Im Juli wird der Schlaufensteg eröffnet

Bald blicken Baarer aus der Vogelperspektive auf ihren Wald

Im Höllwald zwischen Buebegunte und Vogelwinkel gehts bald drüber und drunter. (Bild: wia)

Eigentlich sollte der Schlaufensteg im Wald oberhalb des Baarer Lorzendamms schon 2021 fertig sein. Nun, drei Jahre später, steht das Projekt kurz vor dem Abschluss. zentralplus wagte den Blick vom Steg in die Tiefe.

Im Baarer Wald oberhalb der «Höllhäuser» passiert was. Seit Monaten wird zwischen Buebegunte und Vogelwinkel gebaut, Fussgängerinnen müssen Umwege in Kauf nehmen. Der Grund ist ein spektakuläres Projekt, das die Korporation Baar-Dorf bereits seit Jahren plant und mittlerweile schon aus der Ferne sichtbar ist.

Ein fast 28 Meter hoher Holzturm reckt sich neuerdings am Lorzendamm dem Himmel empor. Dieser ist nicht nur spektakulär anzuschauen, sondern bald auch für die Bevölkerung zugänglich. Der Treppenturm bildet den Anfang des sogenannten Schlaufenstegs, der genau das tut: Schlaufen bilden. Der Weg bis zum oberen Waldrand nahe der Burgmatt führt also nicht geradeaus, sondern so durch den Wald, dass Fussgänger immer wieder die Richtung ändern müssen. Mehrere Meter führt der Steg über dem Waldboden hinweg bis zu einer Aussichtsplattform beim Vogelwinkel.

Corona und Einsprachen verzögerten Projekt

Die Geschichte des Schlaufenstegs war zeitweise eine harzige. Nicht nur, weil Corona in die Planung hineinfunkte, sondern auch aufgrund von Einsprachen, die das Projekt verzögerten (zentralplus berichtete). Jetzt, nach über vier Jahren, ist für die Korporation ein Ende in Sicht. Der Schlaufensteg wird am 6. Juli mit einem grossen Fest eröffnet.

Er macht Eindruck, der Turm, der den Anfang oder das Ende des Schlaufenstegs bildet. (Bild: wia)

Walter W. Andermatt, der Präsident der Korporation Baar-Dorf, freut sich sehr darüber. Dies nicht zuletzt deshalb, weil es sich um ein Pilotprojekt handelt. «Für den Bau der Bohrpfähle mussten wir beispielsweise mit einer Spezialfirma aus Graubünden zusammenarbeiten, die auch beim Bau des Baumwipfelpfads in Laax involviert war. Überhaupt war es spannend, ein solches Projekt zu realisieren, das im unebenen Gelände zu stehen kommt.»

Das Projekt wird doppelt so teuer wie geplant

Im Januar begannen die Bauarbeiten. Davor war jedoch noch eine letzte, essenzielle Hürde zu nehmen. «Wir mussten das Schlaufensteg-Projekt noch einmal unseren Korporationsbürgern vorlegen, da es teurer geworden war», sagt Andermatt. «Durch den Krieg sind die Materialkosten massiv gestiegen. Doch das ist nicht der Hauptgrund für die Verteuerung. Wir hatten beschlossen, die Konstruktion besser zu gestalten, sodass sie witterungsbeständiger wird.» Statt der ursprünglichen 1,5 Millionen Franken kostet das Projekt nun 3 Millionen. «Ich bin sehr erfreut und dankbar, dass sich die Korporationsbürgerinnen mit grosser Mehrheit nach wie vor für den Bau aussprechen.»

Einige Schlaufensteg-Gegner in der Bevölkerung kritisieren, dass aufgrund des Baus mehr Menschen den Wald besuchen und damit die Ruhe stören werden. Auf die Kritik angesprochen, sagt Andermatt: «In diesem Teil des Waldes – es handelt sich explizit um Freizeitwald –, bewegen sich bereits sehr viele Menschen. Hier befindet sich unter anderem ein Vitaparcours, ausserdem kommen viele Menschen auf dem Weg zu den Höllgrotten daran vorbei.»

Und weiter: «Klar wird es künftig in diesem Waldstück wohl mehr Besucher und sicher auch mehr Schulklassen geben, die den Weg über den Steg hinunter zur Lorze und bis zu den Höllgrotten nehmen werden. Doch dadurch lassen sich die Leute besser kanalisieren. Andere Gebiete, wie beispielsweise die Baarburg, werden ruhiger.»

Beim Begehen des Turms gilt: immer schön atmen. (Bild: wia)

265 Stufen hinauf zum Vogelwinkel

Zeit für einen Baustellenbesuch, bevor die ganzen Schulklassen kommen: Mittlerweile steht der ganze Steg von A bis Z, auch die beiden Türme sind quasi fertig. Nun geht es noch um Feinjustierungen. Walter W. Andermatt nimmt ohne zu Zögern die ersten Stufen des hohen Turms unter die Füsse. «265 Stufen sind es insgesamt bis zum Vogelwinkel», erklärt der Korporationspräsident.

Das Herz beginnt zu pumpen – genau so soll es sein, gemäss der anfänglichen Grundidee: «Ein Kardiologe kam einst auf mich zu mit der Idee, einen solchen Treppenturm als Trainingsgelegenheit zu realisieren. Bei den Korporationsmitgliedern kam die Idee gut an.»

Andermatt weiter: «Wir hatten uns der Gemeinde gegenüber sowieso verpflichtet, eine Aussichtsplattform oben am Vogelwinkel zu realisieren. Dies, weil die Gemeinde verlangte, dass Spaziergänger vom Waldrand oberhalb der Burgmatt Seesicht haben müssen.» Aufgrund der Überbauung, welche die Korporation derzeit beim Vogelwinkel realisiere, wäre das sonst künftig an dieser Stelle nicht mehr der Fall. «Und so entstand die Idee eines Holzstegs, der eine Querverbindung zwischen dem warmen Vogelwinkel und der kühlen Lorze bildet.»

Mittlerweile hat Andermatt den Turm erklommen und steht auf der leicht gewölbten Brücke, die über eine Felswand bis in den Wald führt. Der Blick in die Tiefe verrät: Nicht nur Ausdauersportler, sondern auch Menschen mit Höhenangst finden hier ein prima Übungsterrain. Die Brücke liegt 22 Meter über dem Boden.

Viel Regen und auch Schnee behinderten die Arbeiten

Im Januar wurden die Bauarbeiten in Angriff genommen, rund ein halbes Jahr später kann der Steg bereits eröffnet werden. Andermatt dazu: «Alle Beteiligten mussten gut miteinander arbeiten. Einige Elemente, etwa die Rundholzstützen, auf denen der Steg steht, wurden beim Holzbauer vorgefertigt und fertig geliefert. Entsprechend mussten die Arbeitsabläufe gut abgestimmt sein.»

Nicht immer lief alles wie geplant: «Der viele Regen und der späte Schnee im April erschwerten die Arbeiten. Dies, weil wir keine Bodenplatte bauen liessen, wie es bei normalen Bauvorhaben Usus ist, sondern so schonend wie möglich auf dem Waldboden arbeiteten.» Dennoch sei man nun auf Kurs.

Korporationspräsident Walter W. Andermatt auf «seinem» Projekt. (Bild: wia)

Von der Brücke gehts wieder die Treppe hinauf, nach 36 Stufen wechselt die Richtung um 180 Grad, weiter gehts die Stufen hinauf, bis man auf dem Steg steht. Dieser dreht 90 Grad nach links ab und führt zwischen den Bäumen hindurch. Durch diese Schlaufen, die man als Besucherin läuft, sieht man die Szenerien jeweils aus mehreren Perspektiven. Ein wenig wie beim Kirchlein von Wassen (UR).

Baarer Holz, bei abnehmendem Mond gefällt

«Das meiste Holz, das wir verwendet haben, stammt aus Baar, vor allem aus dem Blickensdorfer Wald», sagt Andermatt, während er über den nun gerade verlaufenden Steg bis zur nächsten abgedrehten Treppe schlendert. «Es handelt sich um Mondholz, also um Holz, das bewusst in der abnehmenden Mondphase geerntet wurde. Es heisst, dieses sei besonders beständig.»

Überraschend schnell ist man mittels Steg beim oberen Aussichtsturm angelangt. Gelogen wars nicht: Von hier aus sieht man tatsächlich auf den See. Deutlich beeindruckender als die Seesicht ist jedoch das «überirdische» Erlebnis im Wald selbst: der Waldboden, der in der Höhe so anders wirkt. Die Entdeckung erster Vogel- und Wespennester am Steg – die Natur hat den Steg bereits erobert. Die unerwartete Weitsicht auf die Baarburg, die sich beim Hinuntersteigen plötzlich offenbart.

Andermatt freut sich jedenfalls auf die Eröffnung des Stegs. «Ich bin überzeugt, dass der Schlaufensteg ein riesiges Geschenk für die Bevölkerung sein wird.» Das ist gut möglich. Jedenfalls für den schwindelfreien Teil der Bevölkerung.

Blick auf den Aussichtsturm beim Vogelwinkel. (Bild: wia)
Verwendete Quellen
  • Interview mit Walter W. Andermatt
  • Baustellenbegehung
  • Betriebskonzept des Schlaufenstegs
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