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Ende Feuer

Mit dem Rückbau der Urhütte am Pilatusplatz werde sein Werk erst richtig vollendet, sagt der Künstler Christian Kathriner. Auch ohne Gerüstturm am Pilatusplatz will der sia die Diskussion um die BauKultur weiterführen.

Gute Kunst braucht gute Künstler. Die Urhütte am Pilatusplatz hatte Glück – Christian Kathriner zählt zu den Guten seines Fachs. Pech hatte die Firma Von Rotz Holzbau AG aus Stansstad: Ihre ebenfalls sehr interessante Installation der Treppentürme am KKL Luzern hatte wenig öffentliche Resonanz gefunden. 

Nicht nur wegen Ihrer längeren Laufzeit, den unterschiedlichen Bauphasen und dem Kontrast zum Kulturbau hätte das Projekt mehr Aufmerksamkeit verdient. Der Transport über den See, nachzusehen auf der firmeneigenen Website, ist spektakulär und ruft Erinnerungen an die Anfänge des Handels wach, als der Vierwaldstättersee die bedeutendste Verkehrsdrehscheibe der Zentralschweiz war. 

Doch statt die Gelegenheit zu nutzen, den Diskurs zwischen Europaplatz und Bahnhofplatz pendeln zu lassen, blieb der Fokus der Fachleute auf den Pilatusplatz konzentriert. Die Brache Pilatusplatz bietet eben mehr Raum für Spekulationen als das fertige Werk im Bahnhofquartier. 

Nun sind diese beiden «Interventionen im städtischen Raum» wieder abgebaut. Das KKL Luzern erscheint wie gewohnt im alten Glanz und am Pilatusplatz wird das «Schmittenwäldli», wie es von einigen Schmitte-Nostalgikern genannt wird, wieder auferstehen. Während sich für die Finissage am Pilatusplatz die Mitglieder des sia versammelten und mehreren Ansprachen lauschten, wurde am KKL Luzern der Rückbau ohne Event vollzogen. 

Mir haben beide Installationen gut gefallen. Kathriners Objekt am Pilatusplatz hat vergessene Bezüge zum Stadtraum hergestellt. Der prominent platzierte Turm hat den Blick gefangen genommen. Der Pilatusplatz ist zum Ort geworden. Als Teil der Stadt Luzern verdient dieses wichtige Areal eine gute Betreuung. 

Die Treppentürme am KKL Luzern haben mir gezeigt, dass das Werk von Jean Nouvel keine heroische Skulptur sein muss. Das Fehlen der Treppentürme lässt einen neuen Blick auf dieses Bauwerk zu, als wäre es eben erst fertig gestellt worden. Der Wert dieser Architekturikone rückt ins Bewusstsein zurück. 

Die Eingriffe haben die Stadtgestalt zum Thema erhoben. Ich lerne daraus, dass nicht nur das Neue, noch zu erwartende thematisiert werden muss, sondern auch das Bestehende bearbeitet werden kann, um meinem Ansprüchen zu genügen, eine lebendige Stadt zu sein. Das ist die Stadt, die ich mir wünsche.

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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