Panzer vor Kindergärten wären eine Idee

Glosse: In diese Fettnäpfchen könnte Zug auch noch treten

Im Kanton Zug gibt es noch genügend Spielraum für abenteuerliche Ideen. (Bild: Andreas Busslinger)

Die Zuger Politik macht derzeit vor allem Negativschlagzeilen. zentralplus hat einige – Achtung: nicht ernst gemeinte – Ideen, wie der Kanton sonst noch auf sich aufmerksam machen könnte.

Thomas Aeschi rangelt mit Polizisten im Bundeshaus, Peter Hegglin gibt der Ukraine eine Teilschuld am Krieg und Andreas Hostettler findet, die Zuger Bevölkerung und die Gemeinden sind für das Abstimmungsdebakel rund um die Transparenz-Initiative verantwortlich – der Kanton trage keine Schuld.

Es läuft etwas im Kanton Zug. Doch es gibt genug Fettnäpfchen, in welche die Politiker des Kantons noch nicht getreten sind. zentralplus hat einige davon ausfindig gemacht. Achtung: Die Auflistung könnte sarkastisch gemeint sein.

Aeschi soll Zutritt zu Bundesratssitzungen erhalten

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi hatte vergangene Woche keine Freude daran, dass das Treppenhaus im Bundeshausfoyer wegen des ukrainischen Parlamentspräsidenten wenige Minuten gesperrt wurde. Kurzerhand wollte er an Sicherheitskräften vorbeilaufen, diese beorderten ihn aber unsanft weg (zentralplus berichtete). Aeschi sagte daraufhin, ihm gehe es darum, dass die parlamentarische Arbeit vor ausländischen Staatsbesuchen Vorrang haben müsse.

Wir finden: Klar, das war überhaupt keine gezielte Aktion. Und überhaupt: Als Parlamentarier sollte man immer und überall Zutritt haben. Aussperren geht prinzipiell nicht. Darum sollen für Aeschi die Tore geöffnet werden. Zum Beispiel zum Bundesratszimmer, oder – besser noch: zum Bundesratsbunker. Der SVP-Politiker sollte dort ein- und ausgehen können, wie es ihm beliebt. Ganz ähnlich, wie er das jetzt schon in Herrliberg im Nationalratssaal macht.

Dummes Volk soll für erneute Abstimmung zahlen

Die Abstimmung zur Transparenz-Initiative im Kanton Zug muss wiederholt werden. Bei der Auszählung am 9. Juni kam es zu gröberen Problemen. Für FDP-Regierungsrat Andreas Hostettler ist klar: Die Gemeinden und die Bevölkerung sind für das Debakel verantwortlich. Der Kanton wäscht seine Hände in Unschuld (zentralplus berichtete).

Wir finden: Logisch. Das Volk ist zu dumm. Der Kanton ist fehlerlos. Entsprechend soll jeder, der falsch abgestimmt hat, beim zweiten Versuch im kommenden September einen Fünfliber bezahlen. Denn der Kanton muss für seine Aufwände ja entschädigt werden. Und wenn wir schon dabei sind: Die Initianten sollen für den erneuten Abstimmungskampf bitte schön das Doppelte bezahlen. Denn sie erhalten ja doppelte Aufmerksamkeit.

Putin als Friedensstifter ehren

Mitte-Ständerat Peter Hegglin sagte Anfang Juni während einer Debatte im Stöckli: «Ich verorte mich in der westlichen Welt, und trotzdem möchte ich nicht einseitig Partei für die Ukraine ergreifen und die Russen als alleinigen Aggressor verurteilen. Auch die Ukraine und die sie unterstützende Nato tragen eine Mitschuld an diesem Konflikt.» Es sei nicht an uns, darüber zu entscheiden, wer Täter und wer Opfer sei. Sogar Parteikollegen distanzierten sich danach von Hegglin (zentralplus berichtete).

Wir finden: Es wäre wieder mal an der Zeit, Wladimir Putin einen Friedenspreis zu überreichen. Das geschah im Kanton Zug bereits einmal, im Jahr 2002 (kein Witz). Damals war eine Atomlobby dafür verantwortlich (zentralplus berichtete). Mit ein bisschen kreativem Denken finden sich bestimmt genügend Gründe für eine neue Ehrung des russischen Präsidenten.

Panzer vor Kindergärten – aber Medien sollen nicht darüber berichten

Ende März besuchte ein Détachement der Schweizer Armee eine Stadtzuger Schule. Mit dabei: ein Radschützenpanzer, den die Kinder begutachten durften. Organisiert wurde das von Oberst ausser Dienst Daniel Gruber, der mittlerweile auch Präsident der kantonalen FDP ist. Die Stadt Zug hatte keine Freude daran. Und Gruber seinerseits hatte keine Freude an der Berichterstattung über den Anlass. Er drohte einer Journalistin der «Zuger Zeitung» gemäss deren Angaben mit rechtlichen Konsequenzen (zentralplus berichtete).

Wir finden: Wieso wurde der Panzer nur kurz und nur auf einem Schulplatz ausgestellt? Ab vor Kindergärten und Kindertagesstätten damit. Dort sollen die Kriegsfahrzeuge dauerausgestellt werden, die Kinder wollen ja schon früh indoktriniert gebildet werden. Aber die Medien sollen es gefälligst unterlassen, darüber zu berichten. Wer braucht schon kritische Berichterstattung?

Glencore ist nur der Anfang

Die vielen internationalen Firmen im Kanton Zug, darunter auch unzählige mit zweifelhaftem einwandfreiem Ruf wie etwa Glencore, bescheren der öffentlichen Hand jährlich Überschüsse. Der Kanton weiss mittlerweile kaum mehr, wohin mit dem Geld. Nicht nur die Staatskasse wird von Jahr zu Jahr besser, sondern auch der Ruf des Kantons.

Wir finden: Das Anlocken von dubiosen Briefkastenfirmen und umweltverschmutzenden Konzernen ist etwas für Anfänger. Wieso dort aufhören? Zug ist ja schliesslich in allem Weltklasse, ausser vielleicht im Eishockey. Zuhauf Potenzial gibt es noch bei nordkoreanischen Machthabern, syrischen Diktatoren oder saudiarabischen Staatsfonds. Die müssen ihr Geld ja auch irgendwo verstecken anlegen. Dann hätte der Kanton noch mehr Geld, das er dringend nicht braucht.

Strassen nur für Luxusschlitten

Die Zuger fahren schweizweit die teuersten Autos, wie eine Auswertung einer Versicherung kürzlich ergab (zentralplus berichtete). 65'000 Franken kostet ein Auto im Kanton Zug durchschnittlich. Doch leider müssen deren Inhaber nach wie vor Strassen mit «normalen» Autos teilen. Deshalb kommt es beispielsweise auf dem Zugerberg immer wieder zu einem Verkehrschaos (zentralplus berichtete).

Wir finden: Gewisse Strassen im Kanton Zug sollten nur noch von Autos befahren werden dürfen, die nicht weniger als 100'000 Franken gekostet haben. Alles darunter sind sowieso nur Fahrzeuge des Pöbels der hart arbeitenden Bevölkerung, die besser den ÖV nehmen sollte, um das Klima zu retten. Freie Fahrt auf den Zugerberg für Aston Martin, Mercedes und Rolls Royce.

Sawiris soll Naturschutzgebiet überbauen

Der ägyptische Milliardär Samih Sawiris will am Urnersee ein neues Tourismusprojekt mit Luxushotel und exklusiven Ferienwohnungen aus dem Boden stampfen. Doch die Bevölkerung wehrt sich. Ob die sogenannte Marina je gebaut wird, ist unklar.

Wir finden: Milliardäre sind im Kanton Zug immer willkommen, egal, was sie vorhaben. Sawiris soll am Zugersee bauen. Hier hat es genügend Platz. Das Delta im Naturschutzgebiet Choller beispielsweise liegt heute brach. Die paar wenigen Vögel und Würmer dort braucht es nicht, die Nacktbader sollen sich einen anderen Ort suchen. Luxusunterkünfte müssen Vorrang haben.

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