bildet dieses eine Halbinsel auf dem Teller. Der Gummelistunggis überrascht uns sehr positiv, kein Brei, sondern ein hausgemachter, aromatischer Stock. Das hätte man so gerne öfters.

Fazit: Eine korrekte Küche ohne Ausreisser nach oben oder unten. Wir sind froh, dass auf der Speisekarte nirgends das Motto «Ente gut – alles gut» stand. Dieser Kalauer wäre doch zu billig. Aber irgendwie dennoch passend.

Bewertung

Preis-Leistung
*** von *****
Die Portionen sind mehr als ausreichend und sättigen auch nach harter körperlicher Arbeit. Mehrere Speisen werden auch in einer kleineren Variante angeboten. Auf der Karte dominieren bodenständige Speisen mit viel Kalbfleisch wie Wiener Schnitzel, Leber, Ossobuco oder Kalbs Cordon bleu. Zu finden sind auch Gerichte wie gebratener Fleischkäse oder Milken, die man andernorts kaum mehr erhält. Alles andere ist in der Ente Beilage, Vegetarier haben es mit zwei eher teuren Gerichten ziemlich schwer.

Service
**** von *****
Wir wurden von zwei Personen bedient, freundlich, höflich und immer da, wenn nötig. Gut gefielen uns die handgeschriebenen Karten. Die telefonische Reservation kurz vor dem Mittag klappte gut, die Wartezeiten waren angenehm kurz.

Ambiente
*** von *****
Die Ente wurde vor zwei Jahren renoviert und setzt auf weisse Akzente und ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept. Die innen angebrachten und bis zur Decke reichenden Fensterläden liessen uns etwas über ihren Nutzwert rätseln, verleihen dem Lokal aber schönes Brasserie-Flair. Die Tische mit den rund 100 Sitzplätzen stehen in vertretbarem Abstand, Akustikelemente an der Decke sorgen für eine gedämpfte Atmosphäre, während ein Radio im Irgendwo für einen undefinierbaren Geräuschteppich besorgt ist.

Online-Faktor
*** von *****
Eher einfacher gehaltene Website, die wichtigsten Punkte wie Kontaktangaben, Speisekarten und Online-Reservationsmöglichkeit sind alle vorhanden. Die Mittagsmenüs sind teilweise erst spät einsehbar, es wird jedoch ein Lunch-Newsletter angeboten.

Die Rechnung gibt es wie immer zuletzt, auch in der Ente Luzern.
Die Rechnung gibt es wie üblich zuletzt, auch in der Ente Luzern.

Zur Ente

Adresse:
Buobenmatt
6003 Luzern

Telefon:
041 210 83 77

E-Mail-Adresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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