«Damals»
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«Was beliebt?»

Als der Luzerner Regierungsrat sein erstes Telefon bekam

Symbolbild. Dieses Telefon hat der Luzerner Stadtrat wohl nicht benutzt. (Bild: Creative Commons)

Als vor rund 140 Jahren das Telefon in Luzern Einzug hielt, wurde auch die Regierung an das Netz angeschlossen. Was heutzutage selbstverständlich ist, bedurfte damals noch einiges an Erklärungsbedarf.

Ende 2023 führte die Luzerner Regierung für 15 Millionen Franken Skype for Business ein (zentralplus berichtete). Mit dem System sollte die Telefonanbindung des Kantons in das 21. Jahrhundert katapultiert werden. Vor rund 140 Jahren stand man in der Stadt Luzern vor einer ähnlichen Herausforderung. Damals entschied man sich, ein Abonnement für eine neuartige Technologie namens «telephonische Korrespondenz» abzuschliessen.

Am 7. September 1885 wird der eingereichte Antrag genehmigt und der Luzerner Regierungsrat zum vermutlich 90. Abonnent in Luzern. Zu den wenigen Dienststellen mit Telefonanschluss gehörten unter anderem auch die Strafanstalt und das Zentralgefängnis.

Wie telefoniert man eigentlich?

In einer Zeit, in der das Telefon eine völlig neue Technologie war, lief einiges anders, als man es heute kennt. So gab es etwa noch keine Telefonnummern. Bei nicht einmal 100 Anschlüssen ist das auch wenig verwunderlich. Wer jemanden anrufen wollte, hob ab und erklärte der sogenannten «Centralstation», mit wem man verbunden werden wollte.

Auch Telefonieren rund um die Uhr war noch etwas, was es nicht gab. Die Centralstation erklärte in seinen Abonnentenbedingungen, dass man «von Morgens 7, bzw. 8 Uhr bis Abends 9 Uhr behufs Herstellung der gewünschten Verbindung» zur Verfügung stehen wird. Anrufe mitten in der Nacht waren also noch etwas, über das zur damaligen Zeit wohl niemand nachgedacht hatte.

Darüber, wie man das Telefon zu bedienen und wie man sich auszudrücken hatte, gab es eine genau definierte Anleitung. In dieser stand unter anderem, dass man sich die Hörmuschel fest ans Ohr drücken sollte. Weiter hiess es:

«Die Centralstation wird dann fragen: ‹Was beliebt?›, worauf man in einer Entfernung von 10 bis 12 Centimeter gegen die Schallöffnung des Mikrophons (mittleres Kästchen) möglichst deutlich, aber mit gewöhnlicher Stimme den Namen desjenigen Abonnenten nennt, mit welchem man zu sprechen wünscht.»

Erhielt man einen Anruf, gab es ebenfalls genaue Anweisungen, wie man diesen entgegenzunehmen hatte. Unter Absatz 5 der «Gebrauchs-Anleitung» der «Schweizer. Telegraphenverwaltung» hiess es:

«Wird man durch das Läutewerk aufgerufen, so nimmt man, ohne selbst vorher zu läuten, sogleich das Hörtelephon an's Ohr und spricht: ‹Hier N. N., wer dort?›.»

Überschaubare Telefonliste

Etwas, was es damals ebenfalls noch nicht gab, war ein klassisches Telefonbuch. Bei den wenigen Dutzend Anschlüssen wäre das wohl auch eine ziemlich übertriebene Bezeichnung gewesen. Stattdessen gab es ein Büchlein mit acht Seiten, das eher an einen Prospekt erinnerte. Dieses trug den Titel «Telephon Luzern», darunter war zu lesen «Abonnenten-Verzeichnis». 1885 waren darin hauptsächlich staatliche Einrichtungen, Fachgeschäfte und Hotels zu finden.

(Bild: Staatsarchiv Luzern)

Ein erhaltenes Abonnentenverzeichnis mit gerade einmal vier Seiten listet unter anderem die Stadtpolizei, den Bahnhof und die Stadtratskanzlei auf. Einen Anschluss hatte auch die Bierbrauerei Spiess am Löwengraben, die später in der Brauerei Eichhof aufging (zentralplus berichtete). Bei den Hotels gehörten der «Schweizerhof», das «National», aber auch das Hotel Wilden Mann zu denjenigen, die bereits per Telefon erreichbar waren.

Kamen neue Abonnenten hinzu, wurden diese handschriftlich ergänzt, etwa das Regierungsgebäude in der Kleinstadt. Generell schien es üblich zu sein, sich im Abonenntenverzeichnis Notizen zu machen, unter anderem zum Ablauf eines Anrufs, wie ein erhaltenes Dokument zeigt.

Fast 2000 Franken für ein Jahresabo

Bei den Kosten gab es so etwas wie eine Flatrate. So steht in der Wegleitung zu den Preisen:

«Der Abonnentenpreis für den Verkehr der Abonnenten des nämlichen Netzes unter sich beträgt jährlich Fr. 150.»

Für 150 Franken pro Jahr konnte man also im örtlichen Netz telefonieren. Heutzutage wären das beinahe 2000 Franken. Die Verbindung ging dabei immer über die «Centralstation». Wer genug Geld hatte, konnte sich auch eine direkte Linie zu einem Anschluss abonnieren. Damit fiel die zeitraubende Vermittlung via «Centralstation» weg, allerdings kostete das zusätzliche 100 Franken – pro Linie.

Einen Sonderpreis gab es laut Preisübersicht für Staats- und Gemeindestellen. Für diese konnte der jährliche Abopreis auf 100 Franken reduziert werden. Der Luzerner Regierungsrat hatte indes Glück: Sie erhielten das Abonnement kostenlos. Damit dürfte das wohl die günstigsten Anschaffungskosten für Telefoninfrastruktur in der Geschichte des Luzerner Regierungsrats gewesen sein.

Verwendete Quellen
  • Staatsarchiv Luzern
  • Dokument «Abonnentenbedingungen und unterzeichneter Auftrag» von 1885
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Ob Hintergründe zu alten Gebäuden, Geschichten zu Plätzen, stadtbekannte Personen, bedeutende Ereignisse oder der Wandel von Stadtteilen – im «Damals»-Blog werden historische Veränderungen und Gegebenheiten thematisiert.
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