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Ein «urbanes Dorf» und sein Masterplan

Erste Gehversuche in Ebikon

Ein Zaun schirmt das Gebäude von der Strasse ab. (Foto: Gerold Kunz)

Die beiden Neubauten an der Luzernerstrasse in Ebikon könnten gegensätzlicher nicht sein. Dennoch formulieren sie eine klare Botschaft: Achtet diese Hauptstrasse, denn sie ist das, was Ebikon auf sicher hat. Und sie erfüllen den Wunsch einer Gemeinde, die «ein belebtes urbanes Dorf» bleiben will, wie sie ihren Masterplan umschreibt.

Der eine ist in Holz gebaut, der andere als Massivbau. Der eine gibt die Sicht auf die dahinterliegenden Bauten frei, der andere steht zwischen zwei Strassen. Der Hölzige bringt mit Farbe etwas Folklore ins Quartier, der Gemauerte einen Hauch von städtischem Flair. Beides sind Bauten, die sich sehen lassen; erste Gehversuche an einem Ort, dem die Architektur vor Jahren abhandengekommen ist.

Gebäude mit Schulhaus-Status

Mit Holz haben Unit Architekten aus Hergiswil gebaut, ein neues Domizil für die Heilpraktikerschule Luzern. Ihr dreigeschossiges Gebäude wird von einem Zaun von der Betriebsamkeit der Strasse abgeschirmt. Die beiden unteren Geschosse sind mit vorspringenden Wandscheiben rhythmisch gegliedert, während das dritte von einem Dach überspannt wird. Diese Geste verleiht dem Gebäude einen Status, der für einen Schulhausbau angemessen ist. Die Lage am Hangfuss wird dem Gebäude hingegen nicht gerecht. Ich hätte dem Gebäude ein flaches Grundstück und ein dörfliches Umfeld gegönnt.

Massivbau mit urbaner Grundstimmung

Für einen Massivbau haben sich Schärli Architekten entschieden. Über dem zurückversetzten Sockel erheben sich drei Vollgeschosse, in deren Fassade 24 Loggien eingelassen sind, die eine monotone oder eben urbane Grundstimmung unterstützen.

Auf dem Dach ist eine Attika zu erkennen, die sich an der Kaspar-Kopp-Strasse mit den Hauptgeschossen verbindet. Während sich zur Hauptstrasse der Sockel als Ladenzone hinwendet, versinkt das Gebäude auf der Rückseite im Terrain, um dem ersten Wohngeschoss einen Aussenraum und natürliches Licht zuzuführen.

Der Strassenraum profitiert dennoch vom Neubau, jedoch nur, weil dieser am tiefsten Punkt der Strasse errichtet wurde.

Neues Leben für Ebikon

Die beiden Neubauten sind wichtige Versuche, der Hauptschlagader Ebikons neues Leben einzuhauchen. Sie tragen hoffentlich dazu bei, dass sich künftige Vorhaben ebenso ernsthaft um gestalterische Qualität bemühen, wie dies bei den beiden Neubauten festzustellen ist.

Mit einem Masterplan will Ebikon dörfliches Leben mit urbaner Entwicklung verbinden. Doch alle Pläne sind nur so gut, wie die Akteure diese umzusetzen wissen.

Spinnen wir den Grundgedanken der beiden Neubauten weiter, wird zum Schluss die Hauptstrasse sowohl aus urbanen wie auch aus dörflichen Stimmungen bestehen. Ebikon wird seinen Charakter behalten. Doch das Urbane verdrängt das Dörfliche, diese Entwicklung wird auch in Ebikon nicht verhindert werden können.

Städtebauliches Potenzial

Noch scheint der angemessene architektonische Ausdruck für ein Bauen an dieser Prachtstrasse nicht gefunden zu sein. Denn wer sich auf die Strasse konzentriert, erkennt schon bald das grosse städtebauliche Potenzial, das in ihr steckt. Die Härte des geradlinigen Strassenverlaufs wird vom abfallenden Gelände besänftigt.

Wer in Ebikon einfährt, wird von einem Strassenraum empfangen, wie er in einer europäischen Stadt nur selten zu sehen ist. Doch was hilft uns die schönste Anlage einer Strasse, wenn die Bauten, die an ihr stehen, ihr nicht gerecht werden? 

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