Sogar mit Urin wollen sie ihn vertreiben

Der Dachs treibt Luzerner Hobbygärtner zur Weissglut

Bisher konnten die Anwohner den Dachs nicht vertreiben (Symboldbild).. (Bild: Fabian Haas)

Dachse pflügen derzeit diverse Privatgärten in der Stadt Luzern um. Anwohner berichten von einem Kampf gegen Windmühlen. Sie greifen auf Haushaltsmittel zurück – gar der eigene Urin wird gegen das Wildtier eingesetzt.

Autor: Artemio Scammacca

Seit geraumer Zeit halten Wildtiere das Tribschen-Langensand-Quartier auf Trab. Wer des Nachts unterwegs ist, sieht mit etwas Glück einen Fuchs über die Strasse laufen oder einen Dachs in einem Garten schnüffeln. Diese Begegnungen haben zwar einen gewissen «Jöö-Effekt», wenn die Dachsmama mit den Jungtieren die Treppe hochläuft. Doch seit Jahresbeginn sorgen die Dachse auch für Probleme in den Gärten von Stadtluzerner Hobbygärtnern.

Eine zentralplus-Leserin, die anonym bleiben möchte, berichtet von gezielten Dachsattacken auf die von ihr angepflanzten Tulpenzwiebeln: «Im Januar fielen mir erstmals Löcher im Blumenbeet auf. Mit etwas Nachforschung erkannte ich, dass diese von einem Dachs herrührten. Weiter bemerkte ich, dass der Dachs gezielt nach meinen Tulpenzwiebeln gebuddelt hatte.» Der Dachs sei mit seinem Vorhaben erfolgreich gewesen, wie überall im Garten verstreute Tulpentriebe und fehlende Tulpenzwiebeln bezeugten, so die Hobbygärtnerin.

Das ganze Quartier betroffen

Ein Anwohner derselben Strasse sieht gegenüber zentralplus ebenfalls ein Dachsproblem: «Momentan dreht ein ausgewachsener Dachs mit drei Jungtieren seine Runden. Vor Wochen hinterliess er Pfotenabdrücke im Schnee.» Auch dieser Gartenbesitzer kämpft mit demselben Problem: Der Dachs grabe gezielt nach Tulpenzwiebeln, weswegen die farbenfrohen Blumen dieses Frühjahr das Gartenbild nicht zierten. Zudem hinterlasse der Dachs auf seiner Suche nach im Boden versteckten Würmern und Käfern grosse Löcher im heimischen Rasen und auch der vermehrte Kot im Garten sei ein Problem, berichtet er weiter.

Die beiden zentralplus-Lesenden verweisen darauf, dass sie nicht die einzigen Betroffenen seien: «Alle Gärten der Nachbarschaft werden in Mitleidenschaft gezogen – wo normalerweise Tulpen in allen Farben blühen, klaffen momentan aufgewühlte Löcher.»

Kanton sieht Dachs nicht als Gefahr

Wie es auf Anfrage von zentralplus bei der Abteilung Natur, Jagd und Fischerei des Kantons Luzern heisst, sei es schwierig festzuhalten, wie viele Dachse im Kanton Luzern unterwegs sind. Unfallwild- und Abschusszahlen könnten aber zumindest Hinweise auf die Entwicklung von Dachspopulationen geben.

Seit 2017 war die Anzahl Abschüsse konstant bei rund 350 Dachsen pro Jahr. Die Fallwildzahlen liegen seit 2019 bei rund 200 Dachsen pro Jahr. «Aus diesen Zahlen kann man schliessen, dass der Dachsbestand in den letzten Jahren im Kanton Luzern stabil war», erklärt Wildhüterin Heidi Vogler.

Man sei sich bewusst, dass es Konflikte geben könne, wenn sich Dachse in Gärten gütlich tun. «Eine Gefahr stellt der Dachs aber nicht dar. Im Gegenteil, die meisten Leute erfreuen sich an einer nächtlichen Dachsbeobachtung», sagt Vogler. So handle es sich bei Problemen in Siedlungsgebieten in der Regel auch um Bagatellschäden. Deretwegen seien Massnahmen durch den Kanton auch nicht notwendig.  «Gibt es ernstzunehmende Konflikte wie beispielsweise Dachsbauten an gefährlichen Standorten, dann kann man in der Siedlung mit Vergrämungsmitteln arbeiten», rät sie.

So wehren sich die Betroffenen

Das hätten die Gartenbesitzer auch probiert. Dies mit verschiedenen Haushaltsmitteln, die man im Falle eines Dachsbefalls im eigenen Garten anwenden könne: «Anfangs legte ich Tannenäste und Dornenzweige im Blumenbeet aus, doch davon zeigte sich der Dachs wenig beeindruckt.» Im weiteren Gesprächsverlauf erzählte die Anwohnerin, dass sie nach einem Gespräch mit einem bekannten Gärtner den Tipp bekommen habe, gemahlenen Pfeffer auf ein Blatt Papier zu streuen und dann im Blumenbeet zu platzieren. Aufgrund der Wind- und Wetterverhältnisse habe dies jedoch auch zu keinem erwünschten Ergebnis geführt, erklärt die Hobbygärtnerin.

Derweil versuchte der Hausbesitzer im selben Quartier sein Glück mit Pfeffer, blieb jedoch erfolglos, wie er berichtet. Infolgedessen verfolgte er verschiedenste Lösungsansätze: Kaffeesatz, Knoblauch und sogar seinen eigenen Urin verteilte er im Garten, doch nichts vertrieb die Dachsfamilie, so sein Fazit.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit zentralplus-Leserin
  • Telefongespräch mit Betroffenem
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