3,2 Millionen Franken für vier Zimmer

So wenige Zuger besitzen eine Wohnung

Viele träumen von einer eigenen Wohnung, wenige haben eine. (Bild: Andreas Busslinger)

In Zug gehört nur jede dritte Wohnung ihren Bewohnern. Der Kanton verspricht finanzielle Hilfe für Wohnungskäufer, doch die Förderung existiert nur auf dem Papier.

Seit Jahrzehnten kennen die Immobilienpreise im Kleinkanton Zug nur eine Richtung: nach oben. Drei Zimmer in der Stadt Zug? 1,7 Millionen Franken. Vier Zimmer in der Gemeinde Unterägeri? 3,2 Millionen Franken. Eineinhalb Zimmer in Menzingen? 1,4 Millionen Franken.

Das sind drei von 108 Angeboten, die auf einer bekannten Immobilienwebsite gelistet sind. Klingt teuer: Ist es auch! Für eine Hypothek über 1,7 Millionen Franken verlangt die Zuger Kantonalbank 500’000 Franken Eigenkapital und 225’000 Franken Jahreseinkommen. Wer soll sich das leisten können?

Schweiz hat die tiefste Wohneigentumsquote von Europa

Wie die Zahlen des Bundesamts für Wohnungswesen (BWO) zeigen, nicht viele. Nur in den grossen Städten Basel, Zürich und Genf ist die Wohneigentumsquote deutlich niedriger als in Zug. Die Kantone Waadt und Neuenburg liegen bei der Quote etwa gleich auf. Sie besagt, wie viel Prozent der bewohnten Wohnungen den Bewohnern gehören.

Landesweit liegt die Wohneigentumsquote bei 36 Prozent; damit ist die Schweiz das Schlusslicht Europas. Dabei könnte man meinen, dass in einem wohlhabenden Land mehr Menschen Immobilien besitzen. Oder dass die reichen Zuger mit einer halben Million Franken Durchschnittsvermögen eher eine Immobilie besitzen als Walliser oder Bündner. Doch der Zusammenhang täuscht.

Es gibt kaum eine freie Wohnung in Zug

Zwar gibt es viele wohlhabende Zuger und viele ländliche Gemeinden mit Einfamilienhäusern. Gleichzeitig ist der Zuger Wohnungsmarkt aber ausgedörrt: Bei einer Leerwohnungsziffer von 0,3 Prozent steht kaum eine Immobilie leer. Alain B. Fuchs ist seit 22 Jahren Präsident und Geschäftsführer des Hauseigentümerverbands Zugerland und sagt:

«Die tiefe Wohneigentumsquote in Zug hängt mit dem unterdurchschnittlichen Angebot, aber auch mit den höheren Erwerbspreisen zusammen.» Sprich: Es gibt zu wenig Wohnungen, und die, die es gibt, sind zu teuer.

So viele juristische Personen besitzen Wohnungen in Zug

Er betont dafür einen anderen Aspekt des Zuger Wohnungsmarkts. Obwohl der Kanton als Wirtschaftsstandort bekannt sei, besässen nicht «überdurchschnittlich viele» juristische Personen Immobilien. Daten des Bundesamts für Statistik bestätigen seine Einschätzung.

Von allen bewohnten Zuger Gebäuden befindet sich über die Hälfte in privater Hand und 15 Prozent in juristischer. Das sind zwar deutlich weniger Gebäude in Firmenhand als an den Wirtschaftsstandorten Basel-Stadt und Genf, aber mehr als in allen anderen Kantonen, ausser Luzern. Der Nachbarkanton liegt gleich auf.

Ebenfalls besonders am Kanton Zug sei der hohe Anteil weiblicher Mitglieder im Hauseigentümerverband, ergänzt Fuchs. «Und wir haben einen überdurchschnittlichen Anteil an Eigentümern mit mehr als einer Liegenschaft.» Häufig befände sich die zweite Immobilie in den Kantonen Wallis, Graubünden und Tessin.

Zug fördert Immobilienkauf mit unrealistischen Grenzwerten

Die einen besitzen Ferienhäuser, die anderen träumen vom Eigenheim. Ist ihr Traum vergebens? Nicht unbedingt. Denn Zug unterstützt Private mit mittlerem Einkommen beim Wohnungskauf. «In den ersten zehn Jahren können nicht rückzahlbare Beiträge in der Höhe von 1,2 Prozent der Anlagekosten ausgerichtet werden», steht in einem Infoblatt.

Doch die Maximalhöhe der zulässigen Anlagekosten sei veraltet, meint Fuchs. Eine Dreizimmerwohnung darf beispielsweise nicht mehr als 750’000 Franken kosten, eine Fünfzimmerwohnung nicht mehr als 950’000 Franken. Solche Kaufpreise liegen weit unter den marktüblichen Preisen – die Förderung gibt es somit nur auf dem Papier.

Trotzdem lehnt der Verbandspräsident eine Anpassung ab: «Eine Erhöhung dieser Limiten auf das Niveau der heute im Kanton Zug üblichen Marktpreise würde die Problematik des knappen Angebots weiter verschärfen.» Sprich: Wenn der Wohnungskauf tatsächlich gefördert würde, gäbe es noch weniger freie Immobilien im Kanton.

Fuchs befürwortet daher einen anderen Weg: Mietzinszuschüsse für preisgünstige Wohnungen. Das werde in Zukunft wichtiger. Der Anteil an Wohnungsbesitzern wird damit nicht zunehmen.

Verwendete Quellen
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