Einwohnerräte fordern Veränderung

Emmer Familien in der Klemme: Ferienbetreuung zu teuer

Während der Ferienbetreuung verbringen die Kinder Zeit mit Spielen und bei gemeinsamen Aktivitäten. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Einwohnerrätinnen aus Emmen fordern eine bessere Kinderbetreuung während der Schulferien. Ein Blick über die Ortsgrenzen zeigt, wie unterschiedlich das Angebot der einzelnen Gemeinden ausfällt.

Eine Familie, die wenig verdient und ihre zwei Kinder in die Ferienbetreuung der Stadt Luzern schickt, zahlt pro Tag 36 Franken. In Emmen müssen die Eltern nahezu dreimal so viel blechen. 100 Franken täglich kostet dort die Ferienbetreuung von zwei Kindern bei einem Einkommen von weniger als 40’000 Franken.

In Horw, Sursee, Ebikon und Hochdorf müssten dieselben Eltern für die Betreuung zwischen 47 und 60 Franken pro Tag bezahlen. In Kriens kostet die Ferienbetreuung für diese Einkommensklasse 80 Franken für zwei Kinder.

Für Emmer SP-Einwohnerräte sind die Preise in ihrer Einwohnergemeinde im Vergleich zu hoch. Und auch sonst gibt es noch deutliches Verbesserungspotenzial. Die SP-Fraktion hat deshalb vor Kurzem ein Postulat eingereicht.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei anderswo deutlich besser

«Ich habe lange in Zürich gelebt», erzählt die in Emmen aufgewachsene Claudia Stucki am Telefon. Als die SP-Einwohnerrätin und Mutter von drei Kindern im Jahr 2013 mit ihrer Familie wieder nach Emmenbrücke gezogen war, war sie sehr überrascht. An ihrem vorherigen Wohnort hat sich die Kinderbetreuung deutlich einfacher organisieren lassen.

Seither hat Emmen zwar das Betreuungsangebot ausgebaut. Doch das reicht der SP-Fraktion noch nicht. «Eine erweiterte Ferienbetreuung ist entscheidend, um Familie und Berufstätigkeit besser miteinander vereinbaren zu können», schreibt sie im Postulat. Gleichzeitig würden die Politikerinnen danach streben, dass jedes Kind die gleichen Möglichkeiten erhalten würde, unabhängig von seiner familiären Situation.

Die Postulanten rund um Claudia Stucki fordern deshalb unter anderem günstigere Betreuungsplätze für Familie mit niedrigerem Einkommen. Insbesondere für einkommensschwache Haushalte würden die Kosten eine erhebliche Belastung darstellen. Die Politikerinnen schlagen Emmen die Tarifliste der Stadt Luzern als Orientierung vor.

Ausweitung auf mehr Standorte

Noch bedeutsamer als die Kosten ist jedoch die Anzahl der Standorte. «Ich kenne viele Familien, welche die Ferienbetreuung in Emmen nicht nutzen können, da der Standort schlicht zu weit weg ist», führt Stucki aus. Der Ferienhort soll für alle Kinder zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar sein. «Das ist auch für die Selbständigkeit der Kinder extrem wichtig», ergänzt sie.

Aktuell findet die Betreuung nur im Schulhaus Rüeggisingen statt. Stucki schweben weitere mögliche Orte vor: «Der Ferienhort könnte beispielsweise in Rüeggisingen, Gersag, Meierhöfli und Erlen stattfinden. Dann wären die einzelnen Gebiete abgedeckt.»

zentralplus hat auch hier die Angebote der anderen Gemeinden angeschaut. Grössere Luzerner Gemeinden bieten die Ferienbetreuung bisher nur jeweils an einem Ort an. Einzig die Stadt Luzern bildet eine Ausnahme. Bis 2020 bot sie Betreuung während den Schulferien jeweils an zwei Standorten an. In den Jahren darauf baute die Stadt aus: 2023 bediente sie während den Sommerferien drei Standorte und während den anderen Schulferien vier Standorte.

In Emmen ist nur ein kleiner Teil der Ferien abgedeckt

Auch bezüglich der Anzahl Wochen, in denen die Kinderbetreuung stattfindet, unterscheiden sich die Gemeinden stark. In der Stadt Luzern wird diese aktuell während 11 der 14 Schulferienwochen angeboten. In Kriens, Horw und Sursee findet sie während acht oder neun Wochen statt. Das Angebot in Emmen, Ebikon und Hochdorf besteht während fünf oder sechs Wochen der Schulferien.

Die Emmer Politikerinnen setzen sich auch diesbezüglich für eine Verbesserung ein. Sie fordern, dass die Ferienbetreuung während mindestens acht Wochen pro Schuljahr angeboten wird.

Auch in Luzern kritisiert

Trotz der Spitzenposition hat sich auch die Stadtluzerner Politik vor Kurzem mit der Ferienbetreuung beschäftigt. Die SP-Fraktion des Grossen Stadtrats forderte, dass das Angebot von 11 auf alle 14 Schulwochen ausgeweitet wird (zentralplus berichtete). «Ferienbetreuung, die nicht deckungsgleich ist mit der Schulferienzeit der Kinder, entspricht nicht mehr den realen Anforderungen von Familien mit Kindern im Schulalter», argumentieren die Politikerinnen im Postulat.

Der Stadtrat entgegnete, dass das Rektorat der Volksschule im Jahr 2019 eine externe Evaluation in Auftrag gegeben habe. Diese habe aufgezeigt, dass ihr Angebot der Nachfrage der Eltern entspreche. Die Eltern hätten jedoch kritisiert, dass die Ferienbetreuung nur an wenigen Orten angeboten werde. Die Stadt hat die Betreuung daraufhin auf mehr Standorte ausgeweitet. Künftig will sie den Ausbau weiter dezentralisieren.

Der Stadtrat nahm das Postulat teilweise entgegen. Er prüft nun eine Ausweitung des Angebots von elf auf zwölf Wochen. Die Betreuung wäre damit ganzjährlich sichergestellt, mit Ausnahme der zwei Wochen rund um Weihnachten und Neujahr. Da sei es kaum möglich, das notwendige Personal zu finden. Zudem müsse die Stadt einmal im Jahr Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten durchführen.

Verwendete Quellen
  • Postulat betreffend schulergänzende Betreuung in Emmen
  • Telefonat mit Claudia Stucki, SP-Einwohnerrätin Emmen
  • Websites der Gemeinden zu den Betreuungsangeboten
  • Schriftlicher Austausch mit den Gemeinden Horw und Kriens zu den Tarifen
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