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Architekturkritik

Parkbauten

Im Luzerner Wettsteinpark sind die beiden Wohntürme soeben ausgerüstet worden. Nichts ist schöner, als den Neubauten beim Erwachen zuzusehen.

Eigentlich sollten wir Bauten nicht vor ihrer Fertigstellung loben. Manch ansprechender Rohbau ist mit seiner Vollendung zu einer Enttäuschung geworden. Kleinigkeiten können am Ende einen guten Bau ruinieren. Vorsicht ist deshalb geboten, wenn ein eben erst ausgerüsteter Neubau zum Gegenstand der Betrachtung genommen wird. 

Bei den Neubauten im Wettsteinpark ist das vermutlich nicht der Fall. Zum einen sind nur noch die Garagentore anzufügen, zum anderen zeichnet die Lage im Park die Umgebungsgestaltung schon heute vor. Die beiden stattlichen Wohntürme stehen erratisch im Grün, so dass sich schon jetzt alle Qualitäten der fertigen Anlage erahnen lassen. 

Besonderes Merkmal des kräftigen Baupaars ist die einheitliche Materialisierung und die natürliche Farbgebung. Die robusten Betonbauten werden auf den ersten Blick mit den differenziert platzierten Fensteröffnungen gegliedert. Die unterschiedlichen Fensterformate und die leicht verschobene Anordnung geben den Solitären eine spielerische Note. Auch ist die Verformung der Südecke eine ungewohnte Geste. 

Erst auf den zweiten Blick werden die Nuancen auf der Betonoberfläche sichtbar. Ein feines Schachbrettmuster überzieht die Fassaden, ohne die Gebäudekanten als Begrenzungen zu respektieren. In Ergänzung zum kontrastreichen Spiel zwischen Fenster und Aussenwand wird hier eine subtilere Ordnung sichtbar. Das feine Netz, das den Gebäudekörper umspannt, lässt eine zweite Lesart zu. Die massiven Bauten erhalten etwas Textiles, als wären sie mit Stoff bespannt. 

An den noch kaum bewitterten Fassaden lässt sich dieses Spiel besonders gut studieren. Noch können wir die Fassaden betrachten, ohne die künftigen Bewohner zu irritieren. Für einmal ist es nicht der Neid, an einem solch schönen Ort wohnen zu dürfen, der den Blick fesselt. 

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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