Lohndifferenz zwischen Staat und Privatwirtschaft

Der Bund zahlt für gleichwertige Arbeit mehr

Der Bund bezahlt bis zu zwölf Prozent höhere Löhne. (Bild: Adobe Stock)

Die Lohndifferenz zwischen Mann und Frau ist ein Thema, das die Schweiz noch immer beschäftigt. Doch wie sieht es eigentlich bei der Lohngleichheit zwischen Staat und Privatwirtschaft aus? Ein Überblick.

«Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit.» Das steht seit 1981 in der Bundesverfassung. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Aber in den letzten Jahren hat sich um diese Frage eine Debatte entwickelt, inwiefern das Postulat tatsächlich erfüllt ist. Insbesondere, wenn es um das Verhältnis zwischen Frau und Mann auf dem Arbeitsmarkt geht.

Weniger mediale Aufmerksamkeit erlangte dagegen die Frage, ob Lohngleichheit zwischen dem Staat und der Privatwirtschaft gilt. Eigentlich überraschend, denn theoretisch wie empirisch gibt es gute Gründe um anzunehmen, dass der Staat auf dem Arbeitsmarkt seine Stellung dazu nützt, systematische Lohnprämien an seine Mitarbeiter auszurichten, um sich von der Privatwirtschaft abzusetzen. Dazu gibt es einige internationale Untersuchungen. Was gilt für die Schweiz?

Studien geben Einblick

In einer Studie hat das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern 2023 erstmals gezeigt, dass die Löhne in den Verwaltungen von Bund, Kantonen und Gemeinden höher liegen als in der Privatwirtschaft. Dabei wurde untersucht, ob Angestellte in der Verwaltung mehr verdienen als in der Privatwirtschaft, wenn sie hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bildung und weiterer Merkmale gleich sind. Die Lohnanalyse des IWP wurde medial breit rezipiert und gab Anlass zu öffentlichen Debatten, parlamentarischen Vorstössen und Antworten des Bundesrates.

In einer neuen Studie des IWP wird die Diskussion in dreierlei Hinsicht vertieft: Erstens werden die Löhne jetzt auch anhand der zweijährlich stattfindenden Lohnstrukturerhebung (LSE) untersucht, während die Vorjahresstudie allein auf der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) basierte. Zweitens werden die neuesten verfügbaren Daten einbezogen. Und drittens zeigt die Studie, dass die Schätzungen robust gegenüber verschiedenen methodischen Annahmen sind.

Die Hauptergebnisse der neuen Untersuchung präsentieren sich wie folgt:

Durchschnittliche Lohnprämien der Verwaltung gegenüber der Privatwirtschaft

Für die Analyse werden Angestellte mit gleichem Alter, Geschlecht, Bildungshintergrund und weiteren Merkmalen verglichen.

SAKE-DatenLSE-Daten
Bund11,7 Prozent13,9 Prozent
Kanton5,4 Prozent2,3 Prozent
Gemeinden4,5 Prozent−0,5 Prozent
Die SAKE-Daten umfassen die Jahre 2017-2022; die LSE-Daten die Jahre 2018, 2020 und 2022. Quelle: IWP

Die neuesten SAKE-Daten bestätigen die Ergebnisse der letztjährigen Studie: Die durchschnittlichen Lohnprämien der Verwaltungen gegenüber der Privatwirtschaft betragen für den Bund 11,7 Prozent, für die Kantone 5,4 Prozent und für die Gemeinden 4,5 Prozent. Basierend auf der LSE beträgt die durchschnittliche Lohnprämie in der Bundesverwaltung 13,9 Prozent, bei den Kantonen sind es 2,3 Prozent und bei den Gemeinden -0,5 Prozent.

Lohndifferenzen variieren

Trotz unterschiedlicher Erhebungsansätze sind die berechneten Lohnunterschiede für die Bundes- und Kantonsverwaltungen weitgehend ähnlich. Die LSE unterscheidet sich von der SAKE in der Anzahl der Befragten und im Befragungsumfang erheblich. Die Kombination der beiden Datensätze – der eine detailliert, aber weniger umfangreich, der andere umfangreich, aber weniger detailliert – ermöglicht sehr zuverlässige Schätzungen der Lohnprämien.

Zudem zeigt die Studie, dass die Lohndifferenzen gegenüber der Privatwirtschaft innerhalb der Gruppe der Verwaltungsmitarbeiter variieren. Insbesondere Frauen, Beschäftigte mit niedrigeren Löhnen sowie ältere und langjährige Mitarbeiter erhalten vergleichsweise hohe Lohnprämien.

Wer hätte das gedacht? Und wer findet dies fair?

Unsere Kolumnistinnen und Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

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