Pilze sammeln für Einsteiger

Du willst endlich «pilzlen» gehen? Das musst du beachten

Seit Ende August ist auch in der Zentralschweiz Pilzsaison. (Bild: Adobe Stock)

Herbstzeit ist Pilzzeit. Wer das erste Mal durch die Wälder streift, um selbst auf Pilzsuche zu gehen, muss einiges beachten. Nicht nur, weil sonst saftige Bussen drohen.

Spätestens seit Ende August kribbelt es Pilzsammlern wieder in den Fingern. Die Pilzsaison hat nun so richtig begonnen. Vielleicht stehst du aber noch ganz am Anfang deiner Pilzjägerkarriere und überlegst dir, jetzt endlich selbst durch die Wälder zu streifen. Doch bevor du die wohl wichtigste Zutat für dein nächstes Steinpilzrisotto sammeln gehst, solltest du dir unsere Tipps und Tricks durchlesen. Beim Sammeln von Pilzen in der Zentralschweiz gibt es nämlich das eine oder andere zu beachten – unter anderem diverse Regeln der Kantone.

Wann genau beginnt die Pilzsaison?

Zwar gibt es bereits im Frühling erste Morcheln und im Juli schon Sommersteinpilze, aber so richtig beginnt die Pilzsaison im Spätsommer. Dann werden die Temperaturen kühler und die Böden feuchter – ideale Bedingungen für Pilze. Natürlich kommt es auch immer auf das Wetter an. Denn zu nass mögen es die Pilze auch nicht. Grundsätzlich sind der September und der Oktober die beste Zeit für das Sammeln von Pilzen.

Welche Ausrüstung brauche ich?

Das Wichtigste bei der Ausrüstung ist ein offenes, luftiges Gefäss. Gut geeignet ist etwa ein kleiner, geflochtener Korb. Auf keinen Fall solltest du einen Plastiksack nehmen. Darin kann die Luft nicht zirkulieren und die Pilze vermodern oder zermatschen schnell.

Pilze beim Sammeln nie in einen Plastiksack stecken.
Stecke Pilze beim Sammeln niemals in einen Plastiksack. (Bild: Adobe Stock)

Beim Ernten werden Pilze vorsichtig aus dem Boden gedreht oder knapp über diesem abgeschnitten. Dazu ist ein kleines Taschenmesser oder ein Rüstmesser geeignet. Falls ein Loch im Erdreich zurückbleibt, decke dieses mit Erde zu, um das Pilzgeflecht zuschütten. Profis haben jeweils noch eine kleine Bürste dabei, um den Pilz reinigen zu können. Am besten lässt du dich in einem Fachgeschäft beraten. Dort gibt es häufig auch Sets mit Messer und Bürste.

Pilzmesser mit Bürste.
Spezielle Ausrüstung zum Sammeln von Pilzen gibt es im Fachhandel. (Bild: Adobe Stock)

Wie finde ich gute Sammelplätze?

Gute Pilzsammler kennen natürlich die besten Orte in der Zentralschweiz, um Pilze zu sammeln. Fängst du erst gerade an, kannst du dich online informieren oder einem Pilzsammlerverein beitreten. Ziehst du auf eigene Faust los, solltest du dich vorher informieren, wo dein Lieblingspilz bevorzugt wächst.

Viele Pilze wachsen in der Nähe bestimmter Bäume. Steinpilze etwa findet man gerne in der Umgebung von Buchen, Fichten, Kiefern oder Eichen. Achte auf sandähnlichen Waldboden in Nadel- oder Mischwäldern, um die Chance zu erhöhen, Pilze zu finden.

Der Steinpilz kommt unter anderem in der Nähe von gewissen Nadelbäumen vor. (Bild: Martin Schneider (via Pexels))

Ein hilfreiches Onlineinstrument ist der sogenannte Verbreitungsatlas von Swiss Fungi. Auf der Verbreitungskarte kannst du nach Fundstellen von Pilzen suchen. Diese werden jeweils von Freiwilligen gemeldet. Insgesamt umfasst das Verzeichnis mehrere Tausend Einträge.

Hast du einmal eine Stelle gefunden, kannst du dir diese merken. Oft wachsen Pilze jedes Jahr an derselben Stelle. Erfolgversprechend ist vor allem die Zeit nach Regenfällen, wenn der Boden schön feucht ist.

Wichtig

Lasse junge, alte, beschädigte oder angefressene Pilze stehen. Während die jungen Pilze noch wachsen müssen, erfüllen die älteren eine wichtige Aufgabe: Sie geben noch unzählige Sporen ab und tragen so zur Verbreitung des Pilzes bei. Ausserdem dienen sie unter anderem Insekten als Nahrung.

Wann und wie viele Pilze darf ich sammeln?

Einige Kantone in der Schweiz haben bezüglich des Sammelns von Pilzen strenge Richtlinien, dazu gehören auch die meisten Zentralschweizer Kantone. Besonders streng sind Luzern und Obwalden. Hier gilt die sogenannte Schonfrist: In den ersten sieben Tagen jedes Monats dürfen keinerlei Pilze gesammelt werden.

Ebenfalls verboten ist in Luzern das organisierte Sammeln sowie das wahllose Pflücken und mutwillige Zerstören von Pilzen. Ausserdem dürfen nur ausgewachsene Pilze gepflückt werden. Auch in den Kantonen Ob- und Nidwalden sowie Schwyz und Uri ist das organisierte Sammeln verboten. Teilweise werden Ausnahmen für Schulungszwecke gemacht. Einzig in Zug gibt es keine bestimmten Richtlinien für das Sammeln von Pilzen.

Generell verboten ist das Sammeln von Pilzen in Naturschutzgebieten.

Mehr als 2 Kilogramm Pilze sind beim Sammeln in Luzern, Schwyz, Ob- und Nidwalden und Uri nicht erlaubt.
Vorsicht beim Gewicht: Die meisten Zentralschweizer Kantone reglementieren die Sammelmenge.

Sammelmengen sind fast überall begrenzt

Ebenfalls reglementiert ist die Menge an Pilzen, die du sammeln darfst. Folgende Regelungen gelten in den Zentralschweizer Kantonen:

  • Luzern: 2 Kilogramm, davon höchstens 500 Gramm Morcheln oder Eierschwämme
  • Zug: keine Sammelgrenze
  • Obwalden: 2 Kilogramm, davon höchstens 500 Gramm Morcheln
  • Nidwalden: 1 Kilogramm
  • Schwyz: 2 Kilogramm, davon höchstens 1 Kilogramm Morcheln
  • Uri: 3 Kilogramm, davon höchstens 500 Gramm Morcheln oder 2 Kilogramm Eierschwämme

Achtung
Diese Regelungen entsprechen dem Stand von September 2024 und können sich jederzeit ändern. Bitte informiere dich vorher über die Region, in der du sammeln möchtest.

Welche Strafen drohen bei Verstössen?

Bei geringfügigen Verstössen können die zuständigen Behörden Verwarnungen aussprechen. Die gesammelten Pilze werden in der Regel beschlagnahmt. Bei schwerwiegenden Verstössen drohen empfindliche Strafen. Der Kanton Luzern etwa bestraft widerrechtliches Sammeln oder das mutwillige Zerstören von Pilzen mit bis zu 2000 Franken.

Wie erkenne und schütze ich mich vor giftigen Pilzen?

Die beste Möglichkeit, sich zu schützen, ist Wissen. Lies Fachbücher und informiere dich bei Pilzsammlervereinen. Viele bieten Kurse an, mit denen du dein Wissen schulen kannst. In Zug etwa der Verein für Pilzkunde Zug und Umgebung, in Luzern unter anderem die Mykologische Gesellschaft Luzern.

Verlasse dich als Anfänger aber keinesfalls nur auf Pilzbücher und Apps, um einen gefundenen Pilz einzuordnen. Sie helfen dir zwar, bieten aber keine 100-prozentige Sicherheit. Vor allem Apps sind teilweise noch immer sehr ungenau und identifizieren einen giftigen Pilz auch mal als harmlos. Oft ist es für Einsteiger schwierig, ungefährliche Pilze von ihren tödlichen Zwillingen zu unterscheiden.

Am besten beginnst du deine Pilzsammelkarriere mit einfach erkennbaren Pilzen, wie etwa dem Steinpilz. Danach kannst du dich Jahr für Jahr in der «Pilzhierarchie» nach oben arbeiten.

Pilze von Kontrollstellen überprüfen lassen

Um einem Spitalaufenthalt zu entgehen, solltest du deshalb unbedingt von den Pilzkontrollstellen Gebrauch machen. Diese haben aber nicht ständig geöffnet. Informiere dich vorher und plane deine Pilzsammeltour entsprechend.

In der Stadt Luzern kannst du von August bis Oktober deine Pilze im Naturmuseum kontrollieren lassen. Dort kannst du deine Funde jeden Montag zwischen 17 und 18.30 Uhr zeigen – ausser natürlich am ersten Montag des Monats, da dann die Schonzeit in Kraft ist (zentralplus berichtete).

Wohnst du in der Stadt Zug und Umgebung, kannst du deine Pilze beim Werkhof der Stadt vorbeibringen. Von August bis Oktober werden sie dort am Montag und Mittwoch von 18.30 bis 20 Uhr und samstags von 17 bis 19 Uhr kontrolliert.

Was tun bei einer Pilzvergiftung?

Wie vorsichtig man beim eigenständigen Sammeln von Pilzen sein muss, zeigt die Statistik: Noch immer erleiden in der Schweiz pro Jahr mehrere hundert Personen Pilzvergiftungen. Die häufigsten Symptome sind dabei:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Schwindel

Ebenfalls möglich sind Hautausschläge oder Atembeschwerden. Solche Symptome können aber auch auftreten, wenn du eine Pilzunverträglichkeit oder Pilze gegessen hast, die schlecht waren. Trotzdem solltest du bei solchen Symptomen sofort Tox Info Suisse unter der Notrufnummer 145 anrufen. In schweren Fällen wende dich an die Ambulanz unter der Nummer 144.

Giftpilz
Hat man aus Versehen einen Giftpilz gegessen, kann man die Tox-Notrufnummer 145 anrufen.

Die Checkliste für Anfänger: Was sollte ich beim Pilzsammeln beachten?

Damit du nicht den ganzen Text auswendig lernen musst, hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung, was du als Anfänger beim Pilzsammeln (in der Zentralschweiz) beachten solltest:

Ausrüstung

  • Ideal ist ein luftdruchlässiger Korb, Plastiksäcke sind ungeeignet
  • Scharfes Messer (zum Beispiel Taschen- oder Pilzmesser)
  • Pilzbestimmungsbuch oder -app (zur Sicherheit)

Vorbereitung

  • Informiere dich über Schonzeiten und Sammelregeln in deiner Region
  • Kenne die erlaubte Sammelmenge (meist zwei Kilogramm pro Person)
  • Ziehe dich wetterfest an und achte auf gutes Schuhwerk (und prüfe vorher das Wetter)

Während des Sammelns

  • Nur Pilze sammeln, die du sicher bestimmen kannst
  • Vorsichtig aus dem Boden drehen oder knapp über dem Boden abschneiden
  • Pilze im Wald grob reinigen, bevor du sie in den Korb legst
  • Löcher im Boden mit Erde füllen, um das Myzel zu schützen

Nach dem Sammeln

  • Pilze in einer Pilzkontrollstelle prüfen lassen
  • Pilze rasch verarbeiten oder lagern, um Verderb zu vermeiden

Sicherheit

  • Niemals unbekannte Pilze essen oder solche, die du nicht 100 Prozent sicher bestimmen konntest
  • Nur frische, feste Pilze mitnehmen – alte oder beschädigte Pilze stehen lassen

Nun sollte deinem ersten Pilzsammelabenteuer nichts mehr im Wege stehen. Viel Erfolg!

Verwendete Quellen
  • Pilzinfoseite Stadt Zug
  • Pilzinfoseite Stadt Luzern
  • Pilzinfoseite Umweltberatung Luzern
  • Website Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane Schweiz (VAPKO)
  • Luzerner Verordnung zum Schutz der Pilze
  • Beitrag von Kraut und Rüben «Die besten Sammelplätze»
  • SRF-Beitrag «Pilze sammeln für Einsteiger»
  • Beitrag «Wenn aus dem Pilzgericht eine Pilzvergiftung wird» von ksbblog
  • Verbreitungsatlas Swiss Fungi

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