Zehnwöchiger Lehrgang für Ukrainerinnen

In Luzern gibt’s einen Gastro-Intensivkurs für Geflüchtete

Auf dem Sonnenberg findet der theoretische Teil des Gastro-Intensivkurses statt. (Bild: kap/zvg)

Das Hotel Sonnenberg bietet zusammen mit fünf Partnern einen Gastro-Intensivkurs für Geflüchtete aus der Ukraine an. zentralplus hat mit Projektleiter Ron Prêtre über die Herausforderungen und Ziele des Projekts gesprochen.

Im Hotel Sonnenberg werden seit dem Jahr 2007 Menschen ausgebildet, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Stelle mehr finden. Jetzt wurde ein neues Integrationsprojekt angestossen, das ukrainischen Geflüchteten den Einstieg in den Arbeitsmarkt vereinfachen soll.

Die Projektbeteiligten sind davon überzeugt, dass sowohl die Geflüchteten als auch die Wirtschaft von diesem Projekt profitieren. Einerseits erhofft sich Ron Prêtre, Leiter Personal und Projekt des Hotels Sonnenberg, dass sich durch die geschaffenen Tagesstrukturen die psychische Gesundheit der Teilnehmerinnen verbessert. Andererseits könne auch die Gastronomie profitieren, da es in dieser Branche einen ausgeprägten Fachkräftemangel gibt (zentralplus berichtete).

Projekt fokussiert auf praktische Ausbildung

Rund 100 Personen haben sich für die Teilnahme am Projekt beworben. Den Zuschlag haben 12 Frauen erhalten. Das Projekt ist in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert. Der praktische Teil stehe aber klar im Vordergrund, betont Prêtre. Die Teilnehmerinnen werden in 3 Gruppen unterteilt. Eine Gruppe wird in Hauswirtschaft ausgebildet, eine zweite für die Küche und eine dritte für den Service. Die praktische Ausbildung findet im Hotel Sonnenberg, im Hotel Schweizerhof und in zwei Betrieben von Tavolago statt.

«Das Ziel ist unter anderem, dass die Ukrainerinnen ein Herrgöttli von einem Panaché unterscheiden können.»

Ron Prêtre, Leiter Personal und Projekt, Hotel Sonnenberg

Lediglich der wöchentliche Deutschkurs bildet einen gemeinsamen Rahmen. Im Sprachunterricht liegt der Schwerpunkt ebenfalls auf dem praktischen Teil: «Der Deutschkurs ist auf die Gastronomie ausgelegt. Wir konjugieren nicht hauptsächlich Verben. Das Ziel ist mehr, dass die Ukrainerinnen beispielsweise ein Herrgöttli von einem Panaché unterscheiden können.» Bei gewissen Teilnehmerinnen seien die Deutschkenntnisse aber so gut, dass man sie sogar an der Rezeption einsetzen könne.

Insgesamt 6 Betriebe nehmen am Projekt teil. Finanziert wird es durch den Verband Luzerner Hotels, Gastro Luzern und diverse Stiftungen. Bund und Kantone sind nicht an der Finanzierung beteiligt.

Einige Ukrainerinnen sind reif für den Arbeitsmarkt

Welche Perspektiven haben die Praktikantinnen nach der 10-wöchigen Ausbildung? «Es sieht danach aus, dass einige der Frauen eine Stelle im Arbeitsmarkt finden. Die Ukrainerinnen sind aber selbst für ihre Bewerbungen zuständig.» Ein Bewerbungscoaching ist aber in die theoretische Ausbildung im Hotel Sonnenberg integriert.

Gut möglich also, dass einige der Frauen bald im Arbeitsmarkt anzutreffen sind, wo sie sich ein grosses Stück Unabhängigkeit zurückholen können. In der Gastronomie gibt es einen verbindlichen Mindestlohn von rund 3'500 Franken bei einer Vollzeitstelle. Es werde keine Ukrainerinnen geben, die zu Dumpinglöhnen angestellt werden, heisst es seitens der Verantwortlichen.

Das Hotel Sonnenberg hat viel Erfahrung mit Arbeitsintegrationsprojekten

Seit rund 15 Jahren werden im Hotel Sonnenberg Stellensuchende ausgebildet, die wieder in die Arbeitswelt eingegliedert werden sollen. Mit diesen Projekten sei das Hotel Sonnenberg stets erfolgreich gewesen und habe Erfahrungen sammeln können, auf die man im aktuellen Projekt zurückgreifen könne. Es sei daher nicht mehr schwierig gewesen, ein Projekt wie das jetzige auf die Beine zu stellen.

Auch musste man sich nicht mehr lange auf die Suche nach Ausbildern machen: «Aufgrund bisheriger Projekte kennen wir bereits Experten aus verschiedenen Bereichen, die bei uns einen Teil der Ausbildung leiten. Wir mussten diese also nicht mehr lange organisieren», sagt Prêtre.

Ron Prêtre betont denn auch, dass die Gastronomie bereits viel Erfahrung mit Integration hat. «Alle haben in der Gastronomie immer zusammengearbeitet, früher waren es Saisoniers aus der ganzen Welt. Vielleicht sind es bald Ukrainerinnen. Die Situation ist also keine Ausnahme.»

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Ron Prêtre
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